Veranstaltungsreihe „Koblenz: Im Dialog“

Musiker Lulo Reinhardt ausgezeichnet

Friedensaktivisten aus ganz Deutschland trafen sich zu einer Abendveranstaltung des Bürgerforums

Musiker Lulo Reinhardt ausgezeichnet

Lulo Reinhardt wurde mit dem nicht dotierten „Dialogpreis 2019“ ausgezeichnet.Foto: Volker Bruns

23.12.2019 - 15:13

Koblenz. Friedensaktivisten aus ganz Deutschland trafen sich zu einer Abendveranstaltung des Bürgerforums „Koblenz: Im Dialog“, um gemeinsam den Jahresabschluss zu feiern. Am Abend wurde der Musiker Lulo Reinhardt mit dem „Dialogpreis 2019“ ausgezeichnet. Der nicht dotierte Preis ehrt einmal im Jahr Menschen, die sich für Friedensarbeit und Völkerfreundschaft verdient gemacht haben. Die Künstlerin und Veranstalterin von „Koblenz: Im Dialog“ erhielt den „Kölner Karlspreis“.

Die Veranstaltungsreihe „Koblenz: Im Dialog“ ist seit zwei Jahren ein begehrter Bürgeraustausch. Einmal im Monat treffen sich interessierte Menschen, um zu den unterschiedlichsten gesellschaftspolitischen Themen mit Wissenschaftlern und Journalisten zu diskutieren. Höhepunkt der Jahresabschlussfeier war unter anderem ein Vortrag des Journalisten Dirk Pohlmann. Unter dem Titel „Im Auftrag der Eliten“ präsentierte er spannende aktuelle Rechercheergebnisse zum Mord am ehemaligen Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen, der vor 30 Jahren einem Bombenattentat zum Opfer fiel. Ein umfängliches Sachbuch erscheint dazu Anfang März im Verlag Westend. Pohlmann arbeitete über 30 Jahre für ARD, ZDF und ARTE. Er ist Autor, Drehbuchregisseur und veröffentlichte unzählige Dokumentationen über die Arbeit von Geheimdiensten.

Gekrönt wurde die Veranstaltung mit der Verleihung des „Dialogpreises 2019“. Für sein Engagement würdigte die Veranstalterin Sabiene Jahn ihren langjährigen Koblenzer Musikerkollegen Lulo Reinhardt. „Lulos musikalische Arbeit ist hochemotionale Friedensarbeit“, würdigt sie ihn in ihrer Laudatio. „Er teilt sie mit Menschen unterschiedlichster Völker und verbindet sie so in herausragender Weise. Er berichtete uns von anderen Kulturen, um sie besser verstehen zu lernen.“

Reinhardt möchte sich nach dem Dokumentarfilm „Newo Ziro“ (Neue Zeit), der besonders seine Koblenzer Familie beschreibt, und dem Film „Dessert Inspiration“, der von den Berbern in Marokko erzählt, erneut auf eine Reise begeben. „Die Reise führt mich zu den Wurzeln der Sintis nach Indien“, erzählt Reinhardt. So wird mit ihm im kommenden Jahr ein Film-Tagebuch entstehen, das ihn von Ägypten über Armenien, Russland und über die Ukraine nach Polen führen soll. Er möchte die überlieferten Geschichten überprüfen, nachbessern und aufarbeiten.

Die Einzelheiten zur Geschichte der Sinti und Roma in der Vergangenheit sind bislang sehr begrenzt, da es fast keine eigenen Schriftquellen gibt. Fast alle Informationen wurden Jahrhunderte lang von Nicht-Sinti und -Roma gesammelt und weitergegeben, zum Teil aber auch nur abgeschrieben, wie das wohl auch für die Bibel behauptet werden könnte. Vieles liegt im Dunkeln. Seit dem späten 18. beziehungsweise frühen 19. Jahrhundert ist aufgrund linguistischer Studien die Herkunft als gesichert anzusehen. Die Vorfahren der heute in Europa lebenden Roma und Sinti stammen ursprünglich aus Indien. Sie wanderten seit dem achten bis zehnten Jahrhundert über Persien, Kleinasien oder den Kaukasus (Armenien), schließlich im 13. und 14. Jahrhundert über Griechenland und den Balkan nach Mittel-, West- und Nordeuropa und von dort aus auch nach Amerika.

