Hans-Georg Klein präsentierte zwölften und letzten Band der „Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler“

„200 Ostereier für den Stadtrat“

Kirchenrechnungen förderten viel Interessantes und Kurioses zutage

„200 Ostereier für den Stadtrat“

Hans-Georg Klein, Vorsitzender des Heimatvereins „Alt-Ahrweiler“, mit dem zwölften Band der „Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler“.Foto: DU

24.11.2020 - 10:20

Ahrweiler. Einen nicht geringen Teil der noch vorliegenden Quellen einer traditionsreichen und alten Stadt wie Ahrweiler aufzuarbeiten und für die Nachwelt zu dokumentieren ist kein Sprint, sondern ein Ultra-Marathon - im wahrsten Sinne des Wortes.

Hans-Georg Klein, Vorsitzender des Heimatvereins „Alt-Ahrweiler“ und profunder Kenner der Lokalgeschichte hatte den notwendigen langen Atem, um diesen Ultra-Marathon erfolgreich zu beenden. Innerhalb von 22 Jahren entstanden insgesamt zwölf Bände mit 9.105 Druckseiten der „Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler“. Im Original waren hierzu rund 35.000 Seiten von unterschiedlichen Stadtschreibern aus verschiedenen Epochen und mit stark variierenden Handschriften zu entziffern. Eine akribische Fleißarbeit, die nur mit viel Ausdauer, Neugier und Liebe zur Sache realisierbar ist.


Einmalig im gesamten Rheinland


Pünktlich zur Advents-/Weihnachtszeit legt Hans-Georg Klein jetzt den zwölften und letzten Band der Reihe vor und hat damit eine geschichtliche Stadt-Aufarbeitung geschaffen die, mit Ausnahme der Stadt Köln, im gesamten Rheinland einmalig ist. „Die Kirchenrechnungen der Stadt Ahrweiler“ lautet der Untertitel des 862 Seiten-starken Buchs, das wie seine Vorgänger vom Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ verlegt wurde. Heutzutage kaum vorstellbar, musste noch bis etwa 1800 für den Großteil der Kirchenausgaben wie Kirchenausstattung, Kirchenbeleuchtung oder Kirchenreparaturen die Stadt aufkommen.

All das wurde vom sogenannten „Kirchenmeister“ koordiniert, den der Rat gewählt wählte und der für Ahrweiler schon ab dem Jahr 1356 nachweisbar ist.

Die Hauptaufgabe des Kirchenmeisters war die Beitreibung von Zinsen und Pachten.


Wein und Korn für die „Kirchenfabrik“


Neben pekuniären Einnahmen hatte die sogenannte „Kirchenfabrik“ auch Einnahmen aus Naturerlösen, genauer gesagt aus Wein und Korn. Und der Wein spielte eine wichtige Rolle, wurde als „Spülwein“ oder „Communicantenwein“ sogar während der Gottesdienste gereicht. Eine weitere permanente Einnahmequelle waren die Einkünfte aus dem Kornverkauf, beispielsweise durch den „Schäferhof“ in Eckendorf, der 1470 der Kirche geschenkt worden war. Zu den regelmäßigen Ausgaben der „Kirchenfabrik“ gehörten die Gehälter der Kirchenbediensteten, aber beispielsweise auch die recht zahlreichen Prozessionen. Das Ehrenamt war noch ein Fremdwort und so musste jeder Buch- oder Fahnenträger entlohnt werden. Die höchsten Ausgaben verschlangen jedoch die Gottesdienste - vom Kerzenbrand über Weihrauch, Öl, Salz und Reparaturen bis hin zur Anschaffung von neuen Messgewändern.


Braten, Weißbrot und Bretzeln bei der „Collation“


Auch die Befriedigung des leiblichen Wohls war alles andere als billig. Einem im Rheinland verbreiteten Brauch nach wurde am Ostermontag auf dem Rathaus „Collation“ gehalten, bei dem natürlich im Mittelpunkt die Eier standen. So verschlang der Rat bei der Collation im Jahr 1653 insgesamt 200 Eier - 13 Eier pro Person. Später wurde die Mahlzeit noch opulenter. Bretzeln, Braten, Weißbrot, Butterplätzchen, holländischer Käse und Schinken kamen auf den Tisch. Überaus interessant ist auch ein Blick auf die verschiedenen Formen der Zehntabgabe in Ahrweiler im Laufe der Jahrhunderte. So mussten die Winzer den Zehnt ihrer gelesenen Trauben direkt nach der Ernte entrichten. Durch findige Tricks wie die „Vorlese“ versuchten die Winzer, den Zehnt möglichst zu umgehen, was wiederum ein wachsames Aufgebot von 25 Feldschützen unterbinden sollte. Der Trauben-Zehnt kam schließlich - wenn auch immer unvollständig - in der Zehntscheuer an und wurde gleich dort gekeltert und anschließend nach einem komplizierten Verfahren auf zahlreiche Nehmer verteilt. Ein besonderes Highlight der Quellen sind immer die Kuriosa „am Rande“. So war in Ahrweiler der Weißwein teurer und begehrter, als der heute omnipräsente Rotwein. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts verdoppelte sich der Preis des Rotweins gegenüber dem Weißwein.


Ab sofort erhältlich


Das Buch „Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler“, zusammengestellt von Hans-Georg Klein, ist ab sofort bei der „Buchhandlung am Ahrtor“ in Ahrweiler zum Preis von 28 Euro erhältlich. Auch verschiedene ältere Ausgaben sind bis auf drei restlos vergriffene Bände noch verfügbar. Die nicht mehr käuflichen Ausgaben können auf der Internetseite des Heimatvereins „Alt-Ahrweiler“ digital eingesehen werden.

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