Neuwieder Stadtrat beruft Geschäftsführer Carsten Boberg ab
GSG sucht vierten Geschäftsführer in sechs Jahren
Neuwied. Nach gerade einmal zwei Jahren verliert die Gemeindliche Siedlungsgesellschaft ihren Geschäftsführer. In einer nicht öffentlichen Stadtratssitzung beschloss der Neuwieder Stadtrat am Freitag, einstimmig und über alle Parteien hinweg, die Abberufung von Carsten Boberg. Die Einmütigkeit gibt Aufschluss über die prekäre Situation. Den Posten übernimmt SWN Geschäftsführer Stefan Herschbach kommissarisch. 2016 hatte sich der Stadtrat noch geschlossen für den Bielefelder an der Spitze der Gemeindlichen Siedlungsgesellschaft (GSG) ausgesprochen. Erstmalig war der Posten nicht nach Parteibuch vergeben worden, sondern war öffentlich ausgeschrieben worden. Carsten Boberg folgte auf Hans-Peter Schmitz, der altersbedingt ausschied. Der CDU Mann hatte 2013 den langjährigen Vorstandschef Christof Henn (SPD) abgelöst. Christof Henn leitete die 100-prozentige Tochter der Stadt Neuwied 25 Jahre lang. Mit Carsten Boberg sollten frischer Wind und innovative Ideen in die GSG eingebracht werden. Die Abberufung kam durchaus überraschend. Bislang kam zumindest seitens der Politik wenig öffentliche Kritik an Casten Boberg auf. Als Ende 2018 der Jahresabschluss der GSG im Stadtrat zur Verabschiedung anstand, gab es viel Lob. Arno Jacoby (FWG) sprach von einer guten Entscheidung, den Mann aus Bielefeld einzustellen. Hannelore Gröhbühl (SPD) berichtete von vielen Veränderungen in kurzer Zeit. Bekannt war bislang nur das schwierige Verhältnis von Carsten Boberg mit dem Betriebsrat der GSG. Besagte Veränderungen verliefen wohl nicht immer im Konsens mit den Mitarbeitern. Mehrere Streitigkeiten mit dem Betriebsrat landeten vor Gericht. Besonders die Fahrrad-Affäre sorgte für Kopfschütteln. Im Frühjahr kündigte Carsten Boberg an, dass die GSG den Mitarbeitern E-Bikes in Höhe von 6.000 Euro/Stück zur Verfügung stellt. Die Freude währte aber nur kurz, denn der Geschäftsführer machte tags darauf einen Rückzieher. Das Vertrauensverhältnis zwischen den Mitarbeitervertretern und Carsten Boberg war also schon lange gestört. Dem Vernehmen nach kam es zuletzt immer häufiger auch mit dem Aufsichtsrat der GSG zu Problemen. Stadtratsmitglieder berichten, dass Carsten Boberg mehrmals seine Kompetenzen überschritten hätte. Unter anderem in Vertragsangelegenheiten das Personal, als auch Immobilienangelegenheiten betreffend. Entsprechende Hinweise enthält ein Prüfbericht, der dem Aufsichtsratsvorsitzenden seit Sommer vorliegt. Auch was die Innovationen und Erneuerung der GSG anbelangt, sei der Geschäftsführer den Erwartungen aus der Politik nicht gerecht geworden. Carsten Boberg wird entsprechend seinen bis 2022 laufenden Vertrag noch weiterhin bezahlt. Zwar hätten mehrere Gründe auch eine außerordentliche Kündigung gerechtfertigt, defacto sei das aber juristisch zumindest anfechtbar gewesen. Dafür hätten den Verfehlungen sofort bei Bekanntwerden nachgegangen werden müssen. Entsprechende Fristen wurden aber versäumt. Nun wird also ein neuer Geschäftsführer für die GSG gesucht. Das wäre dann der vierte in sechs Jahren. Laut Koalitionsvertrag zwischen CDU, Bündnis 90/Die Grünen und der FWG liegt das Vorschlagsrecht bei der CDU. FF