Hintergrund war kein – ihnen lange Zeit unterstellter – Wandertrieb, sondern sie sahen sich durch Kriege, Verfolgung, Vertreibung oder aus wirtschaftlicher Not zu dieser Wanderung gezwungen, die bezogen auf Mitteleuropa über 500 bis 600 Jahre dauerte, bis sie in Europa sesshaft wurden. Reinhardt kann die Sorgen von Flüchtenden gut verstehen und oft auch nicht die große Kritik, die ihnen entgegengebracht wird.

Seine Musik vertont er zurückhaltend und mischt im aktuellen Album die Sprache der Romanes mit jazzigen Hindustani-Stilelementen, Alaap, Raga und Flamenco. Reinhardt verbindet damit auf einzigartige Weise die kulturellen Einflüsse verschiedener Kontinente. Diese künstlerische Umsetzung brachte ihm kürzlich auch den Preis der deutschen Schallplattenkritik für die interessanteste Neuveröffentlichung klassischer Weltmusik ein. Der „Dialogpreis 2019“ ist gestaltet mit antiken Buchstaben aus Holz, die früher in der Druckkunst verwendet wurden. Sie symbolisieren Kommunikation und das Verbreiten von Wissen.

Am Abend wurde auch die Kommunikationswirtin und Künstlerin Sabiene Jahn mit dem „Kölner Karlspreis“ für Ihr Engagement geehrt, der einmal im Jahr für Publizistik und Literatur vergeben wird. Evelyn Hecht-Galinski, Karlspreisträgerin von 2014, gratulierte zur Entscheidung: „Wir brauchen Menschen, die zu ihren Überzeugungen stehen, die kein Unrecht geschehen lassen wollen, erst recht, wenn’s schwierig wird. Mutige Menschen wie Sabiene Jahn sind heute und in der Geschichte selten anzutreffen. Im deutschen Faschismus gab es Widerstandskämpferinnen. Hätte es mehr gegeben, wäre uns allen viel erspart geblieben. Ich freue mich über die Wahl der neuen Karlspreis-Trägerin.“

Hecht-Galinski ist eine deutsche Publizistin und Gründerin der deutschen Abteilung der Organisation „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“. Sie ist die Tochter des 1992 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

In einer Gaststätte im Ort fand eine Veranstaltung der AfD statt

Viele Teilnehmer bei Anti-AfD-Demo in Waldorf

Waldorf. Rund 200 Teilnehmer demonstrierten am heutigen Abend anlässlich einer Veranstaltung der AfD in einer Gaststätte in Waldorf. Der Protest wurde auf zahlreichen Schildern und Transparenten dokumentiert. Kurz vor dem Tagungsort hatten die Teilnehmer eine bunte Luftballon-Girlande und entsprechende Plakate über die Straße gespannt. mehr...

Staatssekretär diskutierte mit Betroffenen über Jagdgesetzentwurf

Mehr Wald statt Wild? Jäger kritisieren neues Jagdgesetz

Windhagen. Landtagsabgeordnete Ellen Demuth (CDU) hatte kürzlich ins Forum Windhagen geladen, um mit Staatssekretär Dr. Erwin Manz (Bündnis 90/Die Grünen) vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität (MKUEM) über den in Jägerkreisen äußerst umstrittenen Entwurf zur Neufassung des Landesjagdgesetzes (LJG) Rheinland-Pfalz (RLP) zu diskutieren. Viel Kritik sei ihr zugetragen worden... mehr...

Kegelsportverein Stromberg e.V.

