Vortrag im Laacher Forum

„Verdacht auf Demenz“

Cornelia Stolze klärte über das Verhindern von Fehldiagnosen auf

„Verdacht auf Demenz“

Cornelia Stolze erklärte, wie sich Fehldiagnosen bei Demenz verhindern lassen. Foto: E. T. Müller

22.10.2016 - 12:15

Maria Laach. Diplombiologin und Medizinjournalistin Cornelia Stolze eröffnete das Laacher Forum in der Klosteraula mit einer steilen These. „Das Theoriegebäude von Alzheimer steht auf wackligen Füßen.“ Auch hinter dem Wörtchen „Demenz“ verbirgt sich für Cornelia Stolze eine oft vorschnell getroffene Diagnose, mit der sich viel Geld verdienen lässt: „Ein Milliardengeschäft. Eine Studie aus dem Jahr 2009 belegt: In bis zu drei Viertel aller Fälle ist die Diagnose falsch. Oft finden sich Ursachen, die sich – rechtzeitig erkannt – gut beheben oder verhindern lassen.“ Bereits Flüssigkeitsmangel kann demenzielle Erscheinungen wie Vergesslichkeit oder Wortfindungsstörungen hervorrufen, die eine Demenz lediglich vortäuschen. „Das Bild der Unausweichlichkeit ist falsch“, so die Referentin im Laacher Forum. Häufig werde „Demenz“ diagnostiziert, wo doch nur ein akuter Verwirrtheitszustand, ein Delir vorliege. Ein Delir kann auch nach einer operativen Narkose, nach einem Sturz, einer Gehirnerschütterung, einer Hirnblutung, nach einer akuten Infektion oder durch Unterzuckerung entstehen. Ebenso gibt es Medikamente, die ein Delir begünstigen: Schmerzmittel, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Cholesterinsenker, Magensäureblocker, Mittel gegen Osteoporose oder Antidepressiva. Cornelia Stolze: „In Krankenhäusern wird mit Demenz relativ sorglos umgegangen. Mehr als ein Drittel aller Patienten entwickeln nach der Narkose ein sogenanntes postoperatives Delir.“

Doch die meisten Menschen kennen diese kognitive Störung nicht: „Allzu oft bleibt sie – selbst von Ärzten und Pflegern – unentdeckt.“ So werde bei einem Delir nach einem Krankenhausaufenthalt von drei bis vier Wochen die Diagnose „Demenz“ gestellt. Eine solide Diagnose könne bei Demenz aber erst nach einer Beobachtungszeit von sechs Monaten gestellt werden. Da landen ältere Patienten schnell im Pflegeheim. Kognitive Störungen aber können unbehandelt zum Dauerzustand werden und als Spätfolge eine Demenz auslösen. Erschwerend komme hinzu, dass der Hausarzt und Spezialisten wie Urologen oder Augenärzte oft unabhängig voneinander Medikamente verordnen. Hausärzte übernehmen unkritisch die in der Klinik verordneten Medikamente, auch jene, die nur zwei bis drei Wochen gegeben werden sollten. Möglich wird ein gefährlicher Mix, der auch zu Wahrnehmungsstörungen führen kann.

Cornelia Stolze: „Viele Mittel werden verabreicht, obwohl es keine wissenschaftliche Grundlage dafür gibt.“ Das große Geschäft macht die Pharmaindustrie. Und die Referentin nannte Walter Jens, der als prominenter Demenzkranker gehandelt wird, in Wahrheit aber seit einer schweren Depression starke Psychopharmaka nahm, die ihn abhängig machten. Bei Walter Jens sei die Diagnose Demenz „unseriös“, erklärte Cornelia Stolze. Auch der Alzheimer-Prominente Fußballer Gerd Müller hatte in Wahrheit ein Alkoholproblem. Alkohol und Medikamente können Langzeitschäden auslösen.

In Maria Laach riet die Diplombiologin und Medizinjournalistin, den Ärzten nicht alles zu glauben. Auch sei es nicht ungefährlich, sich auf Internetberatungen zu verlassen: „So betreibt manch ein Arzneimittelhersteller eine scheinbar allgemein über Demenz oder ‚Alzheimer‘ informierende Website. In Wirklichkeit sind die dort angebotenen Fakten einseitig, verzerrt und zum Teil wissenschaftlich nicht haltbar.“ Viele Medikamente würden zu Demenzsymptomen führen. Mit ihrem Vortrag gab Cornelia Stolze ihren Zuhörern Instrumente an die Hand, sich selbst ein Bild zu machen und medizinische Behandlungen kritisch zu hinterfragen.


Weitere Veranstaltungen


„Was müsste Luther heute sagen?“ lautet der Vortag von Dr. Heiner Geißler am Mittwoch, 16. November. Eine sehr persönliche Annäherung an den Reformator durch den Jesuitenschüler und Katholiken. Professor Annelie Keil und Dr. Henning Scherf thematisieren am Donnerstag, 24. November um 20 Uhr im Laacher Forum „das Sterben und den Abschied leben lernen“. Beide Referenten werden ihre ganz persönlichen bitteren wie tröstlichen Erfahrungen offenlegen und dabei Mut machen, den Abschied gemeinsam zu leben und erträglicher zu machen.


Buchungen und Nachfragen


Buch- und Kunsthandlung Maria Laach, Maria Laach, Tel. (0 26 52) 5 93 65, www.maria-laach-buchhandlung.de, E-Mail: buchhandlung@maria-laach.de.

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