Großübung am St. Nikolaus-Stiftshospital

Vorbereitung auf den Ernstfall

06.05.2024 - 09:59

Andernach. Rettungskräfte und Krankenhäuser müssen auf viele unterschiedliche Katastrophenfälle gut vorbereitet sein. In Andernach wurden am Freitag ein Brandszenario, ein Verkehrsunfall und damit ein Massenanfall von Verletzten geübt.

Aus dem 3. Stockwerk des Personalwohnheims des St. Nikolaus-Stiftshospitals steigt beißender Qualm nach draußen. Kurz darauf geht bei der Feuerwehr die Meldung ein: bestätigtes Feuer mit Personenrettung, mehrere Schwerverletzte und vermisste Personen. Minuten später sind die Freiwillige Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz einsatzbereit vor Ort.

Zum Glück gehörte dieses Szenario nur zu einer Feuerwehrübung. Und bei den fünf Verletzten handelte es sich lediglich um geschminkte Laienschauspieler der Jugendfeuerwehr. Doch dies war nur der erste Teil der Großübung. Es sollte noch schlimmer kommen: Während die Rettung in vollem Gange ist, wird ein schwerer Verkehrsunfall am Ernestus-Platz inszeniert. Das Ergebnis: fünf weitere Verletzte, die nun zeitgleich mit den fünf Brandopfern gerettet und versorgt werden müssen.


Großübung unter besonderen Bedingungen


Für die Leitstelle, die beteiligten Einsatzkräfte und das St. Nikolaus-Stifthospital bedeutet das: Ab jetzt handelt es sich um einen MANV, ein sogenannter Massenanfall von Verletzten, für den ganz eigene Regeln gelten. „Bei einem MANV kommen die personellen, materiellen und räumlichen Ressourcen an die Grenzen. Deshalb müssen für eine solche Ausnahmesituation besondere Abläufe geübt werden, um die Schwerst- von den Leichtverletzten in einer unübersichtlichen Situation schnell zu separieren und alle nach ihrer Priorität zu behandeln“, berichtet Dr. Anke Türoff, Chefärztin der Zentralen Notaufnahme des St. Nikolaus-Stiftshospitals, die das MANV-Konzept des St. Nikolaus-Stiftshospital im letzten Jahr komplett überarbeitet und optimiert hatte.

Um die Großübung so realistisch wie möglich zu gestalten, waren die genauen Schadenszenarien vor den rund 100 Einsatzkräften geheimgehalten worden. Beteiligt waren die Freiwillige Feuerwehr mit Jugendfeuerwehr, das Deutsche Rote Kreuz mit Schnelleinsatzgruppe, Ärzte und Pflegekräfte des St. Nikolaus-Stiftshospitals sowie insgesamt vierzehn Blaulichtfahrzeuge.


Brandszenario


Beim Brandszenario galt es fünf Verletzte aus einer Wohnung und dem Treppenhaus zu retten, dabei einen Verletzten über die Drehleiter, sowie das Feuer zu löschen. Wegen der starken Rauchentwicklung konnten sich die Feuerwehrleute unter schwerem Atemschutz nur kriechend fortbewegen, zur Erschwerung kamen Atemschutzmasken mit Sichtbehinderungen zum Einsatz. Zusätzlichen Stress verursachte der inszenierte Unfall eines Kameraden während des Atemschutzeinsatzes – auch dies ein wichtiges Übungsszenario.

Alle geretteten Personen wurden dem Sanitätsdienst übergeben. Das DRK übernahm die Erstversorgung der Verletzten inklusive inszenierter Reanimation.


Szenario Verkehrsunfall


Das Szenario Verkehrsunfall beinhaltete fünf schwer- bis schwerstverletzte Personen inklusive einem Polytrauma. Beteiligt waren Sanitäter, der Leitende Notarzt, der Organisatorische Leiter des Landkreises Mayen-Koblenz sowie Mannschaften und Blaulichtfahrzeuge von DRK, DLRG sowie Katastrophenschutz, die bei einem MANV umgehend alarmiert werden. Es folgten die Erstversorgung der Verkehrsopfer sowie der Aufbau eines Versorgungszeltes, um die Patienten zeitlich versetzt in die Zentrale Notaufnahme (ZNA) des St. Nikolaus-Stiftshospitals bringen zu können.


MANV-Übung im Krankenhaus


Während das St. Nikolaus-Stiftshospital seine realen Patienten im Regelbetrieb versorgt, wird nach der inszenierten Meldung des Massenanfalls an Verletzten ein Teil der ZNA für die Großübung abgesperrt.

Dort stehen farblich markierte Teams zur Versorgung der kurz aufeinander eintreffenden Patienten bereit.

Die zentrale Sichtungsstelle kategorisiert die mittlerweile zwölf Verletzten entsprechend der jeweiligen Versorgungsdringlichkeit. Schwerstverletzte werden im neuen Schockraum behandelt, die anderen Patienten auf weitere Räumlichkeiten der ZNA verteilt – nach kürzlich erfolgtem Umbau eine der modernsten Notaufnahmen der Region mit hochmodern ausgerüstetem Schockraum. Dr. Torsten Bähner, der die Ärztliche Gesamtleitung im Krankenhaus verantwortet, betont: „Katastrophen wie die Ahrtalflut haben gezeigt, dass es entscheidend ist, auf den Ernstfall gut vorbereitet zu sein. Das St. Nikolaus-Stiftshospital nimmt seine Verantwortung als Herzstück des Gesundheitscampus Andernach sehr ernst. Während vielerorts von Reduktion gesprochen wird, haben wir in den letzten Jahren kontinuierlich investiert, was nicht zuletzt unsere Zertifizierung zum lokalen Traumazentrum zeigt.“


Positives Resümee


Eine erste Bilanz der Einsatzkräfte zum Schluss der Großübung unter Leitung des stellvertretenden Wehrleiters Andreas Klemmer fällt insgesamt positiv aus. Ebenso äußerten sich die Gruppenführer Kin-Wah Liu und Patrick Sesterhenn, die das Konzept ausgearbeitet hatten und die Übungsleitung durchführten. Welche konkreten Stärken und Schwächen sich beim Üben der Großlage ergeben haben und was für den Ernstfall noch optimiert werden kann, werden die Rettungskräfte in nachgelagerten Analysen erheben. Bereits jetzt steht für Cornelia Kaltenborn, die Geschäftsführerin des St. Nikolaus-Stiftshospitals, fest: „Diese Übung hat gezeigt, dass wir für die Sicherheit und Versorgung der Bevölkerung in Andernach und der Region jederzeit zur Verfügung stehen. Um dies zu gewährleisten, sind Trainingsszenarien wichtig. Gerne stehen wir auch zukünftig für weitere Übungen bereit. Ich danke allen Beteiligten von Herzen für ihren enormen Einsatz.“

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