Fair-Trade-Town: Stadt und Kreis erhalten Zertifikat

„Ein Ausdruck moralischer Haltung“

24.02.2018 - 14:00

Neuwied. „Fair gehandelte Produkte helfen, dass Menschen von ihrer Arbeit leben können und verbessern die Lebensbedingungen vor Ort“, sagte Moderatorin und Eirene Geschäftsführerin Anthea Bethke. „Der Einkauf ist nicht nur ein wirtschaftlicher Akt, sondern eine moralische Haltung“, meinte Manfred Holz vom Verein TransFair. Der Fair-Trade Ehrenbotschafter kam vergangenen Mittwoch in den Amalie-Raiffeisen-Saal der Volkshochschule, um der Stadt Neuwied und dem Landkreis Neuwied das Fair-Trade Zertifikat zu verleihen. Seit der ersten Stadt im Jahr 2009 sind beide Gebietskörperschaften die neuen Fair-Trade Town Nummern 526 bzw. 527 in Deutschland. Einmalig allerdings wurden eine Stadt und ein Landkreis gleichzeitig ausgezeichnet. Landrat Achim Hallerbach lobte die gute Zusammenarbeit und sprach vom ersten gemeinsamen Projekt, das zügig abgearbeitet wurde. Dass am Ende alles ganz schnell ging, lag vor allem daran, dass in Stadt und Kreis Neuwied hervorragende Strukturen bereits vorhanden waren. Vor allem Kirchen, gemeinnützige Organisationen und die Grünen beackern das Thema aus der lokalen Agenda seit langem. Entsprechend war das mit der Zeit so eine Sache. Wolfgang Rahn aus der Steuerungsgruppe sah sich nach über zwanzig Jahren endlich am Ziel. Im Neuwieder Stadtrat bedurfte es zweier Anläufe, bevor 2016 der Beschluss einstimmig fiel. 2013 sah die Politik noch einen Anlass, sich als Fairtrade-Town zu bewerben. Ein entsprechender Antrag der Grünen wurde vom Stadtrat in die Ausschüsse verwiesen und dort abgelehnt. Seitdem hat sich das Bewusstsein und die Köpfe an der Stadt- und Kreisspitze verändert. Neuwieds neuer Oberbürgermeister Jan Einig hatte schon vor vielen Jahren im Rahmen seiner ehrenamtlichen Kirchenarbeit mit dem Thema zu tun. Landrat Achim Hallerbach verriet, dass bei ihm jeder Morgen mit Fair-Trade Kaffee beginnt. Er gab aber auch zu, dass die Grünen nach erfolgreicher Antragsverabschiedung im Kreistag am Ball blieben und Fraktionschefin Elisabeth Bröskamp regelmäßig bei ihm nachhakte. Dass Stadt und Kreis nun Fair-Trade-Town sind, ist vielen Akteuren zu verdanken. Seinen größten Dank sprachen Jan Einig und Achim Hallerbach den direkt Beteiligten aus Handel, Gastronomie, Schulen und Vereinen aus. Als Voraussetzung für die erfolgreiche Bewerbung mussten lokale Einzelhandelsgeschäfte, Floristen sowie Cafés und Restaurants gefunden werden, die mehrere Produkte aus fairem Handel anbieten. Weitere Voraussetzungen sind die Gründung einer Steuerungsgruppe und dass Produkte aus fairem Handel in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen verwendet werden. Darüber hinaus werden an Schulen Bildungsaktivitäten zum Thema „fairer Handel“ umgesetzt. Und schließlich müssen sich die Kommunen verpflichten, mehrmals im Jahr über die Aktivitäten zum Thema Fair-Trade in den Medien zu berichten. „Diese Auszeichnung ist nicht das Ziel, sondern erst der Anfang weiterer Aktivitäten“, sagte Manfred Holz.

Beim Landrat und Oberbürgermeister stieß er damit auf offene Ohren. Beide kündigten an, das Netzwerk ausbauen zu wollen und versprachen, das Thema noch mehr ins Bewusstsein der Bürger zu rücken. Die Steuerungsgruppe ist ebenfalls motiviert. „Ich wünsche mir einen Flyer und eine Internetseite, die einen Überblick über alle Beteiligte verschaffen“, erklärte Priska Dreher von der Kreisverwaltung. Manfred Holz unterstrich die Notwendigkeit des fairen Handels. Während rund eine Milliarde Menschen an Übergewicht leiden, gibt es ebenso viele Menschen, die zu wenig zu essen haben. Auf der Welt würden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer und zahlreicher. Manfred Holz forderte mehr Solidarität und Gerechtigkeit, um so zu mehr Frieden zu kommen. Der „Schnäppchenjägergedanke“ ist da nicht hilfreich. Wer Armut in der dritten Welt bekämpft, tut auch etwas gegen die Fluchtursachen. Der Fair - Trade - Ehrenbotschafter nannte auch Zahlen. Rund dreizehn Euro gebe jeder Bundesbürger für Fair-Trade Produkte aus. Im europäischen Vergleich ist das nur Mittelmaß. Aber immerhin, der Fair-Trade Handel ist der mit dem größten Wachstum. Mittlerweile gebe es 7.000 unterschiedliche Produkte. Darunter Rosen, Kosmetik, Fußbälle, Wein und sogar Gold. Wolfgang Rahn wünscht sich, dass fair gehandelte Bekleidung und Textilien ins Bewusstsein der Neuwieder rücken.


Regional und saisonal kaufen


Mit der Empfehlung bio, fair-gehandelt, regional und saisonal zu kaufen, verabschiedete sich Manfred Holz aus Neuwied. Ein Gedanke, der in Neuwied bereits aufgegriffen wurde. „Wir müssen unsere regionalen Produkte mehr wertschätzen und ins Bewusstsein rücken“, sagte Achim Hallerbach. Der Landrat kündigte an, bei der Vermarktung der regionalen Produkte helfen zu wollen. Demnächst sei eine Messe geplant. Ziel sei es, die Angebote zusammenzuführen und alle Akteure miteinander zu vernetzen.

FF

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