Haus der Kultur: Ausstellung in Burgbrohl
Gegen den Strich: Malerei von Carmen Benner und Bernhard Nauroth
Burgbrohl. „Gegen den Strich“, nach dem Fin-de-siècle Roman von Joris Karl Huysmans „A Rebours“, heißt die Ausstellung, mit der Galerist Marcus Diede wieder einmal seinen früheren Wirkungsort, das Haus der Kultur, bespielt. Die Maler Carmen Benner und Bernhard Nauroth aus dem Westerwald verstehen sich auch als Künstlergemeinschaft und firmieren als solche wiederum unter „A Rebours“.
Eine gemeinschaftliche Landschaftsarbeit ist zu sehen, die ins Gebirge führt und über Felsen und ein Männlein mit Wimpel verfügt. Ein wenig erinnert sie an Caspar David Friedrich, ein wenig auch an asiatische Landschaftsmalerei. Doch spannend ist sie, weil sie Gegenständlichkeit durchsetzt von Abstraktion zeigt. Ansonsten präsentieren sich die Künstler mit individuell hervorgebrachten Arbeiten und die sehen sich alles andere als ähnlich.
Böse Hasen
Im Parterre kommt die düster befremdliche Welt Nauroths zum Tragen. Wie den Protagonisten in Huysmans‘ Roman verlangt es ihn nach Fantasien, jenen, um sich zu berauschen, diesen, als Motor und Inhalt seiner Malerei.
Schädel, Schlangen und schlafendes Getier werden dekorhaft stilisiert. Darstellungen oszillieren zwischen Tod, Teufel und Eros, die Nebelwelt zieht auf und ein kalkweißes Puppengesicht leidet in unheimlichen Kammern. Es gibt gewiss Liebhaber dieses etwas dick aufgetragenen Grusels. Psychologisch diskreter und umso wirkungsvoller sind Nauroths drei Osterhasen, in Öl gemalt, wie übrigens all seine Bilder. Da tritt aus schwarzem Mal-Fond ein wirklich abgründiges Trio, besonders der männliche Hase ist zum Fürchten.
Anrührend beinahe in einem weiteren Bild steht ein einzelnes aufrechtes Häschen in einer Ecke. Verlegen schauend, kreidebleich im Gesicht, unnatürlich rote Bäckchen, schwarzes Kleid mit weißem Krägelchen – so könnte er aussehen, der kleine Liebling von Mama und Papa Böse. Vielleicht aber ist er verlassen, heißt doch das Bild „In diesen grauen Gassen will niemand bei uns sein“.
Andeutungen und Ahnungen
Marcus Diede erläutert, „Mit der Ausstellung verhält es sich wie mit Dantes Göttlicher Komödie, erst kommt das Inferno, da muss man durch, dann das Paradies“.
Er sagt es und geleitet den Gast in die obere Etage, Carmen Benners figuratives Reich. Die Künstlerin ist eher im Illustrativen, Märchenhaften zuhause. Sie arbeitet fotorealistisch, aber auch ihre Szenarien mit äußerst fein gemalten Gestalten, deren Gesichter und Haut verblüffend echt erscheinen, sind nicht frei von Andeutungen und manch dunkler Ahnung, so, wenn die Haut einer schönen Schlafenden an der Schulter bricht, wenn Meisen bedrohlich über dem Kopf eines Kindes kreisen. Anmutig aber halten die drei Nornen den Schicksalsfaden in ihren Händen und huldigen in einem anderen Format im Wasser stehende Mädchen und Jungen ganz in Weiß einem Hasen auf einem Altar. Halt, da ist wohl doch wieder Gefährdung im Spiel, als auch die Verbindung von Religion, Tod und Eros. Die ist unübersehbar in „Der Sündenfall“. Freilich stehen Eda und Eva, in heutiger Haartracht und Unterhosen bekleidet, auf einem mit Scherben übersäten Boden. Die Gesichter spiegeln Trotz. Eva jedenfalls hält für zukünftige Wehrhaftigkeit eine spitze Glasscherbe in der Hand.
Die Ausstellung ist bis einschließlich Sonntag, 2. Juli, im Haus der Kultur, jeweils samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Weitere Infos finden Interessierte unter www.galerie-diede.de oder telefonisch unter (01 77) 734 19 13.
HG