20 Jahre Hochwassernotgemeinschaft Rhein e.V.

Das nächste Hochwasser kommt bestimmt

Verein wurde 1996 gegründet, um die einzelnen kommunalen Aktivitäten gegen das Hochwasser zu koordinieren

27.09.2016 - 11:44

Koblenz/Region. Ans Hochwasser mochte bei diesem Sommerwetter eigentlich keiner so recht denken, und dennoch stand das Thema im Mittelpunkt des 20-jährigen Bestehens des Hochwassernotgemeinschaft Rhein e.V. (HWNG). Denn eins ist klar, so der allgemeine Tenor: „Das nächste Hochwasser kommt bestimmt – wir wissen nicht wann und nicht wie hoch, aber es wird kommen.“ Die 1996 in Köln gegründete Hochwassernotgemeinschaft Rhein (www.hochwassernotgemeinschaft-rhein.de) vertritt die Interessen von circa 70 Kommunen und Bürgerinitiativen vom Oberrhein bis zur niederländischen Grenze. Seit ihrer Gründung setzt sie sich für die Schaffung von Hochwasserrückhalteräumen ein, um Hochwasserspitzen zu kappen und so den Hochwasserschutz zu verbessern. Ihre Arbeit ist getragen vom Leitgedanken einer Solidargemeinschaft, denn jeder Unterlieger ist auch ein Oberlieger. Technische Schutzmaßnahmen bieten keine absolute Sicherheit gegen Hochwasser – ein Risiko bleibt immer. Das zweite wichtige Anliegen ist daher die Verbesserung der Information über die Hochwasserrisiken und die effektive Verknüpfung von privater und öffentlicher Hochwasservorsorge, um Hochwasserschäden zu mindern.


Umfassende Forderungen und Angebote


Um diese Anliegen zu erreichen, gibt es umfassende Forderungen und Angebote für die Mitglieder, so unter anderem Aktionen zur Öffentlichkeitsarbeit, Interessenvertretung, Möglichkeiten der Solidarisierung, Unterstützung bei Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung in Kommunen und Kooperationen mit anderen Interessensgruppen und Institutionen wie dem Hochwasserkompetenzzentrum (HKC), dem Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge Rheinland-Pfalz (IBH), eine Hochwasserpartnerschaft Elbe (HPE) und verschiedene Bürgerinitiativen. So richteten die einzelnen Bürgerinitiativen und Kommunen an verschiedenen Orten am vergangenen Freitag Veranstaltungen zum Jubiläum aus.


Braubach leistete Pionierarbeit


Die zentrale Feier begann in Braubach, wo der Vorstand der Hochwassernotgemeinschaft Rhein um ihren Vorsitzenden, den Andernacher Oberbürgermeister Achim Hütten, unter anderem von Stadtbürgermeister Joachim Müller begrüßt wurde und wo nach dem Doppelhochwasser 1983 die erste Hochwassernotgemeinschaft am Rhein gegründet wurde. Diese wurde später zum Vorbild für die überregionale Zusammenarbeit. 1993/1995 stand den Menschen vom Oberrhein bis zu den Niederlanden das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Diese damals extremen Ereignisse gaben dann den Anlass zur Gründung der Hochwassernotgemeinschaft Rhein am 16. November 1996. Bevor die Delegation zur Fahrt mit der „MS Burgund“ nach Koblenz ablegte, startete ein Luftballonwettbewerb von 37 Grundschülern. Nach einer Stadtrallye zum Thema „Hochwasser“ erhielten sie zum Dank jeweils ein HWNG-Entchen überreicht. Und natürlich gibt es aber auch beim Ballonwettbewerb noch etwas zu gewinnen, so bekommt der Absender des weitesten Fluges ein Schlauchboot als Preis.


Viele Gäste am Deutschen Eck


In Koblenz angekommen, begrüßte Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig die Gäste am Deutschen Eck, unter ihnen neben Achim Hütten auch den neuen Leiter der Wasserwirtschaft im Umweltministerium Rheinland-Pfalz, Dr. Erwin Manz, in Vertretung für Umweltministerin Ulrike Höfken, Dr. Anne Schulte-Wülwer-Leidig, Geschäftsführerin der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) und Reinhard „Riku“ Vogt, Ehrenvorstandsmitglied der HWNG. Das Jubiläum stand unter dem Motto: „Wir sitzen gemeinsam in einem Boot – wir setzen uns gemeinsam für die Belange des Hochwasserschutzes ein.“ Hofmann-Göttig brachte seine Freude zum Ausdruck, dass man das Deutsche Eck für diese Veranstaltung ausgewählt hatte und dass am Zusammenfluss von Rhein und Mosel auch eine spektakuläre Bootshebung zur Visualisierung von Extremhochwasser stattfinden könne, die den Abschluss bilden sollte. Mit dieser Aktion soll bei Flussanliegern und Politikern für ein nachhaltiges Gefahren- und Katastrophenbewusstsein, auch hinter Hochwasserschutzanlagen, geworben werden.


