Initiative Breisiger Künstler ist mit ihren jüngsten Arbeiten im Jugend- und Kultur-Bahnhof präsent
Herbstausstellung eröffnet: Motive führen überwiegend in die Natur
Finissage am 20. September
Bad Breisig . Sie möchte das Leben in der Stadt facettenreicher gestalten: die Initiative Breisiger Künstler. Zum festen Bestandteil des Kulturgeschehens gehören inzwischen die regelmäßigen Ausstellungen im Jugend- und Kultur-Bahnhof.
Derzeit lockt die gerade eröffnete Herbstausstellung, die mittlerweile siebte der Gruppe im Bahnhof, seit sich die Künstler 2007 zusammengeschlossen haben. Stadtbürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch konnte zur Vernissage am Samstagabend zahlreiche Gäste willkommen heißen. „Das Motto ars vivendi beschäftigt sich mit der Daseinsbewältigung bis hin dazu, das eigene Leben als Kunstwerk zu gestalten“, nahm sie Bezug zur Devise der Gruppe „Kunst ist Leben, Leben ist Kunst“. Initiativesprecherin Hildegard Hildebrand dankte ihr, aber sie würdigte auch Bernd Weidenbachs in den Jahren zuvor geleistete Begleitung.
Wandel der Natur
Naheliegend ist bei einer Herbstausstellung, den Wandel der Natur aufzuzeigen. Walter Buhr tut dies mit zwei wunderschönen großen breitformatigen Fotografien. Er war im passenden Moment zur Stelle, um mit der Kamera die wundersame Weichzeichnung des Rheinufers durch wehende aufsteigende Nebel über dem Wasser einzufangen oder die „Kühle am Mittag“ im Buchenwald, durch dessen Blätter man die sonnenbeschienene Ebene sieht. Andere Künstler gehen nicht auf speziell Herbstliches ein, wenden sich in ihren jüngsten Arbeiten aber vielfach der Natur zu. Ob Vernissagegast Brunnenkönigin Maren Kraus sich wohl besonders über Hildebrands riesiges Webbild „Geyrsprudel“ freute? Wogende Textil- und Kunststoffbänder samt einem, das glitzernd emporschießt, erinnern an dessen Erbohrung vor 100 Jahren. Durch auffälliges Grün-Orange machen Erika Weißenhagens „Sonnenstürme treffen Polarlicht“ auf sich aufmerksam, bis man daneben, ähnlich „giftig“ gefärbt, ihr Bild „Fabelwesen“, wahrnimmt, das menschlichem Experimentiereifer entsprungen scheint. Überhaupt geht es farbintensiv zu. Das gilt für Sophie Adrians wie in Bronze getauchte Landschaft reduzierter Formen, aber auch für Klaus-Peter Püschels kontrastreiche Impression. Letzte Sonnenstrahlen vor dem Gewitter bringen grell die Grüntöne der eckigen Felder zum Leuchten, über denen rundlich und hell Wolken am tiefblauen Himmel treiben.
Uferloses Nass
Anmutig und aufgelöst in bläulich-rötliche Formen zeigt Doris Anger ihre „Loreley“, während Klaus Marek, der auch zwei Skulpturen beisteuert, mit einem Gemälde in aktuell tragische Gewässer zieht. Auf uferlosem Nass schaukelt, nussschalengleich, ein Boot. Flüchtlinge sind es zweifellos, die da zusammengezwängt einer unsicheren Zukunft entgegensehen, wenn sie denn jemals ankommen. Das führt dem Betrachter vor Augen, wie sicher sich in hiesigen Breiten leben lässt. Stellvertretend kann Alexander Saftig, Landrat des Kreises Mayen-Koblenz, stehen, den Karl-Heinz Ziebarth vor der Wacholderheide portraitiert hat. Dem Thema Wacholderheide in der Osteifel hatte sich die ganze Gruppe angenommen und im Frühjahr dieses Jahres einen Monat lang die Ergebnisse in der Kreisverwaltung des Kreises Mayen-Koblenz gezeigt. Im Anschluss war sie bis Ende Juni im Rathaus Niederzissen der Verbandsgemeinde Brohltal zu sehen.
Ein Reh-Kindergarten
Im Bad Breisiger Bahnhof wird es gänzlich idyllisch mit „Hänsel und Gretel“, Dekofiguren am Fenster, die den Blick in den Garten und zu einem Reh ziehen. Willi Weißenhagen, der die Aktivitäten der Initiative fotografisch dokumentiert, hat die Szene zuhause vor die Linse bekommen. Von ihm stammt auch das Lichtbild einer Ricke mit Kitz, welches er „Mutterliebe“ titelte. Mit seiner Frau freut er sich über die Gäste, auch wenn sie die Blumen abfressen: „Sie sind so zutraulich, dass sie die Kitze für Stunden dalassen. Wir haben manchmal einen Kindergarten von sechs Rehen da.“
Öffnungszeiten
Die Ausstellung ist bis zur Finissage am 20. September mittwochs bis sonntags, jeweils von 16 Uhr bis 19 Uhr zu sehen.