Breite Diskussion im Rathaussaal

Alle städtischen Pfarreien sollen eine Einheit werden

Man wollte eine Antwort auf die Frage nach dem kirchlichen Leben der Zukunft finden

Alle städtischen Pfarreien
sollen eine Einheit werden

Als Experten stellten sich den Fragen von Judith Rupp: Bürgermeister Guido Orthen, Grünen-Kommunalpolitiker Wolfgang Schlagwein, Grundschulrektorin Ursula Bell und Rainer Nennmann vom SeniorennetzwerkFoto: PHILÖ

07.10.2016 - 17:13

Bad Neuenahr Die katholischen Pfarreien in der Kreisstadt nehmen auf dem Weg zu ihrer Verschmelzung die Gläubigen mit. Und nicht nur das, die Amtsträger und die Mitglieder Pfarrgemeinderäte hören genau zu, welche Vorstellungen die Gläubigen von der Zukunft ihrer Kirche haben. Zu einem Tag des Hin- und Zuhörens, zu einem Tag des „Herausrufens der Gläubigen“ aus ihren Wohnungen hatten Pfarreienratsvorsitzende Beatrix Knieps-Müller und sowie Pfarrer Jörg Meyrer und Peter Dörrenbächer in den großen Sitzungssaal des Rathauses geladen. Judith Rupp, stv. Sprecherin des Bistums kam aus Trier, um den Abend zu moderieren. Für Pfarrer Dörrenbächer sind die Menschen heute immer weniger in feste Gemeinschaften eingebunden:“Die Menschen gehen dorthin, wo sie das finden, was sie gerade brauchen. Das Leben ist individueller geworden! Wir können nur Kirche sein, wenn wir nah an der Lebenswirklichkeit der Menschen dran sind!“ Pfarreienratsvorsitzende Beatrix Knieps-Müller bot als ersten Schritt eine „Märchenstunde“ und machte schnell klar, es war einmal, dass jede Pfarrei einen Pastor, einen Kaplan oder zwei Sonntagsmessen hatte. Mit einem kleinen Rollenspiel mit Rainer Ulrich, ihr Vertreter im Pfarreienrat, kristallisierten sie heraus, dass sich etwas ändern muss. Der Auftrag der Synode des Bistums, die Kirche solle in ihrer pastoralen Aufgabe einen Perspektivwechsel vornehmen und beginnen vom einzelnen her zu denken, müsse vor Ort nun inhaltlich ausgearbeitet werden. Es müsse eine Antwort auf die Frage gefunden werden, was kirchliches Leben der Zukunft bedeute. Die weit über 100 Zuhörer aller Altersgruppierungen erlebten den Diskussionsabend in drei Schritten. Im zweiten Schritt unter der Moderation von Judith Rupp gaben „Fachleute“ in einer Talkrunde Antworten auf Leitfragen. Bürgermeister Guido Orthen, Grünen-Kommunalpolitiker Wolfgang Schlagwein, Grundschulrektorin Ursula Bell und Rainer Nennmann vom Seniorennetzwerk nahmen zu den Fragen Stellung „Welche Erwartungen haben Sie, was Kirche hier vor Ort tun und bewirken soll auch im Hinblick auf das Gemeinwesen?“ oder „Gibt es Anregungen, wie das Zusammenarbeiten in der Kirche, aber auch im Hinblick auf kirchliche und kommunale Stellen verbessert werden soll?“

Wolfgang Schlagwein lobte, dass die Kirche zum Instrument greife, die Gläubigen in den Diskussionsprozess mit einzubinden. Es sei eine Chance der stetig fortschreitenden Individualisierung der Menschen wieder eine Heimat zu bieten.“Wir müssen der Vereinzelung der Menschen entgegenwirken und sie beteiligen,“ sagte Schlagwein.

Auch die anderen „Experten“ griffen das Wort Heimat auf. Heimat sei, wo man sich angenommen fühle. Bürgermeister Orthen verglich den Prozess der Pfarreienverschmelzung in der Stadt mit dem Jahr 1969. „Damals wehten schwarze Fahnen in Ahrweiler. Die Stadt wurde auf Weisung Mainz zwangsweise zur gemeinsamen Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler! Kirche könne daraus lernen, den Menschen in den bisherigen Pfarreien Brücken zu bauen, mit denen sie der neuen größeren Pfarrei verbunden bleiben.“Wenn man ein größeres Gebilde schafft, muss man den Menschen in ihrer Heimat abholen!“ sagte Orthen. Grundschulrektorin Ursula Bell erweiterte den Blickwinkel der Diskussionsteilnehmer mit ihrem Hinweis, dass es keine homogene Kinderschar in der Stadt mehr gäbe. Von den knapp 300 derzeitigen Grundschulkindern in der Grundschule West hätten schon 60 Prozent einen Migrationshintergrund. Bell:“Sie bringen völlig neue individuelle Bedürfnisse in unser Leben. Sie wies daraufhin hin, dass fast zwei Drittel der Schüler die Ganztagsschule besuchen. Das ließe auch auf veränderte Strukturen in den Elternhäusern schließen. Rainer Nennmann vom Seniorennetzwerk sah eine Lösung in einer stärkeren Zusammenarbeit bei Freizeitangebot für Jugend und Senioren von zivilen und kirchlichen Organisationen. Danach leitete Judith Rupp zum dritten Teil der Veranstaltung über. An Stehtischen diskutierten die vielen Gläubigen über die bisher andiskutierten Themen und schrieben auf Karteikarten, was sie verstärkt erörtert haben wollen oder was ihrer Meinung nach am Abend zu kurz gekommen sei. „Wo denn das Spirituelle“ abgeblieben sei?, fragte eine der Teilnehmerinnen, „Kirche kann nicht nur aus Strukturen bestehen!“

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