Ehemaliger Neuenahrer Bürger grüßt mit einem Gemälde von Theodorus Steib
Ein Licht in schweren Zeiten
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Nach der Flutkatastrophe 2021 hat das Ahrtal viel Menschlichkeit und Solidarität erfahren. Sichtbar wurde die Wertschätzung der Menschen von nah und fern, die bis heute mit der schwer getroffenen Region verbunden sind.
Dies betrifft auch diejenigen Menschen, die in Bad Neuenahr-Ahrweiler geboren und aufgewachsen sind oder für eine gewisse Zeit hier gelebt haben. Auch sie sind erschüttert von den umfänglichen Zerstörungen ihrer früheren Heimat.
Vor allem aber sind sie erschrocken darüber, dass auch nach so langer Zeit die betroffenen Anwohner noch immer in solch ungenügenden Zuständen leben müssen.
Gerade deswegen bewundern Sie das Durchhaltevermögen und den Kampfgeist gegenüber den Behörden und anderer Widrigkeiten.
Das erinnert an die Geschichte des Theodorus Steib 1651, die viele Parallelen dazu aufweist.
So empfindet ein Ehepaar (Christian und Dagmar K.) , das bis 1999 in der Poststraße in Bad Neuenahr gelebt hat und in der Adventszeit gerne einen ganz besonderen Gruß an ihre alte Heimat übermitteln möchte, um damit Mut und Hoffnung zu schenken.
In ihrem Besitz befindet sich nämlich ein kleines Tafelbild des Malers Theodorus Steib, der im 17. Jahrhundert auf öffentlichen Plätzen für viel Aufmerksamkeit sorgte. Ohne Arme und Hände geboren malte er seine Bilder mit den Füssen und führte dies auch auf Märkten und Plätzen einer staunenden Öffentlichkeit vor. Ebenfalls verkaufte er Gemälde, auf denen er selbst beim Malen zu sehen ist, wie es bei dem Tafelbild aus der Sammlung des Neuenahrer Ehepaars der Fall ist.
Entstanden ist das kleine Bild in Rothenburg ob der Tauber am 7. Dezember 1651 zur Weihnachtsmesse, so ist es durch Aufzeichnungen des Chronisten Sebastian Dehner und eine Inschrift am unteren Rand belegt. Es zeigt einen zierlichen Maler in schwarzer Kleidung auf einem roten Kissen sitzend. Sein Blick ist konzentriert auf seine Füße gerichtet, die mit roten Strümpfen bekleidet sind und gerade eine Zeichnung anfertigen.
Der Fußmaler „Theodorus Steib“ war in seiner Zeit eine Sensation. Menschen mit Behinderungen in der frühen Neuzeit wurden verachtet und als Aussätzige behandelt.
Jedoch hat „Steib“ es durch seine Hartnäckigkeit, seinen Lebensmut und den Glauben an sich selbst geschafft, sein Leben zu meistern.
Er konnte trotz seiner körperlichen Einschränkungen etwas, was Menschen ohne jegliche Einschränkungen nicht vollbrachten, und er verstand es, aus einem Nachteil einen Vorteil zu machen. Damit ist er bis heute ein Vorbild für die inneren Stärken, die ein Mensch in schweren Zeiten entwickeln kann.
Dies ist auch der Grund, warum das kleine Tafelbild in die Liste der nationalen Kulturgüter Deutschlands aufgenommen worden ist. Seit dem 31.07.2023 ist es durch das Ministerium für Frauen, Familie, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz unter der Verzeichnisnummer 11811 erfasst. Denn bei der Frage, welche Kulturgüter besonders schützenswert sind, spielt neben der künstlerisch-ästhetischen Qualität und auch die Vermittlungsfunktion, also die Frage, welche Werte das Werk vermittelt, eine große Rolle.
Als Ausdruck der Verbundenheit mit Bad Neuenahr-Ahrweiler besteht das Angebot, dieses Gemälde zu einem späteren Zeitpunkt in Verbindung mit den geretteten Museumsstücken der Stadtgeschichte im Stadtgebiet auszustellen. Zum Ausklang dieses Jahres ist es ein Adventsgruß aus der Ferne, der allen betroffenen Bürgerinnen und Bürgern im Ahrtal Mut machen und Zuversicht geben soll.
Das ist ein sehr schöner und emotionaler Gruß. Danke für diese schönen Worte. Das trift genau auf den Punkt. Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch, an alle Flutopfer !