Tomburg-Realschule in Rheinbach

Die Nordsee im Schulaquarium

Ein neu eingerichtetes Fünfhundert-Liter-Aquarium im Foyer der Tomburg-Realschule

Die Nordsee im Schulaquarium

Teil der täglichen Pflege ist die Entnahme von Wasserproben.Foto: Privat

07.05.2013 - 11:43

Rheinbach. „Es war schon eine spannende Zeit vom Sandholen in Holland bis zum Besatz mit den ersten Tieren“, erläuterte Biologie- und Techniklehrer Christoph Köchling beim Anblick des neu eingerichteten Fünfhundert-Liter-Aquariums im Foyer der Tomburg-Realschule. Wellhornschnecken gleiten über die Scheibe, grüne Fadenalgen und büschelförmige Rotalgen wiegen sich in der Strömung. Ein sandfarbener Fisch flitzt über den Grund. Wo sich bisher afrikanische Barsche tummelten, haben jetzt neben sogenannten „Blumentieren“ wie Seeanemonen auch verschiedene Meeresschnecken, Fische und Algen in satten Rot- und Grüntönen ihr neues Zuhause: Es riecht nach Meer.

„Die Wasserchemie ist deutlich komplexer als bei Süßwasseraquarien, mehr als vier Fische sind da nicht möglich„, erläuterte Lehrer Köchling, dessen Technikkurs der Stufe 9 täglich auch die sechs weiteren Großbecken mit Salmlern (zum Beispiel dem allseits bekannten roten Neon), sogenannten Labyrinthfischen (die atmosphärische Luft atmen können), blinden Höhlensalmlern (deren Becken abgedunkelt wurde), Unken, Krebsen und „Lebendgebärenden“ (die lebende Junge „werfen“) betreut. „Die Schülerinnen und Schüler erhalten eine Zeugnisbemerkung für ihr besonderes Engagement“, erklärte ihr Lehrer, der selbst seit über dreißig Jahren begeisterter Aquarianer ist. „Täglich wird gefüttert und die Technik gecheckt. Alle vier bis sechs Wochen wird eine Grundpflege durchgeführt. Die Kursteilnehmer bilden selbstständig Teams und reinigen Filter, wechseln einen Teil des Wassers aus und putzen die Scheiben. Da wir nur 90 Minuten haben, muss alles „zackzack“ gehen, da heißt es schon mal Eimerketten bilden. Die Aquarientechnik selbst ist Thema im Technikunterricht. Im Moment haben wir übrigens Unkennachwuchs zu vergeben, ein Verdienst der Schülerinnen und Schüler“, berichtete Köchling begeistert und fügte hinzu: „Auf dem Blog http://trraquaristik.blogspot.de/ wird regelmäßig berichtet, ein Link zur Schulwebsite ist in der Mache.“

„Et sieht jet schmuddellich aus“, musste sich Köchling in den letzten Wochen jedoch öfters sagen lassen, als das mit Sand, Steinen und Muschelschalen bestückte Nordseebecken noch fest in der Hand von Kiesel- und Rotalgen war, die das Ganze recht unansehnlich wirken ließen. Aber das sogenannte „Einfahren“, die Herstellung eines biologischen Gleichgewichts im Salzwasser, dauert mehrere Wochen.

Die Technik ist deutlich aufwendiger, neben Strömungspumpen sind auch ein Durchlaufkühler und ein „Abschäumer“ notwendig. Dieser entfernt Eiweißabfallstoffe aus dem Wasser, ein normaler Filter reicht dazu nicht aus. Auch der Salzgehalt muss ständig überwacht werden. Allmählich klärte sich das Wasser, sodass an den Besatz mit Tieren gedacht werden konnte. „Da habe ich mir einen Sport draus gemacht“, antwortete Köchling auf die Frage nach den Beschaffungswegen angesichts knapper finanzieller Mittel. Um die Kasse des Fördervereins VEFF nicht allzu stark zu strapazieren, hat Köchling Sand und Steine zu Beginn der Osterferien kurzerhand in Holland geholt („morgens hin, mittags zurück“).

„Den Wasserkühler habe ich in Speyer besorgt, auf eine Kleinanzeige hin. Das Meersalz musste ich ebenfalls kaufen.“ Diverse Pumpen aus dem Schulfundus sorgen für die Strömung, der Abschäumer ist ein Eigenbau der Technikschüler. Biologiekollegin Ute Arend-Samouris ermöglichte durch eine Spende in Form von Muschelschalen die Aufschüttung einer kleinen „Muschelbank“. Die Hausmeister Markus Mauel und Willi Mertens standen mit technischen Tipps zur Seite und meldeten jede interessante Beobachtung.

Auch Schulleiter Rüdiger Steffke zeigte sich von Beginn an interessiert. Die Tiere hat Köchling schließlich an der französischen Kanalküste gesammelt, dort gibt es zahlreiche Spritzwassertümpel, die bei Ebbe leicht zu erreichen sind. Die fünfjährige Tochter Helena war mit dabei, für sie die erste Begegnung mit dem Meer. „Da wurden wir zunächst ein bisschen beäugt, das halbe Dorf war nämlich am Sonntagmorgen mit Eimern und Messern zur Muschelernte mit uns auf den Felsen unterwegs. Man wunderte sich zunächst, was es denn wohl bei uns zum Mittagessen geben würde“, erinnerte er sich lebhaft.

„Unser Star ist Französin“, erklärte Köchling und zeigt auf das Highlight des Beckens: Eine Seedahlie. Das etwa 10 cm große und ebenso breite „Blumentier“ sieht aus wie eine Pflanze, ist aber tatsächlich eine Seeanemone, die mit ihren Tentakeln ihre Beute aus der Strömung fängt. Zusammen mit weinroten, etwa fünf Zentimeter großen „Erdbeerrosen“, ebenfalls Seeanemonen, besiedeln sie die Steinaufbauten. Die Fütterung erfolgt einzeln mit einer speziellen Zange. Fisch- und Muschelfleisch, aber auch Garnelen stehen auf dem Speiseplan, zweimal in der Woche. Langsam befördern die Tentakel das Futter zur Mundöffnung in der Mitte des Tieres. Um die Speisereste kümmern sich die Fische.

Kaum auszumachen sind die zwei Sandgrundeln, die Köchling mit dem Kescher gefangen hat. Diese bodenbewohnenden Fische von etwa 10 cm Länge sind Meister der Tarnung. „Sie fressen alles Tierische, was so im Wasser treibt, momentan bekommen sie auch Wasserflöhe aus dem heimischen Teich“, führte Köchling aus. „Es gab übrigens einen dritten Fisch, aber die Seedahlie hat unterwegs wohl Hunger gekriegt …“, bemerkte Köchling lakonisch. Ein paar Wattwürmer haben sich auch in das Becken „verirrt“. „Die waren wohl als Jungtiere im Sand mit dabei und wundern sich jetzt, dass nach vier Zentimetern schon Schluss ist mit Graben“, erzählte Köchling, graben sie doch in der freien Natur bis 25 cm tief im Sand.

Das neue Becken, in dem ausschließlich Tiere der Nordsee bzw. des Ärmelkanals leben, ergänzt den Biologieunterricht der Tomburg-Realschule in den Stufen 8 bis 10. Die jährliche Kursfahrt an die Nordsee kann dort anschaulich vor- und nachbereitet werden. Biologiekollegin Sabine von zur Mühlen hat bereits angeregt, eine „Unterwasserbeschilderung“ anzubringen.

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