Was sind die Konsequenzen für die Katastrophenvorsorge des Landkreises Ahrweiler?

Flutkatastrophe und Zeitenwende

Flutkatastrophe und Zeitenwende

links Oberst a.D. Schmidhofer; rechts Landrätin Weigand. Foto: Elmar Gafinen

24.04.2024 - 13:52

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Seit dem Jahr 2023 beschäftigt sich die Sektion Bad Neuenahr-Ahrweiler der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) in aufeinander folgenden Veranstaltungen mit der Katastrophenvorsorge. Um dieses wichtige Thema in seiner Komplexität zu verdeutlichen, wurden in Vorträgen die Ebene Bund, das Land Rheinland- Pfalz und im aktuellen Fall der Landkreis Ahrweiler betrachtet. Als Referentin konnte die seit Anfang 2022 im Amt befindliche Landrätin Cornelia Weigand gewonnen werden. Der Vortragsabend fand am Dienstag, 16. April 2024, um 19.00 Uhr im „alvitha“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler statt und konnte in Präsenz oder als ZOOM-Webinar verfolgt werden.


Umdenken nötig


Frau Weigand machte gleich zu Beginn ihrer Ausführungen deutlich, dass Katastrophenvorsorge ein Umdenken bei allen Verantwortlichen auf allen Ebenen aber auch in der Bevölkerung erfordert. Dass das noch ein weiter Weg ist, wurde sehr schnell auch an Beispielen aus ihrer Zeit als Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr während der Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal deutlich. Es gab weder Einsatzpläne noch ausgebildetes und geübtes Personal für einen solchen Ernstfall. Die Zuständigkeiten waren nicht klar geregelt; die föderalen Strukturen verhinderten ein schnelles und effektives Krisenmanagement. Deutschland befand sich nach Ende des kalten Krieges im „Dornröschenschlaf“. Alle Politiker vermieden es, selbst nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, Klartext zu reden und die Bevölkerung für nach wie vor existierende Gefahren (nicht nur militärischer Art) zu sensibilisieren.

Die Landrätin zeigte dann an der Arbeit der Kreisverwaltung auf, welche Schritte unternommen wurden und noch werden, um bestehende Defizite abzubauen. Es wurden Alarm- und Einsatzpläne, Objektinformationen, strukturelle Informationen sowie ein Kreisgefahrenabwehrbedarfsplan erstellt. Das Ganze ist Bestandteil eines Katastrophenschutzplanes, der ständig weiterentwickelt und ergänzt wird. Zudem fanden in den letzten Monaten Ausbildungen der Mitarbeiter und Übungen zu verschiedenen Szenarien statt. Auch im Bereich der Ausrüstung ( Fahrzeuge, Funkgeräte, Materiallager) sowie bei der Einbeziehung weiterer Kräfte wie DLRG und Rettungshundestaffeln wurden Erfolge erzielt. Das alles sind erste Schritte, erkannte Defizite zu beseitigen, aber auch die Verantwortlichen und ihre Mitarbeiter zu befähigen, in einer Krisensituation zielgerichtet und effizient zu handeln. Frau Weigand machte aber auch deutlich, dass der Kreis allein solche Ereignisse wie die Flut an der Ahr nicht bewältigen kann. Dazu bedarf es der Hilfe des Landes Rheinland-Pfalz und einer länderübergreifenden Koordinierung. Eine Naturkatastrophe kennt keine Ländergrenzen oder administrative Gliederungen. Hierzu bedarf es weitaus größerer Anstrengungen als bisher. Deutschland verfügt über hervorragende Ressourcen (z.B. THW, Bundeswehr, Luftrettung, DRK, Feuerwehren), um die uns andere Länder beneiden. Sie müssen nur schnell und ohne bürokratische Hürden (komplizierte Anträge auf Unterstützungsleistungen über mehrere Ebenen unter Einbeziehung aller möglichen Ressorts) einsetzbar sein.

