Narren im Lützinger „Köhstall“ außer Rand und Band
Rheinischer Frohsinn der Spitzenklasse
Niederlützingen. Ein Feuerwerk rheinischer Narretei brannten die Aktiven der KG „Blau-Weiß“ Niederlützingen ab, die am vergangenen Samstag ihre erste Sitzung in der Session 2015/2016 veranstalteten. Geboten wurde alles, was das Herz eines Karnevalsfreundes höher schlagen lässt: schmissige Gardetänze, atemberaubende Showtänze, tolle Gesangsdarbietungen und natürlich witzige Büttenreden.
Jubiläumsprogramm steht
Unter den Klängen des Tambourcorps „Spielfreunde“ Niederlützingen zogen Möhnen, Garden, Stadtsoldaten und Elferrat pünktlich um 19.11 Uhr in die vollbesetzte Narrhalla ein. Sitzungspräsident Hans-Peter Gammel stimmte mit dem närrischen Volk ein erstes „Lötzing alaaf“ an. Er nutzte die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass die Gesellschaft in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert. „Am 7. Dezember 1966 wurde unsere KG aus der Taufe gehoben. Mit der heutigen Sitzung starten wir in unser Jubiläumsjahr, das am 4. und 5. November mit einem Festwochenende seinen Höhepunkt erreicht. Dann wird unter anderem die Kölner Gruppe Kasalla in unserer Lavahalle zu Gast sein“, kündigte er an. „Auch für heute haben wir ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet. Hören Sie zu, singen Sie, machen Sie mit, dann verspreche ich Ihnen einen Abend, an den Sie sich noch lange erinnern werden“, appellierte er und gab dann das Podium frei für eine gut fünfstündige Sitzung.
Gelungener Einstieg
Mit einigen Liedern sorgte der Tambourclub „Spielfreunde Niederlützingen“ (Leitung Achim Wachtveitl) für einen gelungenen Auftakt. Betina Müller und Gerhard Fink, beide Aktive des Musikvereins, konnten die ersten Orden des Abends in Empfang nehmen. Anschließend bevölkerte eine Herde wilder Tiere die Bühne: Die Minifunken der KG „Blau-Weiß“ präsentierten ihren Showtanz (einstudiert von Britta Kurz, Jessica Leuther-Porz und Bianca Lorenz) und ernteten dafür die erste Rakete des Abends. Es sollte nicht die letzte sein.
Als Eisbrecher in der Bütt fungierte „Protokollarius“ Ingo Schleimer, der auch dieses Mal wieder Geschehnisse aus dem Dorfleben Revue passieren ließ. So möchte die Nürburgring GmbH die Straße „Im Lammertal“ wegen ihres schlechten Zustands als Teststrecke nutzen. Eine Ortsbewohnerin wird künftig darüber informiert, wann das Martinsfeuer entzündet wird, damit nicht wieder die Feuerwehr alarmiert wird. „Empfangen wir nun das Brohler Prinzenpaar“, rief Sitzungspräsident Gammel aus und kündigte die Gäste aus dem Unterdorf an. Mit Prinz Wolfgang II. und Prinzessin Gisela I. (Ehepaar Hilt), ihrem Hofstaat sowie dem „Narrenzunft“-Vorsitzenden Hans-Dieter Baunach an der Spitze zogen Prinzengarde, Möhnen, Elferrat und Amazonencorps in die Lavahalle ein und statteten den Jecken aus dem Oberdorf einen kurzen Besuch ab. Das Prinzenpaar dankte für den tollen Empfang auf der Lützinger Höhe und lud alle zum Besuch des Karnevalsumzugs ein, der sich an Rosenmontag durch die Rheingemeinde schlängeln wird.
Überzeugend im Anschluss daran der Tanz der Kindergarde, für dessen Choreografie Alisa Ockenfels und Julia Keldenich verantwortlich zeichneten. Wie kurzweilig, originell und spitzfindig ein „Mutter-Tochter-Gespräch“ sein kann, stellten Jutta Kulmus und Tanja Nikolay unter Beweis. Es versteht sich von selbst, dass das Duo, das seit Jahren in den Sitzungen für beste Unterhaltung sorgt, mit lang anhaltendem Applaus belohnt wurde.
Verdiente Mitglieder geehrt
Rudolf Schmitz, Vorsitzender der KG „Blau-Weiß“ nutzte die Sitzung, um einige KG-ler auszuzeichnen. Eva Schmitz (sie hat das Vereinswappen neu kreiert) und Karsten Schmitz (er ist für die Technik zuständig) erhielten ebenso den Jubiläumsorden wie Hans und Hildegard Schmidtke. Die beiden Letztgenannten sind seit Jahrzehnten immer da, wenn Helfer benötigt werden. „Ihr habt immer geholfen, wenn eine Veranstaltung vorbereitet, durchgeführt und nachbereitet wurde. Hans Schmidtke war darüber hinaus auch 15 Jahre Mitglied des Elferrats“, betonte Rudolf Schmitz in seiner Laudatio und bedankte sich für dieses besondere Engagement zum Wohle der Gesellschaft, bevor er dann das Mikrophon an Dirk Dümpelfeld übergab. Der stellvertretende Sitzungspräsident bat Ortsbürgermeister Michael R. Schäfer auf das Podium. Dieser lobte in seiner kurzen Ansprache die vielfältigen Aktivitäten der KG Niederlützingen in Sachen Karneval.
