Der gebürtige Neuwieder Jan Rolfes rettete mit einer Stammzellenspende das Leben des Amerikaners Ben Clark
Besondere Hochzeitsgeschichte: Vom Lebensretter zum Trauzeugen
Neuwied/Iowa. Jan Rolfes, einem 35-jährigen Professor an der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen und gebürtigen Engerser, wurde kürzlich eine ebenso ungewöhnliche wie besondere Ehre zuteil: Als Trauzeuge führte er den amerikanischen Bräutigam Ben Clark zum Altar, obwohl er diesen noch nie zuvor persönlich getroffen hatte. Der Grund für diese besondere Hochzeitsgeschichte war eine Stammzellenspende, mit der Jan einige Jahre zuvor Bens Leben gerettet hatte. Für Ben stand daher fest: Sein Lebensretter musste als Ehrengast bei seiner Hochzeit dabei sein.
Die erste Einladung zur Hochzeit erhielt Jan jedoch von Bens zukünftiger Frau Jayme. „Sie fragte mich, ob ich als Überraschungsgast zur Trauung kommen wolle“, erinnert sich Jan. Er willigte in den konspirativen Plan ein, geriet aber in eine Zwickmühle, als Ben ihn zwei Wochen später ebenfalls zur Hochzeit einlud. Jan machte reinen Tisch und reiste – nun offiziell als Ehrengast und Trauzeuge – mit seiner Freundin Kathi von ihrem Wohnort in Schweden nach Iowa.
Erst schüchterner Handschlag, dann herzliche Umarmung
Bis zu ihrem persönlichen Treffen hatten die beiden Männer lediglich einmal per Videochat miteinander gesprochen. Ihre erste Begegnung war geprägt von anfänglicher Nervosität und Unsicherheit. Jan beschreibt das Aufeinandertreffen so: „Bei unserer ersten Begegnung waren wir wie zwei Welpen, die aneinander schnupperten und nicht wussten, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Wir haben uns zuerst die Hand gegeben – und uns dann erst umarmt.“ Auch Braut Jayme und die Bens Mutter umarmten Jan. Bei Letzterer sei es „richtig emotional“ geworden, berichtet er.
Vor der Hochzeit nutzten beide Paare die gemeinsame Zeit, um sich noch etwas besser kennenzulernen. Gemeinsam mit der großen Familie der Brautleute wohnten Jan und seine Kathi in einem eigens für die Hochzeit angemieteten Haus in Iowa.
Emotionale und verrückte Momente
Am Hochzeitstag selbst kam es zu einem bewegenden Moment, als der Pfarrer vor der Trauung erwähnte, dass nicht Jayme, sondern Jan das erste ‚perfect match‘ für Ben gewesen sei. „Und dann kamen wir zusammen in die Kirche. Das war richtig, richtig schön“, erzählt Jan. Die Aufmerksamkeit um seine Person war ihm jedoch nicht immer ganz geheuer. Es habe sich ein bisschen unverdient angefühlt, der Stargast auf der Hochzeit zu sein, sagt Jan bescheiden. „Ich habe ja nicht viel gemacht. Und plötzlich befand ich mich unter 300 mir unbekannten Menschen in Iowa. Und jeder Einzelne hat sich bei mir bedankt. Das war verrückt.“
„Kleine Sache, große Wirkung“
Jan spendete seine Stammzellen bereits vor elf Jahren in Köln, wo er zu der Zeit lebte. Mit der U-Bahn fuhr der damals 24-Jährige von seiner Wohnung in Köln-Sülz zur Entnahmeklinik im Media Park. „Für mich waren es gerade einmal acht Spritzen zur Vorbereitung und ein wenig Knochenschmerzen. Während der Spende habe ich einen schönen Film geschaut – dann war die Sache für mich durch“, ruft sich Jan den Spendeprozess noch einmal in Erinnerung und ordnet diesen zugleich ein: „Ben auf der anderen Seite hat jahrelang gegen diese Krankheit gekämpft. Ich habe da allenfalls ein bisschen was dazugegeben. Kleine Sache, große Wirkung.“ Die Hochzeit von Ben und Jayme wollte auch auf die Bedeutung der Stammzellenspende aufmerksam machen. Viele Gäste ließen sich vor Ort als potenzielle Stammzellspender registrieren, um in Zukunft vielleicht einem Blutkrebspatienten irgendwo auf der Welt das Leben zu retten – so wie Jan es bei Ben getan hat.
Als Andenken erhielt Jan von Ben noch eine Kette mit einem eingravierten Zitat und einer persönlichen Widmung. Auf der Kette steht in englischer Sprache: „Danke, dass Du mir mein Leben geschenkt hast. Ich bin Dir ewig dankbar.“ Und abschließend auf Deutsch: „Danke“. BA