Marcel Mayer zeigt mit seiner Fotoserie „The Darkest Night“ sechs berührende Schicksale zur Flut

Die dunkelste Nacht des Ahrtals

05.07.2022 - 11:59

Kreis Ahrweiler. Während der Flut im Juli 2021 sind unzählige Fotografien entstanden, die die Auswirkungen der Katastrophe dokumentieren. Journalisten und Fotografen lichteten vor allem die materiellen Schäden ab. Fotograf Marcel Mayer hielt es etwas anders. Im Mittelpunkt seiner Fotoserien steht der Mensch. „The Darkest Night“, die dunkelste Nacht, nannte er sein Werk und spricht allein mit dem Titel vielen flutbetroffenen Einwohnern des Ahrtals aus der Seele. Denn wohl kaum eine Nacht hinterließ in ihrer Grausamkeit den Eindruck wie die Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021, jener Nacht, als die Flut 134 Todesopfer forderte.


Enge Bindung zum Ahrtal


Mayer stammt selbst aus den Ahrtal, wohnt aber mittlerweile in Vallendar. Die Bindung zum Ahrtal ist aber nach wie vor intensiv. Seine Eltern wohnen noch in Ahrweiler, etwas außerhalb der Stadtmauer. Glücklicherweise blieb Mayers Elternhaus verschont. Zum Zeitpunkt der Flut war er im Tal zu Besuch und nach einigen Tagen des Aufräumens und Spendensammelns packte ihn der Drang, diese Zäsur in der Geschichte des Kreises Ahrweiler mit seiner Kamera zu dokumentieren.

„Mein Ziel war es, die Geschichten hinter der Flut einzufangen“, sagt er. Mit „The Darkest Night“ ist dies Mayer gelungen. Entstanden sind Bilderserien über sechs Schicksale im Ahrtal. Gemeinsam ist den Fotos die Stimmung: Mayers Werke strahlen Stille aus und sind dabei im wahrsten Sinne ungefiltert. Gezeigt wird das Nach-Flut-Leben wie es ist und war, ohne Bildbearbeitung und in schlichtem schwarz und weiß ohne Effekthascherei. Ein Hobby ist das Fotografieren für Mayer nicht, sondern eine Berufung. Insbesondere im Bereich der Reisefotografie für die Tourismusbranche konnte er sich einen Namen machen und ist in den letzten Jahren der Dokumentarfotografie eng verbunden.


Berührende Schicksale


Unter anderem begleitete Mayer die Familie Krämer - ein junges Pärchen mit vier Kindern, das ihr komplettes Haus in der Flutnacht verloren hat - von ihrem zerstörten Heim bis zu ihrer neuen Übergangsbleibe in einer Ferienwohnung. Und dann gibt es noch Dr. Frank-Peter Kässler, der Flutdoktor, der mit 72 Jahren seit Tag Eins nach der Katastrophe die Flutbetroffenen medizinisch unterstützt. Auch Katrin Wissem und Dorothea Boes aus Bad Bodendorf war betroffen. Das Haus des Paares war bis zum zweiten ersten Stock geflutet. Mit viel Eigeninitiative und pragmatischen Lösungen packte das Pärchen an. Vor einem schweren Schicksal stand die Familie Haji, die in Bad Neuenahr mit ihren zwei Kindern Dler und Aras in Bad Neuenahr lebten. Gezeigt wird der herausfordernde Alltag der aus dem Irak geflüchteten Familie. Arianit und Stefanie Haxhiu-Juchem lebte im Neubaugebiet

Heppingen bevor die Flut kam und dies ohne jegliche Versicherung Aber auch das Schicksal von Marcel Mayers Eltern Renate und Rainer wird fotografisch dargestellt. Die Fotos von Marcel Mayer sollen nun veröffentlicht werden. Dementsprechend laufen schon einige Gespräche mit Magazinen. Außerdem würde Mayer seine Werke in einer Ausstellung zeigen. Ein konkreter Ort steht dafür aber noch nicht fest, aber die Motivation: „Ich möchte meinen Teil gegen das Vergessen des Ahrtals leisten“, sagt Mayer.

Interessierte können die Bilder auf der Website www.talesoflife.visura.co betrachten. ROB

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