„Meine Großtante überlebte Auschwitz“

„Meine Großtante überlebte Auschwitz“

Miriam Dauenhauer erforschte die Verfolgungsgeschichte ihrer amile. Foto: K. Krone

24.01.2022 - 08:23

Wachtberg. Schon seit längerer Zeit beschäftigt sich Miriam Dauenhauer aus Wachtberg mit der Geschichte ihrer Familie, die von der NS verfolgt wurde. Anlässlich des 77. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz macht sie die Ergebnisse nun auch öffentlich.

Ihre Großtante Alma war mit dem Fleischermeister Fritz Jakobi verheiratet. Beide wohnten in Lodz und gehörten zu den Bibelforschern, wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden. Nach der Annexion Polens im Jahr 1939 machte die Gestapo gezielt Jagd auf Jehovas Zeugen, weil die menschenverachtende NS-Ideologie nicht mit ihrer christlichen Überzeugung vereinbar war. Sie waren politisch neutral und verweigerten den Wehrdienst aus Gewissensgründen.

Im Frühling 1942 schließlich verhaftete die Polizei in Lodz eine große Gruppe Zeugen Jehovas, darunter Fritz und Alma Jakobi. Sie wurden am 12. November nach Auschwitz transportiert. Fritz erhielt im Stammlager die Häftlingsnummer 74484 und starb bereits vier Monate später am 04. März 1943 aufgrund der furchtbaren Haftbedingungen im Alter von nur 44 Jahren an Typhus. Alma Jakobi schaffte es, in Auschwitz-Birkenau mit elf anderen Zeuginnen aus Lodz zusammen zu bleiben. Sie unterstützten sich gegenseitig. Die SS-Offiziere wählten die Frauen gern als Köchinnen, Hausmädchen oder Schneiderinnen für ihre Haushalte aus. Fliehen oder stehlen kam für sie nicht in Frage. Da die Opfergruppe außerdem jegliche Gewalt ablehnte, vertrauten die Offiziere ihnen.

Als die Rote Armee im Januar 1945 ihre Winteroffensive begann, wurde der Befehl gegeben, das Lager zu evakuieren. Bei minus 20° C Kälte wurden 50 000 Gefangene, darunter auch Alma, in unzureichender Kleidung auf Todesmärschen nach Westen getrieben. Nachts mussten sie auf den gefrorenen Straßen schlafen. Damit begann eine „Irrfahrt“ in überfüllten Zügen über das KZ Groß-Rosen (Nähe Breslau) und das KZ Mauthausen (Österreich) bis zum KZ Bergen-Belsen (Nähe Hannover). Am 4. März 1945 wurde Alma Jakobi mit 25 anderen Zeuginnen in das geheime thüringische KZ Dora-Mittelbau überführt. Einen Monat später wurde auch dieses KZ evakuiert und die Frauen wurden auf einen Marsch zum KZ Neuengamme getrieben, wo sie unterwegs von amerikanischen Soldaten befreit wurden. Alma Jakobi war durch die erlittenen Strapazen so entkräftet, dass sie drei Jahre später in Lodz verstarb.

Almas Großnichte Miriam Dauenhauer gehört heute zur Wachtberger Gemeinde von Jehovas Zeugen. Sie möchte durch die Geschichte ihrer Familie das Gedenken an sie und andere mutige Menschen wachhalten, die sich nicht einfach der NS-Zwangsideologie unterwarfen. „Meine Familie stand für christliche Werte ein – trotz immenser persönlicher Nachteile,“ schließt Dauenhauer. „Für mich ist das ein mahnendes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn keine Toleranz mehr gezeigt wird. Meiner Meinung nach ist gelebte Nächstenliebe ein Schlüssel, um offen für andere Menschen mit unterschiedlichen Meinungen, Anschauungen und Haltungen zu sein. Respekt und Toleranz stärken das friedliche Miteinander.“

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11.02.2022 12:16 Uhr
Gabriele Friedrich

@Miriam Dauenhauer/ Ein schöner Beitrag zur Erinnerung für diese mutigen, tapferen und ebenso gläubigen Menschen.
Sie wurden aus verschiedenen Gründen getötet und dazu gehört auch die Religion. Schade, das die Tante nur 3 Jahre überlebt hat.
Ich kenne einige Zeugen Jehovas, in Kaarst als Nachbarn und in Neuss vom zufälligen Begegnen. Man muss nicht einer Religion angehören um sich zu verstehen. Toleranz hat auch keine Grenzen, wenn man Respekt vor dem andern hat. Ich hatte viele nette Gespräche und bin sogar einmal eingeladen worden zu einem Treffen, das sehr schön war und es darf auch bei den Zeugen gelacht werden. Ich freue mich nach meinem Umzug nach Neuss zurück, ein paar bekannte Gesichter zu sehen.
Ich drucke Ihren Beitrag aus und gebe ihn dort zum lesen.
Alles Gute für Sie.



11.02.2022 12:05 Uhr
Gabriele Friedrich

@Tobias Nickl
wo haben Sie denn den fertigen Mist her ?
Niemand hat etwas gegen die Zeugen Jehovas. Und wenn Sie genug aufgepasst hätten, wüßten sie das Gottes Name verschieden geschrieben wird. Und was "Namen" angeht- wäre es schön, wenn SIE sich mal für "einen" entscheiden würden. Ihre Texte sind alle identisch mit anderen Beiträgen. Sie verderben jeden Artikel damit.



11.02.2022 09:26 Uhr
Tobias Nickl

In der Doku 1993 auf Youtube User Roentgen01 ist das KZ Dora bereits aufgeführt. Damals als Überbrückung bis Häftlinge von Zeugen Jehovas in Zwangsarbeit die geoßen KZ's bauten. Auch heute firdern die Gegner, dass ZJ in Deutschland verboten und wie beim Weltjugendtag 2016 in Polen in KZ's gesteckt werden sollen weil sie Gottes Namen Jehova gebrauchen. Siehe Arte Doku.



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