Die Referentin ging dann auf einige Themen ein, die zwar angepackt wurden, aber einer bundesübergreifenden Regelung bedürfen. Das betrifft vor allem den Bevölkerungsschutz als Teil des Katastrophenschutzes. Dabei wurde seit Ende des Ost-West-Konfliktes alles vernachlässigt. Hier sei nur der Abbau des Sirenensystems und die fehlende Information der Bevölkerung über die Bedeutung möglicher Signale genannt. Es gibt erste Bemühungen neue Sirenen zu installieren, die auch Sprachdurchsagen ermöglichen. Aber genauso wichtig ist die Einbeziehung der Bürger in alle Maßnahmen und ihre Information über deren Sinn und Zweck. Jeder Einzelne muss über Möglichkeiten des Selbstschutzes, der Selbsthilfe und der Eigenvorsorge informiert sein. Die Kaskomentalität: „Der Staat hat das alles für mich zu regeln“ hat ausgedient. Dazu bedarf es aber einem kompletten Umdenken, das in der Schule beginnen muss, sich in der Familie fortsetzt und bis in den Arbeitsalltag hineinwirkt. Das wird ein langwieriger und mühsamer Prozess. Aber auch unter Berücksichtigung der vom Bundeskanzler ausgerufenen Zeitenwende und der Besinnung auf die Landesverteidigung ist das ein zwingend notwendiger Schritt.


Katastrophenschutz ist keine Ein-Mann-Show


Die in den letzten Tagen insbesondere in allen regionalen Medien veröffentlichten Bewertungen der Verantwortlichkeiten für die Flutkatastrophe im Ahrtal machen die von Frau Landrätin Weigand begonnenen organisatorischen Veränderungen umso aktueller. Der Prozess erfordert neben einem funktionierenden Führungssystem auch Führungsverantwortung. Leider ist insbesondere in der Politik diese am wenigsten ausgeprägt. Eher gilt der Grundsatz, bevor ich eine falsche Entscheidung treffe, entscheide ich lieber nichts. Das unterstreicht auch noch einmal die Aussage von Frau Weigand, das Katastrophenschutz keine „Ein-Mann-Show“ sein kann, sondern kollektives Handeln auf allen Führungsebenen und ressortübergreifend erfordert. Dazu zählt auch, dass ein Verantwortungsträger, der auf Grund seiner Funktion (Aufgabenbeschreibung) für bestimmte Handlungen (z.B. Auslösung von Katastrophenalarm) die Zuständigkeit hat, diese auch zwingend wahrnehmen muss und nicht delegieren darf. Das zu kontrollieren ist wiederum Aufgabe der übergeordneten Führungsebene. Wenn diese Komplexität nicht beachtet wird, kommt es zu solchen tragischen Ereignissen, wie bei der Flutkatastrophe an der Ahr.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Fidele Möhnen Niedermendig

Jahreshauptversammlung

Niedermendig. Die Fidelen Möhnen Niedermendig laden alle Mitglieder zur Jahreshauptversammlung am 16. Mai, um 20:11 Uhr in den Ratstuben ein. Tagesordnung: 1. Eröffnung und Begrüßung; 2. Gedenken an die Verstorbenen; 3. Verlesung des Protokolls der letzten Jahreshauptversammlung; 4. Geschäftsbericht; 5. Kassenbericht; 6. Bericht der Kassenprüferinnen; 7. Entlastung der Kassiererin und des Vorstandes; 8. Neuwahlen 9. Verschiedenes. mehr...

Entwicklungs- und Pflegekonzept in den Thürer Wiesen

Eine Oase der Artenvielfalt

Mendig. Das etwa 26 Hektar große Gebiet der Thürer Wiesen, dass im Jahr 1987 unter Naturschutz gestellt wurde, erstreckt sich entlang des Thürer Bachs. Seit 1976 führt ein gut ausgebauter Weg durch die Wiesen, der heute ein Teilstück des Radwanderweges Mayen-Andernach und auch Teil des Eifel-Camino ist. Im Rahmen eines Ortstermins trafen sich jetzt Vertreterinnen und Vertreter der Stiftung für Natur... mehr...

