Traditionsreiche Künstlervereinigung präsentiert im Rathaus der Kreisstadt ihre „Resonanzen“

Are Gilde feiert 80-jähriges Bestehen

18.10.2022 - 11:18

Bad Neuenahr-Ahrweiler.Von Sven Schalenbergs Ölgemälde „General Meese“, wie er den Rhein überquert, bis zu Anneli Leufgens luftigem Blätter-Aquarell und Manfred Puschs „Choral Vital“ reicht die neue Ausstellung „Resonanzen“, von Dieter Breuers pausbackigem Mädchen über Margarete Gebauers aufgewühltem Paradies und Angelika Castellis Harfenspielerin bis zu Antje Schlauds stilisierten und Christina Schäfers ausgearbeiteten großen Gestalten. Neben zahlreichen Bildern, darunter auch solche bereits verstorbener Künstler wie Johannes Fr. Luxem und Ernst Kley, gibt es Skulpturen von Dr. Horst Saul, Otto Kley und Peter Krebs. An Fotografien sieht man Bettina Holzems Reise-Resonanzen, die dramatisch überhöhte Fangomühle des kurz nach der Flut verstorbenen Mitglieds Werner Mertens und Detlef Böhmers Schwarzweiß-Aufnahme vom Montmartre in Paris.

Mit der am Freitag eröffneten Präsentation begeht die Künstlervereinigung ihr 80-jähriges Bestehen. Die schon 2021 fällige Geburtstagsfeier wurde wegen Corona und der Flut auf dieses Jahr verschoben. Zur Vernissage im wunderschönen Sitzungssaal des Rathauses und ergänzend zur Ausstellung wies die Gilde mit einem Reigen kleiner Vorführungen auf ihre weiteren künstlerischen Sparten hin. Denn auch vor 80 und einem Jahr starteten die Kreativen als Maler, Schriftsteller und Musiker. Als die Vorsitzende Eva-Maria Kreuter meditativ aufs Resonanzen-Thema einstimmte, wurde sie am Klavier von Gisbert Stenz begleitet, so auch Stefanie Nießen, die singend stimmungsvoll „Ein Gruß an das Ahrtal“ entbot. Dorle Schweiss tat dies mit einem Gedicht, ebenso trug Dr. Horst Saul Verse aus eigener Feder vor. „Klezmer & Co“ aus Rheinbach wiederum umrahmten musikalisch-beschwingt den Ausstellungsstart.


Eine Bleibe fehlt


Die schweren Zeiten der Gründung im Jahr 1941 und heute „sind ähnlich, damals näherte sich die Front, heute herrscht Krieg in der Ukraine“, hob Otto Kley, Zweiter Vorsitzender, in seiner Begrüßung hervor. Die Vereinigung sei um Resonanzen und ein Miteinander bemüht gewesen. „Es gab auch Dissonanzen, aber auch immer wieder ein Zusammenraufen. Schließlich und endlich war es auch die Heimat, die miteinander verband.“ Kreuter sprach bezugnehmend auf den Soziologen Hartmut Rosa über die Bedeutung von Resonanz als „eine besondere Form des Dialogs“. Resonanzmomente ergäben sich beim Malen, Schreiben und Fotografieren, „also bei einer Tätigkeit, in der man aufgeht“, und entstünden zwischen Werken und den Rezipienten. Resonanz sei, so die griffige Definition, „eine Grundsehnsucht nach einer Welt, die antwortet“.

Der Gilde attestierte die Vorsitzende, „unverzichtbarer Bestandteil unserer Kulturlandschaft“ zu sein. Immer wieder stoße man in der Region auf Zeugnisse kulturellen Schaffens der Gilde-Künstler: das Kriegerdenkmal von Hanns Matschulla, der Mauerspäher von Otto Kley oder die Fassadengestaltung von Franz Ulrich. Die lange Tradition hätte die Gilde nicht müde gemacht, „sondern sie eröffnet weiterhin geistige sowie diskursive Resonanzräume mit uneingeschränkter Freude und ehrenamtlichen Einsatz“, versicherte Kreuter. Sie schloss eindringlich mit der Bitte „um eine räumliche Bleibe in unserer Stadt“, ein Zuhause, wo die Künstler schaffen und ihre Kunst vermitteln können.


Entscheidende Impulsgeber


„Viel zu selten ist Kunst in diesen Hallen“, begrüßte Bürgermeister Guido Orthen die Ausstellung im Rathaus. Er freue sich, den Ort zur Verfügung zu stellen für die 1941 von Lehrern, Schriftstellern, Malern und Musikern gegründete Vereinigung, die Kontinuität und Flexibilität durch die Zeiten getragen hätten. Die Künstler seien Teil der Gesellschaft gewesen: „Sie waren eine Stimme beim Mauerfall, und die Stimme ist auch nach der Flut nicht verhallt“. Bemerkenswert fand er, dass die Gilde trotz Flut in Rheinbach ausgestellt hat. Den Künstlern dankte er „als entscheidenden Impulsgebern“ und Eva-Maria Kreuter für ihren Einsatz, verbunden mit der Bitte, weiterzumachen. „Wir brauchen mehr denn je Kunst in der Wiederaufbauzeit“. Bleibt zu hoffen, dass Kreuters Ruf um einen Raum in der Stadt nicht ungehört verhallt. In seiner Rede jedenfalls griff der Stadtchef die Bitte nicht auf.

„Mir wird heute wieder deutlich, wie toll es ist, hier Kunst zu erleben“, fand auch der Erste Kreisbeigeordnete Horst Gies anerkennende Worte. Die Kunst sei ganz wichtig. Sie habe in der Region „immer eine große, eine wichtige Rolle gespielt“. Er erinnerte als Beispiel an das Arp Museum. „Seit 2007 hat sich da etwas ganz Großes entwickelt“, so Gies, der die Gilde, wie es auch die Kreisstadt tat, mit einer Jubiläumszuwendung bedachte.

Die Ausstellung „Resonanzen“ ist bis 4. November montags bis freitags, 9 bis 16 Uhr, geöffnet. Führungen werden freitags zwischen 14 bis 16 Uhr und nach Absprache (Mail: praesidentin@are-gilde.de) angeboten. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen. HG

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