Generalversammlung des Kreisverbandes Ahrweiler im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau

„Bauern unter Beobachtung: Wie gehen wir damit um?“

Franz-Josef Schäfer bei Neuwahlen als Kreisvorsitzender bestätigt

15.01.2019 - 18:30

Dernau/Kreisgebiet. Zur Generalversammlung des Kreisverbandes Ahrweiler im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau stellte sich der Kreisvorstand den Problemen und aktuellen Diskussionen um die konventionelle Landwirtschaft. Mit Sönke Hauschild hatte man hierzu einen versierten Festredner eingeladen. Dieser referierte in den Räumen des Dernauer „Dagernova Culinarium“ zum gerade sehr aktuellen Thema „Bauern unter Beobachtung: Wie gehen wir damit um?“

Hauschild ist Referent für Agrarstrukturen, Schweine sowie Fördermaßnahmen im Bauernverband Schleswig-Holstein. Er versuchte, das Spannungsfeld zu entflechten, und zeigte sich durchaus auch offen für Änderungen. Kein Verständnis habe er aber, wenn Medien Vorgänge in Ställen teilweise ungeprüft übernehmen und veröffentlichen würden.

Die Situation für die Bauern ist derzeit wahrlich vielfach nicht rosig: Zum einen sorgen Dumpingpreise der Discounter für Erlöse, die vielen Betrieben ein profitables Wirtschaften einfach nicht möglich machen. Und gerade die vielen kleinen und mittleren Höfe sind nach wie vor Opfer einer verfehlten Agrarpolitik, die vor allem Großbetriebe weiterhin bevorzugt. Auf der anderen Seite mehrt sich Kritik von Greenpeace, Umweltverbänden sowie anderen Organisationen, und zunehmend auch von Verbrauchern: Haltung und Transport von Nutz- und Schlachtvieh, Einsatz von Medikamenten und Pflanzenschutzmitteln – derzeit insbesondere von Glyphosat auf den Feldern.


Der Verbraucher ist gefordert


Der dramatische Rückgang bei Insekten, wie etwa der Honigbiene, und Vögeln werden vielfach auf den Einsatz von Spritzmitteln in der Landwirtschaft zurückgeführt. Aber so lange die Landwirte für Lebensmittel wie Getreide und vor allem Fleisch diskriminierende Niedrigpreise wie aktuell erhalten, wird sich an dieser fatalen Situation für viele Betriebe kaum etwas positiv ändern. Also ist der Verbraucher gefordert, bereit zu sein, die Leistungen der Landwirte mit einem angemessenen und auskömmlichen Preis für ein gutes Lebensmittel auch zu honorieren. Dies bedeutet durchaus auch weniger Fleischverzehr, und auf mehr Klasse als auf Masse zu setzen.

Damit könnte gleichzeitig auch der Produktionsdruck der bäuerlichen Betriebe gesenkt werden. Dies ergäbe gerade für kleinere und Kleinstbetriebe wieder finanzielle Überlebensperspektiven – und die nötige Wertschätzung ihrer Arbeit und Produkte. Im Kreis Ahrweiler gehören diese Hofgrößen ohnehin noch zur Regel.

Darüber hinaus gehen der Landwirtschaft durch den Flächenfraß für immer mehr Siedlungs-, Industrie- und Gewerbegebiete sowie Straßenbauprojekte regelmäßig Produktionsflächen verloren. Diese Entwicklung beklagten übereinstimmend der Referent wie auch Landrat Dr. Jürgen Pföhler in ihren Ausführungen.


Auf den Preis fokussiert


In seinem viel beachteten Referat stellte sich der Gastreferent, Sönke Hauschild, dieser Diskussion. Der Kritik wolle man sich stellen. „Klar müssen wir uns noch verbessern“, gestand er offen ein. Er monierte jedoch, dass in Medien teilweise ungeprüft Vorwürfe über angebliche Missstände in der Landwirtschaft (etwa in Ställen und bei Viehtransporte) berichtet worden sei. Während der Landwirt bei Umfragen auf der einen Seite positiv bewertet werde, komme jetzt oft die Frage: „Kann man Bauern noch trauen?“ Hier hatte Sönke Hauschild eine ganz klare Antwort parat: Der Verbraucher vertraut dem Bauern ohne Wenn und Aber. Der Beweis? Er kaufe gnadenlos billig und fokussiere sich vor allem auf den Preis.

„Von vielen Organisationen wurde den Bürgern erläutert, wie schrecklich unsere Landwirtschaft sei“, so Hauschild Weiter. Er beklagte weiterhin, dass die Politik nicht mehr vorschreite. „Wir brauchen jedoch Lösungen,“ kritisierte er ungeschminkt die mangelnde politische Unterstützung bei vielen Fragen. In diesem Zusammenhang nannte er etwa die Kastration der männlichen Ferkel. Die Frage sei aber, wie man da rauskomme. Es gehe um Vertrauen, so Hauschild. Und den Kritikern wolle der Bauernverband mit „entwaffnenden Kampagnen“ entgegentreten. „Wir wollen diskutieren und gehen auf die Menschen zu,“ kündigte Sönke Hauschild an.