„Am Ball bleiben“


„Wir müssen am Ball bleiben, damit die gesteckten Ziele erreicht werden können“, forderte Achim Hütten auf. Die HWNG sei die größte Hochwassernotgemeinschaft Europas, und man müsse die gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten fortsetzen. „Hochwasser ist kein Thema von vergangenen Zeiten, wir müssen uns auf Extremhochwasser einstellen, unsere Aktion soll symbolträchtig zeigen, was das bedeuten kann. Der Rhein ist für uns nicht nur eine Bedrohung durch das Hochwasser, sondern für uns alle ein Stück der eigenen Heimat, Lebensfluss und Lebensader, die uns alle zusammengeführt hat.“ Hüttens besonderer Dank galt den einzelnen Rednern sowie Hofmann-Göttig für die Gastfreundschaft an diesem Tag.


Eine große Aufgabe für alle Beteiligten


Dr. Erwin Manz wies im Hinblick auf das Hochwasserkrisenmanagement des Umweltministeriums auf den Fortschritt durch die technische Entwicklung hin. Wurde früher jede einzelne Kommune telefonisch gewarnt, so habe man heute doch ganz andere Informationsmöglichkeiten über Internet oder SMS. „Aber trotzdem müssen auch vor Ort Kommunikationsnetze da sein, damit die Information auch bei der Bevölkerung ankommt. Die Zuständigkeit für die Hochwasservorsorge ist zum Teil eine staatliche Aufgabe. Hier ist der Bund gefordert, hier sind auch wir als Land gefordert. Aber in noch größerem Umfang ist es eine Aufgabe der Kommunen bis hin zu jeder einzelnen Bürgerin und jedem einzelnen Bürger, der eine Verantwortung hat. Es ist eine klassische Gemeinschaftsaufgabe von Land, Kommunen und allen Betroffenen.“


Internationale Behandlung


Dr. Anne Schulte-Wülwer-Leidig stellte das internationale Gespräch über das Hochwasser als wichtiges Anliegen und unerlässliche Maßnahme vor. Dabei sei der Sitz der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins seit 1964 in Koblenz, und so müsse auch von hier ein entsprechendes Signal ausgehen. Damals habe man sich jedoch zunächst nur mit der Wasserqualität befasst, die internationale Behandlung des Hochwassers sei erst sehr spät hinzugekommen. „Erst nach der Hochwassersituation 1993 und 1995, zu einem Zeitpunkt nach dem Sandoz-Unfall, der sich in diesem Jahr zum 30. Mal jährt, hat man die Erfahrung gemacht, man braucht solche Ereignisse, damit ein solches Thema international behandelt wird.“


Die Visionen des „Hochwasserpapstes“


Abschließend blickte der von Achim Hütten so benannte „Hochwasserpapst“ Reinhard „Riku“ Vogt auf das, was in den kommenden Jahren zu erwarten sei. Seine vorausschauenden Visionen für die nächsten 20 Jahre führen zu aus heutiger Sicht ambitionierten Handlungszielen, nach denen sich die konkrete Arbeit der HWNG in den nächsten Jahrzehnten ausrichten wird. So sei unter anderem abschließend in 20 Jahren (2036) die Klimaänderung deutlich größer als vorhergesagt und erfordere deshalb nicht nur weitere Klimaanpassungsmaßnahmen, sondern auch weiterhin hohes Engagement der „Internationalen Hochwasser-Vorsorge-Gemeinschaft Rhein (IHVG-Rhein) mit den Arbeitsschwerpunkten Aufklärung, Beratung und Prävention. Das nächste Hochwasser kommt also bestimmt, man weiß nicht wann und muss mit ihm leben können. Zur Symbolisierung des Mottos „Wir sitzen gemeinsam in einem Boot – wir setzen uns gemeinsam für die Belange des Hochwasserschutzes ein“ begaben sich die Redner im Anschluss zum Boot der Koblenzer Feuerwehr. Nachdem sie selbst kurz Platz genommen hatten, um ihr Motto zu verbildlichen, wurde das Boot mit zwei Puppen auf die Hochwasserhöhe „HQExtrem“ gezogen. „Der Kaiser auf dem Denkmal wird noch sichtbar sein, aber das Hochwasser wir schon immense Ausmaße annehmen“, stellten die Gäste fest.

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