Ehemaliger Andernacher Facharzt Prof. Dr. Volkmar Lent steht unentgeltlich im Dienst der Menschlichkeit

„Je länger eine gute Geige gespielt wird, desto schöner wird ihr Ton“

10.09.2018 - 13:19

Andernach. „Je länger eine gute Geige gespielt wird, desto schöner wird ihr Ton.“ Ob der Gesprächspartner dieses Sprichwort für sein Leben unterschreiben kann? „Wenn die Geige gut gepflegt und gespielt wird, dann klingt sie im Lauf der Zeit besser - und das trifft für mein Leben durchaus zu“, antwortet Prof. Dr. Volkmar Lent. Der vitale und eloquente Urologe, privat Familienvater und Opa, verabschiedete sich 2008, 72-jährig, nach zwei Jahrzehnten als Leiter der Abteilung für Urologie vom Andernacher St. Nikolaus-Stiftshospital. Auch seine Facharztpraxis legte er in jüngere Hände. Doch im Gespräch offenbart sich keinesfalls ein Ruheständler. Vielmehr kümmert sich Prof. Lent als stellvertretendes geschäftsführendes Mitglied der Gutachterkommission Nordrhein durch seine gutachterliche Tätigkeit um die Sicherung der Qualität ärztlicher Behandlungen, hilft einer Kollegin an der Mosel bei größeren Operationen und betreut Doktoranden bei der Dissertation. Ansteckend wirkt seine Begeisterung, wenn der heute in Bad Breisig lebende Arzt von seinem ehrenamtlichen Engagement in Westafrika erzählt. Dem gebürtigen Wanne-Eickeler Volkmar Lent, der sich mit intensivem Frühsport und zurückhaltender Ernährung seine Gesundheit erhält, vertrauten sich in seinem Berufsleben bereits hunderttausende Patienten an. Mehrere Zehntausend operative Eingriffe führte der Mediziner in fünf Jahrzehnten aus. Doch sein Dienst am Menschen geht weiter. Was ihn bewogen habe, nach dem Abschied vom offiziellen Berufsleben seine Kenntnisse und Fähigkeiten unentgeltlich in Ghana einzubringen? „Ich wollte auf keinen Fall untätig sein.“ Auf einem Urologen-Kongress habe er den späteren Initiator des Vereins „Die Ärzte für Afrika“, Dr. Gerd Engel, kennengelernt. „Der warb dort für die Tätigkeit in Ghana. Die Aufgabe hat mich interessiert. Seit 2011 war ich 13 Mal dort gewesen.“ Bei seinen Besuchen im westafrikanischen Ghana lernte Prof. Dr. Lent zunächst einige der sechs unterstützten Krankenhäuser kennen. In den vergangenen Jahren konzentrierte er sich dann auf das Patenschafts-Krankenhaus im östlich gelegenen Nkawkaw. Das „Holy Family Hospital“ (150 Betten) wird seit der Gründung 1949 von den Steyler Missionsschwestern betrieben. Es bietet etwa 100.000 Menschen eines Einzugsgebiets von etwa 60 Kilometern eine ambulante und stationäre Grundversorgung der Allgemein- und Notfallmedizin. Fachärztliche Behandlungen in Augenheilkunde, Orthopädie und Urologie werden von Gastärzten ausgeführt. „Anfänglich war ich zweimal im Jahr dort, in den vergangenen Jahren fliege ich einmal für zweieinhalb Wochen dorthin. Wir Ärzte zahlen einen Teil unseres Flugs, im Sinn einer Spende. Auch alle weiteren anfallenden Kosten tragen wir selbst, müssen uns auch weitgehend selbst organisieren. Erfreulicherweise bekomme ich vom Stiftshospital für die Reisen jeweils eine großzügige Unterstützung in Form von Verbrauchsgegenständen.“

Professor Dr. Lent beschreibt die Situation der ärztlichen Versorgung in dem westafrikanischen Land, in dem weniger als 20 Urologen für rund 28 Millionen Menschen zur Verfügung stehen. Anders als in Deutschland findet die ärztliche Versorgung, auch ambulant, in den Hospitälern statt. Hier leisten vor allem in ländlichen Gebieten überwiegend junge Ärzte ihren Pflichtdienst ab. Die Ausstattung und Einrichtung des Hospitals in Nkawkaw ist abgenutzt und uralt, stammt aus deutschen Kliniken. Die einheimischen Kollegen bemühen sich, ihre guten Kenntnisse einzusetzen, berichtet der Urologe. Die medizinische Behandlung bewege sich auf einem bescheidenen Niveau, weil die Krankenhäuser unterfinanziert seien. Eine Krankenversicherung gebe es zwar, doch die meist armen Leute könnten keine Beiträge leisten. Somit fehle den Krankenkassen das nötige Geld. „Der Verein sorgt auch finanziell dafür, dass alle Patienten, bei denen wir einen Operationsbedarf sehen, behandelt werden können. Diese Patienten müssen auch die Verbrauchsmaterialien zahlen. Das übernehmen wir ebenfalls“, so der Arzt aus Leidenschaft.

Hat sich sein Blick auf die Welt seit seinem Engagement in Ghana verändert? „Total. Ich bin nicht blind durch die Welt gegangen, bin relativ gut informiert. Wer das Leben der Menschen dort zum ersten Mal sieht, der ist schockiert, unter welch primitiven Bedingungen Menschen ihr Leben bestreiten.“ Und mit fast leuchtenden Augen fährt der Professor fort: „Beeindruckend ist, mit welcher Fröhlichkeit, wunderschön und farbenfroh gekleidet, sie ihr Leben gestalten und welche menschlich feinen Eigenschaften sie haben. Die Hauptträger des Arbeits- und Familienlebens sind die Frauen. Jeder ist erstaunt, wie friedlich das Leben dort abläuft und wie es trotz der Not funktioniert. Jeder, der das erlebt hat, relativiert, was er in seinem Heimatland sieht.“ An ein Ende seiner Tätigkeit für „Die Ärzte für Afrika“ denkt der 82-Jährige nicht: „Für meine Aktivitäten habe ich keinen Schlusspunkt gesetzt. So lange ich es kann, es gut mache und meine Arbeitskraft und Urteilskraft es zulässt, solange versuche ich, die Geige so gut wie möglich zu spielen, weil dieses Spiel am Leben erhält.“

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