Thema Jahrhundertsommer


Der Ahrweiler Bauernpräsident, Franz-Josef Schäfer, hatte eingangs zahlreiche Ehrengäste aus Naturschutz, Politik, Wirtschaft und Banken willkommen geheißen. Er verwies zunächst auf die Herausforderungen durch den Jahrhundertsommer mit tropischen Temperaturen. Trotz dieser Trockenheit sei die Getreideernte durchschnittlich, aber besser als erwartet, ausgefallen.

Für die Erzeuger von Raps und Zuckerrüben sieht er hingegen keine gute Perspektiven. Zucker werde viel billiger etwa in Brasilien erzeugt. Und die Ölproduktion sei immer mehr in Palmölplantagen abgewandert. „Die brennenden Regenwälder Amazoniens und Südostasiens schauen wir uns betroffen in den Nachrichten an, und ansonsten freuen wir uns über niedrige Nahrungsmittelpreise“, führte Schäfer nachdenklich aus.

Harsch kritisierte er den Deutschen Bauernverband: „Wie kann man sich Wochen vor der Ernte mit einer Milliardenforderung für trockenheitsbedingte Einbußen an die Öffentlichkeit wenden und hat mit den teils berechtigten Forderungen nicht gewartet, bis diese Auswirkungen auch dem letzten Mitbürger bewusst geworden sind?“, fragte Schäfer. Und die derzeitigen Keimbelastungen bei Geflügel seien ein Hygieneproblem in den Schlachthöfen und nicht der Haltungsform. Franz-Josef Schäfer richtete auch deutliche Kritik an der Bundespolitik. Es bleibe zu sagen, dass von der Bundestagswahl bis zur „Großen Koalition“ Stillstand herrsche und sich seitdem nichts bewege.


Wenig positives Fazit


Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner habe Reformen und eine neue Ackerbaustrategie angekündigt. In manchen Äußerungen Klöckners habe man fachliche Fehler feststellen müssen. Schäfer zog ein wenig positives Fazit: Die bäuerliche Kultur sei dabei, zu verschwinden, und werde in einigen Jahren auch verschwunden sein. „Wie viele Orte gibt es schon in unserem Kreisverband ohne einen aktiven Landwirt?“, schloss Franz-Josef Schäfer seine zum Nachdenken anregenden Ausführungen.

In ihren Grußworten stellten Landrat Dr. Jürgen Pföhler sowie Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, die vielfältige Bedeutung der Landwirtschaft heraus. Und Annika Schooß freute sich, in einem so prägenden Weinjahr Ahrweinkönigin zu sein.

Dem offiziellen Teil war eine interne Mitgliederversammlung vorausgegangen, wo auch der Kreisvorstand neugewählt wurde. Kreisvorsitzender bleibt Franz-Josef Schäfer. Stellvertreter für Landwirtschaft ist Mattias Genn, für Weinbau Thomas Monreal. Weiterhin gehören dem Vorstand an: Jürgen Radermacher, Lothar Schneider, Willi Orth, Paul Clemens, Ingrid Strohe (Vertreterin Landfrauen), Alfred Schopp, Günter Adrian, Pascal Delord (neu), Karsten Krause, Albert Kreuzberg sowie Maria Schäfer (Vertreterin Landjugend). Aus dem Vorstand ausgeschieden sind Hermann Josef Knobs, Heinz Groß und Peter Horsch. Amtierender Weinbaupräsident ist Hubert Pauly.

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16.01.2019 08:32 Uhr
Uwe Klasen

Dazu ein Text von der Seite Novo-Argumente [Link v. d. Redaktion entfernt]:
Die moderne Landwirtschaft ist eine große Erfolgsgeschichte. Die Versorgung der Menschen mit hochwertiger Nahrung hat in Quantität und Qualität ein enorm hohes Niveau erreicht. Die Welternährung kann problemlos gewährleistet werden. In dieser Situation macht sich bei einigen wohl situierten Stadtbewohnern die Sehnsucht nach Ferienbauernhofidylle breit. Die sogenannte „industrielle Landwirtschaft“ wird zum Problem, eine nostalgisch zusammenfantasierte „bäuerliche Landwirtschaft“ zum Ideal erklärt. Der so entstehende Nischenmarkt für Ökobauernhofprodukte ist schön und gut, wenn auch besonders hoch subventioniert. Der Marktanteil im niedrigen einstelligen Prozentbereich bei (meist auch im industriellen Maßstab produzierten) „Biolebensmitteln“ im reichen Deutschland zeigt jedoch, dass die Fantasien mit Welternährung wenig zu tun haben.



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