Kolpingfamilie Andernach

Auf dem Portugiesischen Jakobsweg

- Camino Português von Porto bis Santiago – Bildvortrag im Seniorenkreis schaffte einen ersten Einblick

Auf dem Portugiesischen Jakobsweg

Der Seniorenkreis genoss den Bildvortrag von Hildegard und Josef Nonn.Foto: privat

01.05.2016 - 12:00

Andernach. Für Neu-Pilger, die ihre ersten Erfahrungen machen wollen, ist der Portugiesische Jakobsweg mit dem Start in Porto gut geeignet. Er ist ca. 220 Kilometer lang und vermittelt einen guten Eindruck über die Herausforderungen einer solchen Langstreckenwanderung. So wird in entsprechenden Veröffentlichungen darauf verwiesen, dass der Weg auch für Frauen ein guter Einstieg sein kann. Über ihre Eindrücke auf diesem Teilstück des Pilgerwegs berichteten Hildegard und Josef Nonn im Seniorenkreis der Kolpingfamilie in Andernach in Wort und Bild. Nach dem Hinflug über Madrid und nachfolgend Porto war am Nachmittag Gelegenheit, die wunderbare Stadt Porto mit ihren unzähligen Sehenswürdigkeiten zu erkunden.

Die große Brücke über den Fluss Douro, die malerischen Gassen mit ihren Gebäuden in typischen südländischen Farben, die historischen, aber noch benutzten Straßenbahnen sind faszinierend. Ins Auge fallen die vielen Fassaden (auch Kirchen) mit blauen Kacheln, die an Delfter Porzellan erinnern. Besonders schön zeigt sich der Bahnhof von Porto, in dessen Halle die gesamten Wände und Decken mit biblischen Darstellungen auf Kacheln versehen sind. Natürlich durfte am Abend auch ein Gläschen Portwein nicht fehlen!


An der Küste lang oder durch das Landesinnere?


Nun muss sich der Pilger entscheiden, ob er den Küstenweg nimmt oder lieber den Camino im Landesinneren teilweise durchs Hügelland wählt. Der erste Pilgertag begann zunächst mit einer Taxifahrt, um sich das ausgedehnte Industriegebiet um Porto zu ersparen. Gegen Mittag startete die erste Pilgeretappe von Porto nach Barcelos. Das Wetter war trocken, aber die Temperaturen sehr hoch und die Wege mit wenig Schatten versehen. Das war auch in den nächsten 10 Tagen nicht anders: Temperaturen um die 36 Grad im Schatten, vormittags durch Wälder, ab mittags dann in der brütenden Hitze durch Feld und Flur, selten mit Baum und Strauch. Häufige Pausen mussten eingelegt werden, damit sich Füße und Muskeln wieder erholen konnten und entsprechende Getränke den Wasserhaushalt ausglichen.


