Mit Abbruch die Zukunft gesichert

AWR in Urmitz: Erfolgsgeschichte begann vor 25 Jahren mit einer Flucht

11.09.2016 - 14:00

Kreis MYK. Es ist wieder einer dieser Firmenbesuche, bei dem Landrat Dr. Alexander Saftig anschließend sagt: „Da kannst du nur zuhören und staunen.“ Erstaunlich ist die Geschichte der „AWR Abbruch GmbH“ in Urmitz allemal. Und eine Erfolgsgeschichte dazu. Von Anfang an. Drei Brüder kommen nach Deutschland, gründen ein Unternehmen und sind heute bundesweit bekannt und anerkannt, machen 30 Millionen Euro Umsatz im Jahr – und sind weiter auf Expansionskurs.

Der Reihe nach. Die Brüder Ilmi, Gani und Nazmi wachsen im Kosovo auf. 1992 verlassen sie das Land, in dem es starke Konflikte zwischen den Volksgruppen gibt, die wenige Jahre später zum Krieg führen. Doch da haben die drei Viqas längst den Grundstein für ihre Zukunft in Deutschland gelegt: 1994 gründen sie ihre Firma, errichten 1996 ihre große Lagerhalle in Weißenthurm: „6000 Quadratmeter. Wir dachten, das reicht für die nächsten zehn Jahre.“ Ilmi Viqa lacht, als er sich daran erinnert. Vier Jahre später, im Jahr 2000, errichteten sie ein Bürogebäude, erweitern die Lagerflächen um 7000 Quadratmeter – und immer wieder wird es zu klein. Dann der Umzug 2013 ins Industriegebiet Urmitz. 52.000 Quadratmeter. Reicht das jetzt für die nächsten zehn Jahre? Viqa winkt lachend ab: „Ich gebe keine Prognosen mehr ab.“ Auch Ortschef Norbert Bahl lächelt dabei: „Für die Gemeinde ist AWR ein Glücksfall.“ Kein Wunder: 250 Mitarbeiter, davon 180 fest angestellt. 170 Baumaschinen, 30 Millionen Umsatz im Jahr. Über solche Betriebe freut sich jeder Bürgermeister. Aber Urmitz war eine bewusste Entscheidung, hier punktete der Landkreis: „B9, A48, A61, A3: Von hier aus sind es jeweils 600 Kilometer bis Hamburg, München oder Berlin“, sagt Viqa. Ein Lob auf die Infrastruktur, bei dem auch der Chef der Wirtschaftsförderung im Kreis (WFG), Henning Schröder, sich ein Lächeln nicht verkneifen kann.

AWR, das steht für Abbruch, Wiederverwertung, Recycling. 25 Jahre Erfahrung, Zuverlässigkeit, Leistung, Verantwortung und eine gewisse Besessenheit, bis ins Detail zu planen. Das hat die AWR groß gemacht. Wer in den letzten Wochen in der Koblenzer Casinostraße entlangging, kann sehen, wie die Firma arbeitet: Eine gesicherte Baustelle, das abzubrechende Haus wird entkernt und alle Materialien mit großer Sorgfalt getrennt. Erst zum Schluss kommt der Abriss mit der Betonschere. „Wer nicht sauber trennt, macht viel Geld in der Entsorgung kaputt. Wiederverwertung spart Kosten und schont die Umwelt“, sagt Ilmi Viqa. Bei einem Abbruchauftrag auf einer Großbaustelle in Stuttgart wurde Asbest im Fensterkitt festgestellt. Hätte man die Fenster entsorgen müssen, wären das 1600 Kubikmeter Material für die Deponie gewesen. Viqa hatte eine andere Idee: In einer speziell eingerichteten Asbestsanierungsanlage entfernten seine Mitarbeiter den Kitt. Am Schluss blieb 1 Kubikmeter übrig: „Der Auftraggeber konnte damit werben – und das ist Werbung für uns.“ Und wieder lacht er.

Der Chef erwartet, dass seine Leute die Baustellen am Abend „picobello“ verlassen und die Fahrzeuge in Reih und Glied stehen: „Das ist eine Visitenkarte.“ Wenn nicht, wie einmal in Frankfurt, werden sie auf dem Heimweg zurückbeordert: „Die waren schon in Montabaur. Kam aber auch nur einmal vor.“ Und wieder lacht er. So sauber wie die Baustelle, geht‘s auch auf dem Firmengelände zu: Gipsplatten, Gipsdielen, Kunststoffe, Metalle und anderes Material wird mit Akribie getrennt. Das Werkzeuglager: ständig unter Kontrolle. „Wenn die Jungs auf der Baustelle ein Gerät brauchen, dann muss es auch funktionieren.“ In der Wertstatt zeigt Viqa, wie die Betonscheren aufgearbeitet werden. Die Größte wiegt 14 Tonnen, das Maul beißt mit einer Spannweite von 2,20 Meter: „Die ist vier Wochen im Einsatz und dann müssen bis zu 10 Zentimeter Stahl für die ‚Zähne’ aufgeschweißt werden.“ Und klar: Schweißabfälle, Trennscheiben, Metallstaub: Aufkehren und sammeln. „Früher flog das in den Abfall.“ Und er rechnet vor: 1 bis 1,5 Tonnen pro Woche, rechnet aufs Jahr um, lacht und sagt: „Ich hab meine Leute gefragt: Seid ihr verrückt?“ Seither geht der Sack zum Metallverwerter.

Viqas größter Coup bisher war die bundesweit beachtete Sprengung des AfE-Turms an der Uni Frankfurt. 116 Meter, Gebäude und U-Bahn-Röhren drum herum. Die Videos im Netz wurden tausendfach geklickt. Für Viqa Schnee von gestern: „Nach der Baustelle ist vor der Baustelle.“ Doch für den Landrat ist AWR ein Aushängeschild für Mayen-Koblenz: „Die Philosophie stimmt, die Einstellung stimmt, die Leistung stimmt. Wenn vom Landkreis aus ein Unternehmen bundesweit tätig und anerkannt ist, kann man nur den Hut ziehen.“ Ob es Probleme mit der Verwaltung gibt? „Nein, wieso?“, erwidert der Firmenchef. „Eine Genehmigung kostet Zeit. Für einen Schwertransport zum Beispiel 7 bis 14 Tage. Wer erst zwei Tage vor Termin einen Antrag stellt, darf auf die Verwaltung nicht schimpfen. Der hat falsch geplant.“

Und was steht an Planungen an? Georg Hollmann, Bürgermeister der Verbandsgemeinde, schaut mit Blick auf regionale Wertschöpfung schon nach vorne: „Der Kühlturm des AKW, das wäre doch auch ein Projekt für AWR, oder?“ Der wäre mit 162 Metern nochmal 50 Meter höher als der AfE-Turm. Viqa schaut kurz, sagt: „Natürlich sind wir interessiert.“ Und lacht.

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Hansen:
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