Als die Melodie der „Winnetou“-Filme erklang, hatte die Jugendgarde (sie wird von Verena Distelrath und Carolin Ockenfels trainiert) ihren Auftritt. Die Mädchengruppe in ihren Indianerkostümen war nicht nur toll anzusehen, sondern präsentierte auch einen tollen Showtanz. Erstmals, aber hoffentlich nicht zum letzten Mal in der Lützinger Bütt war Birgit Geef. Die Karnevalistin aus Bad Breisig berichtete in einem Reim-Vortrag über ihre Erlebnisse beim Casting als Germanys Next Top-Model. Von Anfang an zog sie die Zuhörer in ihren Bann und sorgte mit ihrem Vortrag für einen absoluten Höhepunkt des Abends. Ein anderes „Highlight“ stellte sicherlich auch der Auftritt der „gemischten Garde“ dar. Die Gruppe, die von Carolin Ockenfels und Sarah Schumann trainiert wird, präsentierte einen Gardetanz, der deutlich machte, welche außergewöhnliche tänzerische Qualität in der Gruppe steckt.
Zündende Büttenreden
Nach der Pause ging es in der Lützinger Narrhalla Schlag auf Schlag weiter. Zunächst sorgte der Elferrat mit einer von Kerstin Schmidt einstudierten Hommage an die US-Gruppe „Village People“ für Kurzweil und Abwechslung. Als Sitzungspräsident Gammel „En arme Teufel“ ankündigte, wusste jeder in der Lavahalle, was bevorstand: beste Unterhaltung und äußerst strapazierte Lachmuskeln. Stefan Vogt, Karnevalist aus Brohl, der in der gesamten Region als Büttenredner allererster Klasse gilt, präsentierte einen Spitzenvortrag, der gespickt war mit Kalauern und Pointen. Unnachahmlich, wie er über sein abwechslungsreiches Leben plauderte und dabei sich und seine Familie durch den Kakao zog.
Eng wurde es auf der Bühne, als die Niederlützinger Stadtsoldaten mit Kommandant Volker Wolf an der Spitze ihren Auftritt hatten. Zunächst führten die Stadtsoldaten ihren Gardetanz auf. Dann zeigten Tanzmariechen Lisa Fuchs und Tanzoffizier Kevin Haupt (einstudiert von Alexandra Wilhelmi) ihre außerordentlichen tänzerischen Qualitäten. Seit Jahren sind die Boisdorfer Jecken fester Bestandteil des Niederlützinger Saalkarnevals, so auch am vergangenen Wochenende. Norbert Weber, Sprecher der Karnevalsgesellschaft aus Düren am Niederrhein, moderierte ein etwa 20-minütiges Programm mit Tanz- und Gesangsdarbietungen. Nachdem die Tanzgruppe „Lützinck“ ihren Showtanz aufgeführt hatte (einstudiert von Nicole Hoß, Carina Hilger und Carolin Ockenfels), startete zu später Stunde Sitzungspräsident Hans-Peter Gammel einen Frontalangriff auf die Lachmuskeln des Publikums. Als „De treusch Peter“ feierte er nach jahrelanger Abstinenz ein absolut gelungenes Comeback in der Lützinger Bütt und bewies mit seiner Büttenrede, dass er es immer noch bestens versteht, das Publikum zum Lachen zu bringen. Vollends überzeugend zum Abschluss des Programms dann auch der Auftritt des Männerballetts, das dieses Mal als „Piraten“ verkleidet auftrat. Trainerin Alexandra Wilhelmi hatte mit der Gruppe zu einem Medley der Band „Santiano“ einen Showtanz choreografiert, der sowohl gespickt war mit schwierigen Hebefiguren als auch mit tänzerischen Feinheiten. Kurzum: ein wirklicher Höhe- und Schlusspunkt der Sitzung. Es versteht sich von selbst, dass das Publikum begeistert Applaus spendete und die Gruppe erst nach einer Zugabe entließ.
Beim abschließenden Finale dankte Sitzungspräsident Hans-Peter Gammel allen Aktiven für ihre Darbietungen und den Zuschauern für deren tolle Unterstützung. Wer die Sitzung verpasst haben sollte, kann das am kommenden Samstag, 23. Januar, nachholen. Dann steigt ab 19.11 Uhr in der Lavahalle die zweite Gala-Sitzung der Niederlützinger Karnevalsgesellschaft.