Trockenes, aber sehr heißes Wetter


Trotzdem wurde die Landschaft mit ihrer vielfältigen Flora und Fauna genossen. Kirchen oder Denkmäler, die am Wege lagen, besichtigt (spendeten auch Schatten!) sofern sie geöffnet waren. Familie Nonn berichtete über ihre Rituale an den Pilgertagen, die Notwenigkeit der Reduzierung des Gepäcks, über sinnvolles und überflüssiges aus ihrer Sicht. Ebenso mussten die Pilgerpässe gestempelt werden, entweder in der Herberge, einer Kirche oder im Rathaus; sie sollen Beleg dafür sein, dass der Pilger die Strecke auch tatsächlich gelaufen ist. Dann fiel man müde ins Bett. So gestalteten sich die Pilgertage, mal mit mehr oder weniger Begegnungen mit anderen Pilgern. Der Portugiesische Weg ist je nach Jahreszeit weniger frequentiert als die Wege direkt durch Spanien. Auffallend oft wurden die Pilger von Einheimischen angesprochen, die früher als sogenannte „Gastarbeiter“ in Deutschland gearbeitet haben und sich dadurch in ihrer Heimat einen gewissen Wohlstand schaffen konnten. Sie äußerten sich durchweg positiv über ihren damaligen Aufenthalt und die Behandlung und die Kontakte in Deutschland. In den Folgetagen führte der Weg vorbei an verbrannten Wäldern – manchmal war die Hitze im Boden noch zu spüren, Brandgeruch hing in der Luft. Die Löschflugzeuge und –hubschrauber waren feste Begleiter an allen Tagen, obwohl eine direkte Konfrontation mit den Bränden nicht gegeben war. Kein Wunder bei diesen hohen Temperaturen, obwohl häufig Brandstiftung vermutet wird, um Land zu roden. Der Weg ging erneut durch wunderbare Landschaften und Städte. Am 5. Lauftag wurde die Grenzbrücke über den Mino erreicht, spanischer Boden in Tui betreten und die Uhren eine Stunde vorgestellt. Wieder in Spanien fühlte sich Josef als Pilger gleich wieder zu Hause. Die Mentalität der Menschen ist eine andere. Die Pilger auf dem Jakobsweg haben in Spanien einen besonderen Status. Die Kathedrale in Tui, die einer Burg gleicht, wurde besichtigt. In den Folgetagen wurde so manche Römerbrücke überquert, in Caldas de Reis die heißen Quellen begutachtet; es roch nach Schwefel und fauligem Wasser. Vorbei an alten Klöstern, die ehemals auch Pilgerherberge waren, ging es nach Padrón, die Stadt, in der der Legende nach das Boot mit dem Leichnam des Hl. Jakobus gelandet sein soll. Der Anlegestein befindet sich jetzt in der Kirche und kann besichtigt werden. Padrón ist auch die Stadt mit den berühmten „Pimientos de Padrón“ - kleinen grünen Paprikaschoten, die frittiert und mit grobem Salz gewürzt eine Köstlichkeit darstellen und als Vorspeise genossen werden. Auf den Berg steigt man zum „Jaköbchen“, auf dem eine Statue mit dem „kleinen Jakob“ steht.


Santiago rückte näher


Alte Kornspeicher säumten die Wege, markante Zeichen der Region Galizien bis nach Santiago de Compostela, das am 10. Lauftag erreicht wurde. Auch hier gibt es ein festes Ritual: Es geht zum Pilgerbüro zur Anmeldung mit Vorlage der Pilgerpässe für die Ausstellung der Compostela. Danach führte der Weg in der Kathedrale: die Büste des Hl. Jakobus über dem Hochaltar wurde umarmt zum Dank für die glückliche Ankunft und vor dem Schrein des Jakobus in der Krypta unter dem Hauptaltar gebetet. Überschäumendes Glück machet sich breit; die Pilger lagen vor der Kathedrale auf dem Boden und die Gefühle übermannten einen förmlich. Der kommende Tag stand im Zeichen des Pilgergottesdienstes um 12 Uhr in der Kathedrale mit geschwenktem Rauchfass, dem „Botafumeiro“, Tradition und Schauspiel für alle Kirchenbesucher. Am nächsten Pilgertag ging es weiter in Richtung Muxia, dem „anderen“ Ende der Welt (neben dem Kap Finisterre). Auf dem Weg war es genauso heiß wie die Tage zuvor. Doch schnell nahte die Küste und schon der Anblick des Meeres ließ die kühlere Luft erahnen. In drei Pilgertagen wurde der Atlantik erreicht, stolz und froh wurde auch diese Etappe geschafft. Die große Marienkirche direkt am Meer (die im Dezember 2013 komplett abgebrannt ist, aber wieder errichtet wurde) und der Leuchtturm sind bemerkenswert. Ein besonderes Monument erinnert an eines der größten Tankerunglücke an der galizischen Küste im Jahr 2002. Damals wurden weite Strecken des Landes und die Strände mit Öl verseucht, viele Fische und Vögel sind qualvoll verendet. Inzwischen hat sich die Natur wieder erholen können. Am Pilgerstein mit der Kilometrierung 0,000 km ging die Pilgerreise nach gut zwei Wochen mit vielen Eindrücken und bleibenden Erinnerungen zu Ende. Einschließlich des Abstechers an die Küste hat das Ehepaar rund 300 Kilometer Pilgerwanderung hinter sich gebracht. Buen Camino!

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