Leserbrief von Ahr-Autor Andy Neumann zu den Entwicklungen zum Helferstab
„Ehrlich jetzt?“

Andy Neumann. Foto: Carmen-Therese-Gloeckner
Ich fasse mal zusammen: Die Rheinland- Pfälzische Landesregierung hat im Kontext der Flutkatastrophe eine Reihe von Skandalen hingelegt, die selbst südamerikanische Regime hätte stürzen können: Katastrophale Lagebewertung, hundsmiserable Kommunikationswege, gotterbärmliche Einsatzführung, grottenschlechte Krisenkommunikation, Abarbeitung im Schneckentempo - vor allem und zuvorderst aber der bis heute mit aller Gewalt durchgezogene Unwille, auch nur einen Funken Anstand zu zeigen, exakt all daszuzugeben und zu sagen:
Wir haben´ s versaut!
Wäre ich Oppositionspolitiker in Mainz, ich kann Ihnen ziemlich genau sagen, was ich getan hätte, liebe Leserinnen und Leser: ich hätte die Landesregierung mit all´ dem so ausdauernd und genüsslich gegrillt, dass „Weber“ mir ein eigenes Modell gewidmet hätte. Ich wäre nicht müde geworden, hätte im Untersuchungsausschuss monatelang Fragen gestellt, die richtig weh tun, und in jede Kamera und jedes Diktiergerät gesprochen, das sich geboten hätte, um dieses epochale Versagen mindestens bis zur nächsten Wahl im kollektiven Bewusstsein zu halten. Das ist Oppositionspolitik, so wäre es schlau, so wäre es richtig.
Und Freie Wähler und CDU in Mainz?
Greifen sich das wohl einzige Beispiel schnellen, unkomplizierten und vor allem richtigen Handelns, das sich überhaupt finden lässt - nämlich den Auftrag an „Missy Motown“, den Helferstab weiter auf- und auszubauen und vorhandene Gelder sinnvoll einzusetzen - und konstruieren ausgerechnet daraus einen Skandal. Sie lassen sich, als wären sie nicht professionelle Politiker vor den Karren von Menschen spannen, deren selbst gesetztes Denkmal ohnehin schon voller Löcher ist, und erweisen den Ahrtalerndamit kurz vor dem zweiten Jahrestag der Flut einen Bärendienst. Unterstützt von exakt drei Journalisten.
Ich gebe zu, ich habe nie Politikwissenschaften studiert. Ich räume ein, ich habe vielleicht sehr viel weniger Ahnung von Politik und dem, was gute politische Arbeit ausmacht, als ich mir einbilde. Und ich bin mir absolut sicher, dass ich die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen habe. Doch selbst wenn ich all das mit einbeziehe, fällt mir nicht ein einzigerguter Grund für dieses Vorgehen ein.
Das Ahrtal - seit Tag 1 nach der Flut achselzuckend das SocialMedi -Getrommel ignorierend, ob es nun aus Hessen oderBurkina Faso kam – wehrt sich dieses Mal. Viele Menschen aus dem Tal schreiben Texte, Plakate werden aufgehängt, die Sozialen Medien mit Kommentaren gefüllt, Solidarität offen gelebt. Journalisten kommen ins Tal, die sich in Ruhe die Realität anhören und am Ende verstehen, dass „Viel Lärm um nichts“ ein Euphemismus wäre. Sprich, man tut, was man kann, um dieser hässlichen Kampagne gegen eine Frau aus dem Kreis Ahrweiler entgegenzuwirken, die von sehr wenigen meinungsstarken Menschen und deren Kleinst- Netzwerk aus Journalisten auf Kreuzzug betrieben wird.
Und die Opposition schließt sich stumpf und effekthaschend denen an, die gegen das Tal arbeiten.
Andy Neumann,
Ahrweiler
Danke, Herr Neumann für diesen Artikel. Sie sprechen sicher vielen Einwohnern aus der Seele. Wirklich schade, dass Sie kein Oppositionspolitiker sind !
"Und die Opposition schließt sich stumpf und effekthaschend denen an, die gegen das Tal arbeiten." Es gibt nicht "die" Opposition. Ich fülle als linker Kommunalpolitiker den Begriff "Opposition" mit Inhalt aus, nicht nur im Kreistag. Täglich und überall! Insbesondere im Ahrkreis benötigen wir eine kämpferische, widerständige und kritische, "echte", fortschrittliche Opposition jenseits des Mainstreams. Deshalb sollte man nächstes Jahr, bei den Kommunalwahlen, DIE LINKE stärken, damit sie diesmal einen Fraktionsstatus erhält. Bei der letzten Kommunalwahl fehlten den Linken nur 0,4% zum Fraktionsstatus. Wer wirksam und nachhaltig gegen das hiesige marktradikale, kommunalpolitische Establishment protestieren will, sollte keine konservative, marktradikale Partei wählen- erst recht nicht eine reaktionäre!
Ich finde es besonders schade wenn unter Vortäuschung falscher Tatsachen politisch oder privat motiviert nicht korrekt bzw. erzählt wird.
Die Frage muss erlaubt sein ob die Kosten in solchen höhen gerechtfertigt sind.
Die Verantwortung der Landesregierung kommt zu kurz. Das Ahrtal hätte es verdient zur Chefsache gemacht zu werden.
Das ist doch der eigentliche Skandal.
Klar, .....
Nur der Name Pfoehler ( CDU ) fiehl wie immer aus ....
Einer der Hauptverantwortlichen des Krisenstabes AW; wegen verzögerter Warnung verantwortlich für die vielen Toten ....
Ruhiggestellt mit einem Ruhestandsgeld in Höhe v. 6500€ monatlich - so ganz demokratisch !!
Ein Skandal ohnegleichen ...
An dieser Stelle wäre zu hinterfragen und von BLICK aktuell journalistisch sauber transparent zu machen, dass Herr Neumann regelmäßig musikalischer Gast und zur Promotion seiner Bücher im Café von Frau Nicole Schober (alias Missy Motown) und ihrer Lebensgefährtin zugast war.
Man kann damit ein gewisses Eigeninteresse vermuten, solche Worte zu wählen und einzelne Journalisten als „Anheizer“ zu betiteln.
Bravo, Herr Neumann! Genau so ist es. Nach all der Zeit hat man den Überblick über die vielen selbsternannten Wohl- und Übeltäter im Ahrtal verloren, erst recht den kläglichen Restglauben an die Politik. Schon lange warte ich auf das Engagement der Opposition im Landtag. Bisher vergebens. Aber sich an eine solche widerwärtige Kampagne zu hängen, das ist mehr als bequem und schlicht gesagt: Dumm!
Diesem Leserbrief stimme ich gerne zu. In Sachen zeitnahe Kommunikation und PR, verbunden Mut guter Recherche, ist bei allen Parteien im Mainzer Landtag noch sehr viel Luft nach oben.
Dennoch fragt sich, welche Rolle der Helferstab mit den ganzen negativen Posts in Richtung anderer Helfer zu tun hat, vor allen Dingen die, die ADD etc. ständig kritisierten.
Klasse Kommentar, dieser Leserbrief. Unterschreibe ich.