Heddesdorfer Pfingstkirmes
29.05.2015 - 11:20h
Heddesdorf. Wenn an Pfingstsamstag um 15 Uhr die Disco-Musik am Auto-Scooter verstummt und stattdessen Musikanten die Burschenherrlichkeit anstimmen, ist Kirmesplatzeröffnung. Früher war es die Neuwieder Blaskapelle, dann die zwischenzeitlich verstummten Fanfaren der Funken Rot-Weiß und seit zwei Jahren der Musikverein Heimbach-Weis, der die Burschen ankündigte. Die durften natürlich nicht fehlen. Ihre Maibäume am Kirmesplatz schlagen die Brücke vom Rummel zu Brauchtum und Tradition. Oberbürgermeister Nikolaus Roth hieß die Gäste herzlich willkommen und schloss auch die Schausteller mit ein. Ihnen dankte er für das Kommen aus Nah und Fern bis in die Niederlande. Sein Bedauern drückte er über das Fehlen des Riesenrads aus. Ist es doch stets das Wahrzeichen der Heddesdorfer Pfingstkirmes. Für viele ist die Runde über den Dächern Neuwieds jedes Jahr ein erhabenes Gefühl. Anders als zuletzt, als das Fehlen für einen kleinen Eklat sorgte, hatte die Verwaltung in diesem Jahr frühzeitig darauf hingewiesen. Der Schausteller hatte wegen eines technischen Defekts bedauerlicherweise absagen müssen. Die Lücke füllte ein 7D- Kino aus. Nikolaus Roth bezeichnete die Heddesdorfer Pfingstkirmes als die größte am Mittelrhein. Neuwied gab es noch nicht, als in Heddesdorf bereits im Jahr 962 ein Volksfest stattfand. Vor einhundert Jahren sah der Rummel anders aus: 1901 faszinierte ein fahrbares Kino die Neuwieder. 1903 waren dressierte Löwen und 1905 ein dampfbetriebenes Karussell die Attraktionen der Pfingstkirmes. Des Oberbürgermeisters besonderer Gruß galt den Pfingstreitern, die auch im Jahr eins nach dem großen 450-jährigen Jubiläum wieder ihren Wettritt austrugen und den Tribut in Rommersdorf und Engers einholten. Nach der Begrüßungsrede und dem Fassanstich von Nikolaus Roth zückten Männer und Frauen der Neuwieder Schützengesellschaft von 1833 e.V., dem ältesten Neuwieder Verein, ihre Gewehre. Mit einem donnernden Krachen gaben sie jedermann zu verstehen, dass wieder Pfingstkirmes ist. Eigentlich lief die Kirmes zu diesem Zeitpunkt schon einen ganzen Tag lang. Um den Standort attraktiver zu machen, wurde das Geschehen vor ein paar Jahren um den Freitag verlängert. Mit dem Gutscheinheft ließ sich an diesem Tag an nahezu allen Stationen bares Geld sparen. Volksfeste haben es nicht mehr so leicht wie einst. Daher hat sich eine Aktionsgemeinschaft gegründet, die im Vorfeld kräftig die Werbetrommel rührte. Lebkuchenherzen in den Schaufenstern der Innenstadt kündigten die Kirmes an. Kinder waren zum Malen von Kirmesbildern aufgerufen. Wer schon immer mal hinter die Kulissen der Kirmes gucken und den Schaustellern Fragen in den Bauch stellen wollte, war am Pfingstsamstag goldrichtig. Auf der „Backstage-Tour“ gab es allerhand Wissenswertes zu erfahren. Am Samstagabend begeisterte das Höhenfeuerwerk die Besucher. Das Neuwieder Amt für Stadtmarketing, federführend bei der Gestaltung des Rummelpatz, stellte ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine. Nach Absage des Riesenrads war Artistico mit seinen 46,5 Metern der Platzhirsch. Allerdings war bei der Riesenschaukel Schwindelfreiheit absolute Voraussetzung. Hier war der Höhenrausch gepaart mit Geschwindigkeit und Kopfstand. „Das ist Adrenalin pur“, beschrieb Dominik Berg aus Bendorf die Fahrt. Mit seiner Clique hatte sich der 18-Jährige auf zur Pfingstkirmes gemacht. Weitere Anlaufpunkte mit Kick für die jungen Leute waren der Breakdancer und die Achterbahn. Dass der Rummel allen Generationen Freude und Ablenkung bereitet, bewiesen die Senioren aus dem Ecker-Stift. Von den Betreuern begleitet, machten sie am Samstagnachmittag eine Runde über den Platz. Während hier die Lose für Freude sorgten, waren es bei den jüngsten Kirmesbesuchern die roten Punkte unter den gelben Entchen. Angeln stand ebenso hoch im Kurs wie Dosenwerfen, Reitderby und Kinderkarussell. Was das Kulinarische anbelangt, gab es eine große Auswahl. Backfisch am Fischpavillon, Champignons mit Blumenkohl oder Steaks und Würstchen an den zahlreichen Grills. Kandierte Früchte, Schokofrüchte, Crèpes sowie Eis und Törtchen waren Versuchungen, denen viele nicht widerstehen konnten. Mit dem traditionellen Familientag und vergünstigten Preisen verabschiedeten sich die rund siebzig Schausteller am Pfingstdienstag bis zum nächsten Jahr.
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