Seniorenkreis der Kolpingfamilie Andernach

„Ich geh mal weg – um mitten drin zu bleiben!?“

Pfarrer Ralf Birkenheier hielt Vortrag über sein Sabbatjahr

„Ich geh mal weg –
um mitten drin zu bleiben!?“

30.04.2017 - 10:00

Andernach. Im vergangenen Jahr hat er das vakante Amt des Bezirkspräses des Bezirks Mayen, zu dem auch Andernach gehört, übernommen, Pfarrer Ralf Birkenheier aus Mendig. Nun war er das erste Mal beim Seniorenkreis der Kolpingfamilie Andernach zu Gast - quasi zum „Antrittsbesuch“ – mit einem Vortrag über sein Sabbatjahr vor mehr als zehn Jahren. Mit Spannung erwartet wurden die Erlebnisse und Einsichten eines ganzen Jahres auf einer Alm bei Einsiedeln im Kanton Schwyz. Seit Jahren war eine Kapelle auf der „Ob Häg“ mit einer kleinen Wohnung sein Urlaubsdomizil, oberhalb von Steinerberg und unterhalb der „Wildspitz“, zwar „schlicht und ergreifend, aber zumindest im Sommer ein Traum“, so Präses Ralf Birkenheier. Wenn dann aber einem solche Fragen durch den Kopf gehen: „Was ist das Wichtigste in meinem Leben oder wo stehe ich und wo möchte ich hin?“, dann erhält das schon eine ganz andere Dimension. Auf die Frage nach dem Wichtigsten im Leben hat Jesus Christus ganz klar geantwortet: „Gott lieben und den Menschen!“. Daraus ergibt sich, dass das Wichtigste getan werden muss – Jesu Antwort sollte provozieren. Auf Ralf Birkenheier bezogen merkte er schnell, dass er selbst das Wichtigste tun musste – nicht irgendwann, sondern sofort. Jetzt war die Stunde, auf die es ankam. Damals fand er, der Groschen war gefallen, er musste sich wegmachen, zurück zu den Wurzeln, zurück zu seiner Quelle.

Sein Ziel war der Antritt eines Sabbatjahres eben in der Region, in der er seine Sommerurlaube verbringen durfte. Er war zu der Zeit noch Ordensgeistlicher in einem Kloster als Oberer und auch als Lehrer am Gymnasium. Die Reaktion der Betroffenen war geteilt, aber nur in eine Richtung: Der spinnt, Pater müsste man sein,

die Familie stellte fest, „dat geht doch net!“, Staunen und Entsetzen war angesagt. In die Entscheidung einbezogen wurden natürlich auch die Älpler bei einem Frühschoppen während des vorangegangen Urlaubs. Und die waren begeistert, bekannten aber offen, dass er vom Herbst bis in den Mai oben ganz allein sein würde. Ihm war aber bewusst, dass eine Reihe Einheimischer sich um ihn sorgen würden, zum Beispiel der Kapellvogt mit seiner Frau, herzliche und liebe Freunde seit Jahren, die Älpler auf der „Gehrenalm“, die auf ihn achten würden wie auf ihre Sommergäste und das Vieh auf den Bergen. Dazu gehörten auch Familien aus dem Dorf und der Diakon Schuler mit seiner Familie, sein geistlicher Begleiter. So stand dem Sabbatjahr nichts mehr im Weg.


Sabbatjahr als berufliche Auszeit


Das Sabbatjahr wurde bereits im des Alten Testament genannt. Ursprünglich bezeichnet das Sabbatjahr ein göttliches Gebot, welches in der Tora beschrieben wurde, das letzte Jahr in einer Reihe von sieben Jahren; danach sollen Sklaven freigelassen werden und Äcker und Weinberge sollen brachliegen,

hebräische „šabat“ bedeutet innehalten.

Eine Form der beruflichen Auszeit ist es, eine bestimmte Zeit für die persönliche Besinnung oder für den Rückzug aus dem normalen Alltag zu nutzen. Der Ruhesuchende nutzt die Zeit, um sich selbst zu erforschen und innere Ruhe zu finden, über bestimmte Probleme nachdenken und nach Lösungsmöglichkeiten suchen. Diese Zeit erhielt aber auch ein besonderes Gepräge: Abschied von der geliebten, erkrankten Mutter, aber auch nicht nur von ihr. Im Herbst ging es los. Die Älpler zogen ins Tal und die Stille hielt Einzug – nichts mehr zu hören, niemanden mehr zu sehen. Der Schnee kam und blieb: Die Kälte drang in Kapelle und Wohnung. Mit warmen Schuhen und dicker Jacke kann man aber auch lesen, studieren, die Messe feiern, nachdenken und beten. Kochen, putzen, Holz hacken war ohnehin Tagesprogramm, was ich mir nicht unbedingt erträumt hatte. Aber: Nichts bleibt unbemerkt. Schon nach wenigen Tagen konnte er die ersten Wanderer begrüßen, weil die Kerzen brannten – da wohnt doch einer! Ist hier auch Messe? Kann ich Sie mal was fragen? Sonntag für Sonntag wuchs die Zahl der Messebesucher aus den Tälern, im Winter bei hüfthohem Schnee. Dann gab es Tee, den Obstler und das Brot brachten die Leute mit. Nach Ostern musste der Altar vor die Kapelle gestellt werden, weil 200 bis 300 Menschen sonntags mit Kind und Kegel kamen, um die Eucharistie zu feiern, unter freiem Himmel und auf grüner Wiese, vom Glockenklang der Kühe auf der Alm umrahmt. „Ich war weg und – mittendrin!“.


Heilige Messe als Mittelpunkt


Die anfangs gestellte Frage war beantwortet: Das Wichtigste für die Älpler ist die heilige Messe am Sonntag. Darum verlässt er Täler, Schulen, Klöster, Hof, Acker, Familie. Ein Bauer urteilte: „Was sind wir froh, dass du bei uns bist.

Wir Bauern hier oben können jetzt mal zur Messe: da unten haben wir seit Jahren keinen Pfarrer. Wenn es hochkommt, haben wir vielleicht einmal im Monat Gelegenheit zur Messe. Die Kirch sorgt dafür, dass sie bei uns im Dorf stirbt!“.

Und daraus kann man lernen und ableiten, was die Sorge der Menschen ist: Auf der Strecke zu bleiben, wenn in den Diözesen die Pastoralpläne geändert werden. Natürlich müssen auch Strukturen geändert werden, Verwaltungen gestrafft, Pfarreien aufgelöst und Gelder gespart werden, aber um welchen Preis? Ist das das Wichtigste?

Viel zu schnell verging die Zeit und Seniorenkreisleiter Josef Nonn bedankte sich bei Bezirkspräses Ralf Birkenheier nach einem lang anhaltenden Beifall für den außergewöhnlichen Vortrag. Traditionell endete der Nachmittag mit dem gemeinsam gesungenen Kolpinglied.

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