Eine eisene Säule bei Heimerzheim lässt Archäologen rätseln
Der „Iron Man“ aus dem Kottenforst
Swisttal-Heimerzheim. Das Mittelalter gilt gemeinhin als besonders düsteres Zeitalter. Und ganz besonders dunkel war zu jenen Zeiten der Wald, der einen Großteil des Gebietes, das wir heute als Deutschland kennen, schier undurchdringlich überzog. Auch die heutige Gemeinde Swisttal hatte ihren Wald, den Kottenforst nämlich. Ganz 40 Quadratkilometer dehnt sich dieser Wald aus und bot zumindest noch vor einigen Jahrhunderten einen passenden Unterschlupf für allerlei Gesindel, weshalb es zur guten Allgemeinbildung gehörte, jene bewachsenen Areale tunlichst zu vermeiden. Aber gerade der Kottenforst hat etwas Besonderes zu bieten: Den Eisernen Mann. Wer nun an „Iron Man“ aus den Hollywood-Blockbustern denkt, ist auf dem Holzweg des Kottenforstes gelandet. Mit seine Höhe von 1,20 Metern wird der lokale „Iron Man“ dem Vergleich zum Superhelden nicht gerecht. Denn der „Eiserne Mann“ ist keine besonders harte und taffe Person, sondern eine klobige, grobe Eisensäule die im Nirgendwo des Waldes ihr jahrhundertealtes Dasein fristet. Wertgeschätzt wird er dennoch: In den Dörfern ringsherum gehört er zum Kulturgut . Und natürlich ist der „Eiserne“ Gegenstand einiger Sagen und das mit Fug und Recht. Denn trotz der Methoden der modernen Archäologie ist der Sinn oder Zweck der Stele unbekannt und nicht hinreichend geklärt.
Der Sinn und Zweck des „Eisernen Mannes“
Es gibt mittlerweile vier Theorien, warum der „Eiserne Mann“ existiert und diese sind mal mehr, mal weniger realitätsnah:
1. Der „Eiserne Mann“ ist ein Denkmal. Die Auswirkungen des 30-jährigen Krieges waren auch in der Region um den Kottenforst spürbar. Während des Konflikts tat sich ein General mit außerordentlicher Tapferkeit hervor. Sein Beiname lautete „Eisenmann“ und die Säule soll an ihn und seine Mut im Kampf erinnern.
2. Der „Eiserne Mann“ ist ein magisches Werkzeug. Wenn die Glocke im acht Kilometer entfernten Roisdorf bimmelt, soll sich der „Mann“ dreimal im Kreis drehen. Das gilt als ziemlich unwahrscheinlich, vorsichtig ausgedrückt. Selbiges gilt für sein Dasein als Heilsbringer für unverheiratete Mädchen. Sind diese um Mitternacht dreimal um die Säule gerannt und küssten deren Oberseite, sollten sie alsbald einen guten Mann finden. Als „Beleg“ wird angegeben, dass die Oberfläche auch schon sichtbar „abgeküsst“ wäre.
3. Der „Eiserne Mann“ ist ein Vermessungspunkt. Solche Punkte wurden zur Orientierung von Kartografen eingesetzt. So richtig einheitlich ist der Begriff aber nicht definiert, gerade wenn es um Vermessungspunkte aus früheren Zeiten geht.
4. Der „Eiserne Mann“ ist ein Grenzstein. Im Jahre 1625 wurde der „Eiserne Mann“ erstmalig urkundlich erwähnt. Dort wurde auch sein Zweck beschrieben. Er diente als Grenzmarkierung zwischen den beiden Gemeinden Heimerzheim und Alfter.
Es könnte gut das der „Mann“ nicht immer dort stand, wo er heute steht. Im Rahmen der Anlegung eines neuen Wegesystems zur Parforcejagd, wurde er im Jahre 1727 möglicherweise umgesetzt. Auch das ist nicht gesichert: Denn so leicht lässt man den Brocken aus Metall nicht versetzen. Man startete gar in der Neuzeit auch Versuche, den „Eisernen Mann“ mithilfe eines Traktors aus dem Erdreich zu ziehen. Ein Glück, dass das nicht gelang, was jedoch wenig verwunderlich ist. Der „Eiserne Mann“ geht noch einen weiteren Meter ins Erdreich wo er T-förmig ausläuft. Das lässt die Hypothese zu, dass das eiserne Stück Teil einer Art Geschirr für Zugtiere war. Viele Historienforscher aus den vorherigen Jahrhunderten schrieben ihn jedoch den Römern zu, die in der Region siedelten. Diese Annahme ist jedoch widerlegt. Archäologen stellten fest, dass es sich um Holzkohleroheisen handelt und somit einer Technik, die den Römern unbekannt war und erst im Mittelalter Standard wurde.
Der „Eiserne Mann“ ist also ein geheimnisumwittertes Metall voller Mystik. So mystisch gar, das es vor einigen Jahren den Ufologen Erich von Däniken auf den Plan rief. Der wollte im „Mann“ sogar eine Hinterlassenschaft von Besuchern aus dem Weltraum sehen – immerhin würde dies bessere zu dem am Anfang erwähnten und originalen „Iron Man“ passen.
Mehr zum „Mann“
Wer sich für weitere Informationen über die Eisenstele und Swisttal-Heimerzheim interessiert wird auch auf der Homepage des Heimatforschers Wilfried Graff fündig: www.swisttal-buschhoven.de.
ROB