Christlicher Friedensdienst Eirene und Amnesty International organisierten mit dem lokalen Bündnis „Neuwied ist bunt“ eine Gedenkveranstaltung für die Getöteten in Hanau
Vor einem Jahr starben neun Menschen durch die Tat eines wahnsinnigen Rassisten
Neuwied. Auf dem Neuwieder Luisenplatz fanden sich etliche Menschen zu einer Mahnwache ein, die ganz im Zeichen der Mordopfer von Hanau stand: Am 19. Februar des vergangenen Jahres starben neun junge Menschen durch einen Mörder, der sich zuvor ausdrücklich als „Ausländerhasser“ zu erkennen gegeben hatte. Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtovic , Vili Viorel Paun, Fatih Saraçoglu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov werden zweifellos im Gedächtnis der gedenkenden Menschen bleiben, die sich mit aller Macht dem Virus des Rassismus entgegenstellen wollen.
Überall in Deutschland kamen Menschen zusammen, die der Opfer eines hinterhältigen Mordanschlages in Hanau gedachten und auch in Neuwied fanden sich etliche Bürger und Bürgerinnen auf dem Luisenplatz ein, um zum einen der Getöteten, aber auch deren Angehörigen zu gedenken, die soviel Leid erfahren müssen. Wie Inge Rockenfeller von Amnesty International berichtet, hatten sich der Christliche Friedensdienst „Eirene“, Amnesty International und einige weitere Gruppierungen aus dem Bündnis „Neuwied ist bunt“ zusammengetan, um mit einer Mahnwache den Opfern dieses rassistichen Attentats am 19. Februar des vergangen Jahren und ihrer Angehörigen zu gedenken. „Gemeinsam wollen wir zeigen, dass wir auch nach einem Jahr dieser interhältigen rassistisch-motivierten Morde durch Tobias R. der Opfer gedenken und den Angehörigen unser Mitgefühl bekunden“, betonten Inge Rockenfeller und Thorsten Kleine von „Eirene“ bei einer Mahnwache auf dem Luisenplatz. Beide erinnerten daran, dass kein Mensch aufgrund seiner Hautfarbe oder Abstammung in irgendeiner Form diskriminiert werden darf. „Dieses Menschenrecht sowie das Recht auf körperliche Unversehrtheit wurde vom Rassisten Tobias R. in unbegreiflich-brutaler Weise verletzt, was sich in Hanau in Hass, Gewalt und Rassismus manifestierte. „In einer Demokratie sind Werte wie Gewaltfreiheit, Achtung und Toleranz die Basis für ein friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Wenn auch Meinungsfreiheit in einer Demokratie unverzichtbar ist, so gibt es doch für rassistische Äußerungen und erst recht für Gewalttaten in jeglicher Form keinerlei Verständnis. Hier ist generell Null-Toleranz angesagt, denn Hass kann niemals akzeptiert werden“, betonte AI-Sprecherin Susanne Kudies. AI-Mitglied Manfred Kirsch verwies darauf , dass es bei der Aufarbeitung dieser unbegreiflichen und menschenverachtenden Tat noch viele Fragen zu klären gibt. Schließlich riefen Rockenfeller, Klein, Kudies und Kirsch alle Bürger/Bürgerinnen von Neuwied zum unmissverständlichen Zusammenhalt gegen Hass, Rassismus und Hetze auf, was doch in Neuwied, als einer Stadt, in der Toleranz und gegenseitige Achtung seit Jahrhunderten unabdingbar ist, in jedem Fall eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
Jürgen Grab
Herr Schmidt.
Wovon ist in unserem Lande meist zuerst die Rede, wenn es um Tötungsdelikte geht? Genau, ob der/die Täter psychisch krank, zurechnungsfähig sind/waren. Eine Frage, die einen ganzen Prozess bestimmt, oftmals für die Angehörigen selbst eine psychische Belastung darstellt und unsere angebliche Rechtsstaatlichkeit in Frage stellt. Jeder Anwalt nutzt diese "Frage" rigoros aus, um für seinen Mandanten das Beste heraus zu holen. Das klingt oftmals wie eine Entschuldigung für etwas, was unentschuldbar und mit aller Härte zu bestrafen ist.
Offensichtlich ist Ihnen nicht aufgefallen, dass es sich bei den Opfern um Menschen mit Migrationshintergrund handelt. Und ob der Täter sich selbst und seine Mutter getötet hat, was spielt das für die Angehörigen der Opfer für eine Rolle?
Eine so offensichtlich rassistisch geprägte Tat muss bei jedem von uns, auch bei Ihnen, zu einem Denkprozess führen, der schon lange überfällig ist, da Denken bei nicht wenigen reine Glücksache zu sein scheint
Zu S. Schmidt:
Diese schwere psychische Erkrankung hat den Täter aber offenbar nicht daran gehindert, sich ausschließlich Opfer auszusuchen, die erkennbar nicht dem Deutschtum zuzurechnen sind.
Es ist richtig, dass etwa der bekannte forensische Psychiater Hans-Ludwig Kröber den Täter als Wahnkranken einordnet. Beim Anschlag von Hanau am 19. Februar 2020 darf aber das Phänomen des stochastischen Terrorismus nicht außer Acht gelassen werden. Dieser Begriff beschreibt die medial und digital verbreitete Herabwürdigung bestimmter Gruppen mit dem Ziel, zu Gewalttaten gegen Angehörige dieser Gruppen aufzustacheln. Quasi zufällig Handelnde werden zu Gewalttaten oder Terrorakte angestiftet, die statistisch, aber nicht individuell vorhersagbar sind. Auch der psychisch Kranke bedient sich bei Narrativen, so dass es sehr wohl richtig und notwendig ist, der Opfer in Hanau zu gedenken und sich gegen Hass, Rassismus und Hetze zu positionieren. Mit Sicherheit sehen sich die Angehörigen der neun Opfer nicht als Spielball der Politik, wenn nicht nur in Neuwied eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Amoklaufs stattgefunden hat. Äußerungen der Angehörigen können im Übrigen nachgelesen werden.
Siegfried Kowallek, Neuwied
Ohne die Opfer dieser Tat zu relativieren, aber, laut Generalbundesanwaltschaft litt der Täter an einer schweren psychische Erkrankung, hier noch weiteres hinzuinterpretieren (rassistisch, etc.) ist Unseriös und macht die Opfer (auch seine Mutter und sich selbst hat er getötet) zum Spielball der Politik!
Es ist gut, dass Eirene, Amnesty International, Neuwied, und 'Neuwied ist bunt' dem gedenken und in Erinnerung rufen, was allzu gerne und schnell in Vergessenheit gerät.
Rassismus, Hass und Intoleranz darf nirgendwo Raum gegeben werden! Sagen wir den Hetzern und geistigen Brandstiftern STOPP! und stellen WIR uns ihnen in den Weg!