Die Pfarrkirche St. Albert in Andernach erreichte das Rentenalter nicht

Für das ehemalige Gotteshaus wird nun ein Käufer gesucht

26.11.2018 - 12:05

Andernach. Am Nachmittag des Christkönigssonntag, 25. November 2018: Die 64 Jahre alten Glocken „Hildegard“, „Maria“ und „Josef“ schwangen sich im Turm der Andernacher Pfarrkirche St. Albert ein, um ihren besten Klang zu geben.

Und wirklich: Als würden sie um ihr Leben läuten, riefen die eisernen Klangkörper die Menschen in ihr Gotteshaus, so wie sie es auch in den vergangenen mehr als sechs Jahrzehnten getan haben.

Die Albertkirche, eine Wegekirche mit ihrer aufgrund der Konzeption strengen Atmosphäre, wurde am Sonntag von Weihbischof Jörg Michael Peters im Rahmen einer für viele Gläubige berührenden Feier profaniert (entweiht). Die Kirche erwies sich in den vergangenen Jahrzehnten im Verhältnis zur Zahl ihrer Besucher als zunehmend überdimensioniert. Daher hatte sich die Gemeinde für eine angemessenere Lösung entschieden. Wie in den sechziger und siebziger Jahren dämpfte das wieder einmal voll besetzte Kirchenschiff den Hall des großen Gebäudes.

Pfarrer Stefan Dumont richtete seine Gruß- und Dankesworte auch an zahlreiche ehemalige Gemeindemitglieder, Seelsorgerinnen und Seelsorger, die dem historischen letzten Gottesdienst beiwohnten. Darunter auch sein Vorgänger, Pfarrer Lutz Schulz, der von der Gemeinde mit herzlichem Applaus bedacht wurde. Das feierliche Pontifikalamt wurde von Weihbischof Jörg Michael Peters zelebriert. Die musikalische Gestaltung oblag dem Albertus-Magnus-Chor unter der Leitung von Elke Schäfgen, Christoph Anselm Noll (Orgel) und einem Instrumental-Ensemble.

Es sei zulässig, weil menschlich, den Himmel mit einer Kirche schon auf der Erde abbilden zu wollen, stellte Weihbischof Jörg Peters in seiner Predigt fest. Wenn der Schritt auch nicht leicht wäre, müsse aber der realistische Blick bewahrt werden: „Wenn der Mantel zu groß geworden ist für den Organismus, dann müssen wir den Mantel anpassen oder in die Schuhe hineinsteigen, die heute passen.“

Der Eucharistiefeier schloss sich dann der formale Ritus der Entweihung an. Mit der Verlesung des bischöflichen Dekrets bestätigte der Weihbischof die erfolgten, kirchenrechtlich erforderlichen Schritte und erklärte die Albertkirche für profan: „Dadurch verliert die Kirche ihre Segnung beziehungsweise Weihe und kann einer anderen, aber nicht unwürdigen Bestimmung zugeführt werden“, sprach er in die bedrückende Stille des großen Raums. „Lead me oh Lord“ sang das „Chörchen“ der Gemeinde, als das „Allerheiligste“, die Schale mit dem bei der Heiligen Messe gewandelten Brot, von Diakon Dr. Peter Helmling aus dem Tabernakel genommen und nach einem letzten Gebet aus der Kirche getragen wurde. Ein wesentlicher Teil der Profanierung: Christus zieht aus der Kirche aus. Die geweihten Hostien wurden in den Mariendom übertragen. Zugleich wurde das Ewige Licht gelöscht. Die Gottesdienstbesucher sangen, zum Teil mit feuchten Augen und einem Kloß in der Kehle, nach dem Segen des Weihbischofs das hymnische Kirchenlied „Ein Haus voll Glorie schauet“. Während die Orgel zur „Toccata in d-moll“ von Johann Sebastian Bach zum letzten Mal das legendäre Gebäude erfüllte, wurden die beweglichen Einrichtungsgegenstände und die Capsa mit den Reliquien des heiligen Albert in einer gemeinsamen Prozession durch das Marienportal ins Thomas-Becket-Haus gebracht. Dort nutzten anschließend noch zahlreiche Gemeindemitglieder und „Ehemalige“ die Gelegenheit zur Begegnung und zur Erinnerung an „64 Jahre Albertkirche“.

Ein neues Domizil für die St. Albert-Gemeinde - und die ehemalige Kirche?

Die Glocken von St. Albert werden noch einmal am Sonntag, 9. Dezember, läuten: zur Altarweihe der benachbarten mittelalterlichen Michaelskapelle. In dem inzwischen sanierten Kleinod feiert die Pfarrgemeinde künftig ihre Gottesdienste. Bischof Dr. Stephan Ackermann wird den Basalt-Altar, der aus dem Hochaltar der ehemaligen Pfarrkirche geschlagen wurde, einweihen. Dann werden auch die dem alten Altar entnommenen Reliquien im neuen „Tisch des Herrn“ beigesetzt.

Die spätere Verwendung des großen profanierten Kirchengebäudes sei noch nicht absehbar, so Pastor Stefan Dumont. Eine Ausschreibung erfolge Anfang kommenden Jahres.

Auch die große Orgel habe die Gemeinde bereits in einem Fachportal angeboten und warte auf einen Interessenten. Die Sitz- und Kniebänke würden von anderen Kirchengemeinden übernommen. Der Geistliche vermittelte vor der Profanierung sein Empfinden als erster Pfarrer, der in Andernach eine Pfarrkirche schließen musste: „Das ist kein schönes Gefühl. Die Vernunft sagt, es ist richtig. Das Herz sagt etwas anderes. Als ich mir vorgestellt habe, wie das denn am Sonntag so alles abläuft, ging mir das schon nahe - obwohl ich erst seit vier Jahren mit dieser Kirche verbunden bin. Mir fallen dann die Menschen ein, die ein Leben lang dort Gemeinde waren und sich dort einbrachten. Um die tut es mir sehr leid.“

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