KSV Stromberg 2 wieder siegreich

Bendorf. Am 4. Spieltag der Bezirksliga wurde die 2. Mannschaft des KSV Stromberg in Wirges erwartet. Den ersten Block bestritten Arno Arzbach und Josef Aßmann für den KSC Wirges 2 und Jan Volk und Markus Hübgen für den KSV. Volk (687 Holz) konnte seinen Gegner (688 Holz, Arzbach) nicht schlagen, dagegen überspielte Hübgen (783 Holz) Aßmann (715 Holz) deutlich. Stromberg ging mit 77 Holz in Führung. mehr...

Abschlussbericht zum Bendorfer HyStarter-Konzept vorgestellt

Vielversprechende Aussichten für Wasserstoffregion Bendorf

Bendorf. Dieser Abschluss soll erst der Anfang sein: am 27. September endete der 15-monatige HyStarter-Prozess der Stadt Bendorf mit der Präsentation der Ergebnisse und einem Ausblick auf das weitere Vorgehen zum Hochlauf einer grünen Wasserstoffwirtschaft. Bendorf wurde als eine von 15 Regionen in Deutschland für diesen Prozess ausgewählt und bekennt sich eindeutig zu Wasserstoff als zentralem Baustein der regionalen Energiewende. mehr...

 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
 
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
K. Schmidt:
Ich hoffe, das Bild soll kein Symbol für den Zustand des Katastrophenschutzes im Kreis sein. Denn mit so einem LKW, wie er dort zu sehen ist, bin ich Anfang der 1980er Jahre schon durch die Republik gefahren....
Amir Samed :
Verfahren ist ein Tiefpunkt für die Demokratie“ (Brandenburgs CDU-Minister Beermann) – wurde jedenfalls mithilfe der CDU im Bundesrat durchgewunken. Erst jetzt deutet Zahlenzauberer Habeck an, er habe sich womöglich etwas verrechnet. So könnten bei einer energetischen Sanierung leicht 200.000 € für...
K. Schmidt:
Ich erwarte, wenn dort etwas zum Heizungsgesetz erzählt wird, wird das mit hoher Wahrscheinlichkeit Unsinn sein. Allerdings, wenn ich mir anhöre, was die Grünen dazu erzählen, ist das ja auch nichts anderes. Herr Heinzel, wie kann man wehrhaft gegen etwas sein, was man einfach versucht auszublenden?...
Winfried Heinzel:
Restaurants, die Rassisten eine Anlaufstelle bieten, kann ich grundsätzlich niemanden empfehlen. Früher ging ich gerne hin, aber wenn sie faschistisches Gedankengut dort Auftreten lassen, war es das. Pfui Deifel! Niemand ist gezwungen, der AfD eine Bühne zu bieten. Eine demokratische Gesellschaft...
juergen mueller:
Stimme ich Ihnen voll und ganz zu, Herr Gelhardt. Nicht wenige, die der AfD ihre Stimme geben, wissen letztendlich nicht, welche Konsequenzen das mit sich bringt. Wenn man sich in den sozialen Netzwerken deren Kommentare anschaut, dann weiß man, wessen Geistes Kind diese sind. Die Mehrheit der AfD-Wähler...
Amir Samed:
Wenn ich den Beitrag von Helmut Gelhardt richtig verstehe gilt es nun als “erbärmlicher Populismus”, die Interessen der deutschen Bevölkerung zu vertreten. Und wie üblich in solchen Kommentaren, es fehlt an inhaltlicher Substanz. Beschimpfungen und Diffamierungen sind Meinungsäußerungne, wenn auch "unterste...
Helmut Gelhardt:
Ob Herr Joachim Paul von der AfD oder Frau Gerlinde Seidel von der AfD: die verwendeten Argumente sich heuchlerisch, populistisch, gegen Ausländer generell hetzend, bewusst gnadenlos undifferenziert, chauvinistisch - mit einem Wort: widerlich. Diese Formation, die sich ununterbrochen rühmt demokratisch...
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service