Regional+
 

Campus für Start-Ups entsteht im Mendiger Gewerbepark A61/B262

Schnelligkeit und digitale Möglichkeiten

Mendig. Verkehrsgünstig ist mit Blick auf Mendig nicht nur eine Worthülse, sondern eine Standortbeschreibung, die Unternehmen auch in digitalen Zeiten anzieht. Ein Paradebeispiel ist der Gewerbepark an der A 61, der sich seit einigen Monaten einen Namen als Campus-Standort für Start-Ups und junge Unternehmen macht. Zudem plant die VR Bank RheinAhrEifel dort ein neues Dienstleistungszentrum. Im Rahmen... mehr...

Abteikirche Maria Laach

Orgelkonzert

Maria Laach. Am Freitag, 17. Mai spielt Prof. em. Johannes Geffert um 19 Uhr in der Abteikirche Maria Laach festliche Werke von Händel, ein romantisches Adagio von Dienel, eine Bachsche Triosonate, ein flirrendes Scherzo von Bossi sowie die Engelszene aus der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ von Humperdinck in einer Orgelfassung. Geffert begann seine Karriere als Organist der Bonner Kreuzkirche; ferner... mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Fahrzeug überschlägt sich auf B49

Kontrollverlust in Kurve: PKW kollidiert mit Baum nahe Montabaur

Fahrzeug überschlägt sich auf B49

Montabaur. Am frühen Nachmittag am Sonntag, 5. Mai kam es auf der B49, Gemarkung Montabaur, in Höhe „Großer Herrgott“ zu einem Alleinunfall eines PKW. Der junge Fahrer verlor in einer Kurve die Kontrolle über sein Fahrzeug und kollidierte anschließend mit einem neben der Fahrbahn stehenden Baum. mehr...

Feuerwehr rettet Reh vom Kinderspielplatz

Ungewöhnliche Rettungsaktion in St. Sebastian

Feuerwehr rettet Reh vom Kinderspielplatz

St. Sebastian. Am Samstagvormittag, 4. Mai 2024, verirrte sich ein Reh auf den Kinderspielplatz am Deutschpfädchen in St. Sebastian. Der herbeigerufene Jagdpächter, die Freiwillige Feuerwehr Weißenthurm sowie die Polizei rückten an, um dem Reh zu helfen. mehr...

Frühmorgendlicher Feueralarm: Brand in Hotelküche ausgebrochen

Brandermittlungen in Linz: Ursache noch unklar

Frühmorgendlicher Feueralarm: Brand in Hotelküche ausgebrochen

Linz. Am Montagmorgen, 6. Mai gegen 02:15 Uhr wurde über die Integrierte Leitstelle ein Küchenbrand in einem Linzer Gastronomie-/Hotelbetrieb gemeldet. Im Objekt befanden sich zu diesem Zeitpunkt der Betreiber sowie sechs Hotelgäste, die in ihren Zimmern schliefen. mehr...

ULV geht selbstbewusst in die Stadtratswahl

Unabhängige Liste Vallendar (ULV)

ULV geht selbstbewusst in die Stadtratswahl

Vallendar. Die Unabhängige Liste Vallendar e.V. (ULV) hat am Mittwoch, 10. April 24 im Rahmen einer Mitgliederversammlung, ihre Liste für die Stadtratswahl aufgestellt. Lutz Haushahn (1. Vorsitzender der ULV) hatte für 19 Uhr ins Gasthaus Herzog von Nassau geladen. mehr...

Spenden statt Wahlplakate

SPD-Ortsverein in Vallendar

Spenden statt Wahlplakate

Vallendar. Rund 1.000 Euro, die der SPD-Ortsverein Vallendar mit Niederwerth und Weitersburg für Wahlplakate an Laternen und Zäunen im Wahlkampf vorgesehen hatte, gehen stattdessen an Fördervereine in Vallendar. mehr...

Stellungnahme der AfD zur Stadtratssitzung in Mayen

AfD sieht sich unter „Beschuss“

Mayen. Am Donnerstag, 2. Mai fand um 17.00 Uhr die letzte Stadtratssitzung in dieser Legislaturperiode im Rathaussaal in Mayen statt, da am 09.06.24 ein neuer Stadtrat gewählt wird. mehr...

„Der Ausgleich war die logische Folge“

Fußball-Bezirksliga, 31. Spieltag

„Der Ausgleich war die logische Folge“

Mendig. Mit einem versöhnlichen Abschluss im vorletzten Heimspiel wurde es nichts: Am 31. Spieltag der Fußball-Bezirksliga Mitte musste die SG Eintracht Mendig gegen den abstiegsgefährdeten SSV Boppard mit einem enttäuschenden 1:1 (1:0)-Unentschieden zufrieden sein mehr...

TV-Urbar 1889 e.V.

Neuer Yoga-Kurs mit Rory

Urbar. Yoga – „die sanfte Art, den Körper zu trainieren und Entspannung zu finden“. Seit dem 6. Mai 2024 ist wieder ein Hatha-Yoga-Folgekurs „Yoga mit Rory“ gestartet. Hatha-Yoga ist eine Form von Yoga,... mehr...

TV-Urbar

Offenes Training bei den Korbballerinnen

Urbar. Am Donnerstag den 16. Mai findet in der Sporthalle Urbar ab 19 Uhr (Treffen ab 18.45 Uhr) ein offenes Korbballtraining statt. Die TV-Urbar Korbballerinnen laden alle herzlich ein vorbeizukommen,... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

Premiere in Ransbach-Baumbach

K. Schmidt:
Herr Müller hat schon Recht. Nie war doch mehr Information wie heute. Ich lade mir alle Beschlussvorlagen des Stadtrates herunter, als wär ich dort selber Mitglied. Ich kann mir deren Beschlüsse der letzten Jahre anschauen. Die Homepage der Verwaltung ist proppevoll mit Infos. Und das gilt sogar für...
Werner Müller:
Bürger, die keine VG-Blätter lesen (weder die Ankündigung noch die Entscheidung) und nicht an den öffentlichen VG-Sitzungen teilnehmen, wollen mehr informiert werden. Angebote nicht annehmen und sich dann laut über die eigene Inkompetenz beschweren - den gleichen Quatsch haben wir in Höhr-Grenzhausen...
K. Schmidt:
War es nicht die CDU, die die 7% eingeführt hatte, und dies ausdrücklich mit einer Befristung versah? Die stellt sich dann jetzt hin und jammert, weil diese Frist auslief und nicht verlängert wurde. Dieses elendige, unehrliche Hin und Her, Regierungs- und Oppositionsgetue mit quasi frei austauschbaren...
juergen mueller:
Typisch AfD-Manier. Warum die AfD seid 2015 so stark werden konnte? Weil sie permanent ihren Fokus darauf ausrichtet, die vermeintlich wohlstandsgefährdende Politik der Altparteien anprangert u. damit Erfolg bei denen hat, die grundsätzlich immer dabei sind, wenn es um`s Jammern auf höchstem Niveau...
Amir Samed:
Wegen der Steuergesetze bleibt den Arbeitnehmern von ihren höheren Gehältern kaum etwas übrig. Mit der Umsatzsteuer in der Gastronomie, der CO2-Steuer, der Luftverkehrssteuer, der Plastiksteuer, der LKW-Maut oder den stark steigenden Beiträgen in Kranken- und Pflegeversicherung hat die Ampel die Bürger...
K. Schmidt:
Ich habe mit dem Begriff "Bürger" an der Stelle ein kleines Problem. Denn während ich bei Bundes- oder Landtagsabgeordneten auch öfters den Eindruck habe, da steht die Partei und Machterhalt über allem und es gibt eine gewisse Basis- und Realitätsferne, kann man das den Mitgliedern von Ortsbeiräten...
Veronika Wildner:
Wenn nicht jetzt, wann dann! So ist es, ich wünsche der Wählergruppe Erfolg und gutes Gelingen ihrer gesteckten Ziele. Das ist Basisdemokratie, selbst die Hand anzulegen, die Bürger für die Bürger vor Ort bestimmen die Richtung, viel Glück....
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service