Windkraftanlagen – tödliche Gefahr für Vögel und Fledermäuse

Lazarett als letzte Chance

Verletzte Wildvögel sind auf aufmerksame Wanderer angewiesen

29.05.2017 - 08:51

Kirchwald. Auf dem Weg zu sauberem Strom sind Windkraftanlagen eine Möglichkeit, doch auch die bergen ihre Nachteile. Sichtbar wird der eklatanteste Makel der beliebten Technologie beispielsweise bei einem Besuch Wildvogelstation in Kirchwald. Regelmäßig bringen Spaziergänger schwer verletzte Vögel hierher, die mit den riesigen Rotorblättern der Windriesen kollidiert sind. Erst kürzlich versuchte die Vorsitzende der Vogelstation, Tierärztin Dr. Anja Baronetzky-Mercier, den zerschmetterten Flügel eines Rotmilans wiederherzustellen. Eine Spaziergängerin hatte den hilflos am Boden kauernden Vogel bei den Windkraftanlagen in Volkesfeld gefunden. Oft gelingt es der versierten Fachfrau, ihre gefiederten Patienten zu heilen und fit für die Freiheit zu machen, doch dieser Rotmilan hat weniger Glück: „Leider ist der Flügel so stark verletzt, dass der Vogel nicht mehr fliegen kann; ihn in die Freiheit zu entlassen ist daher unmöglich“, bedauert Dr. Anja Baronetzky-Mercier, deren oberstes Ziel die Auswilderung ihrer Patienten ist. Besonders für die Milane stellen Windräder eine große Gefahr dar, weiß die Expertin: „Milane jagen leider besonders gerne im Bereich der Windkraftanlagen, da sie als Aasfresser dort tote Tiere finden. Dabei werden sie dann leider auch selber erwischt.“ Immerhin hat sich der Vogel in einer großen Voliere mit Leidensgenossen einigermaßen schnell akklimatisiert und kann so noch ein gutes, behütetes Vogelleben unter Obhut der Tierschützer führen. „Das funktioniert nicht immer“, weiß Tierpfleger Philipp Lang, einer der Mitarbeiter der Vogelstation, „es gibt Vögel, die schaffen das nicht - sie geben sich in Gefangenschaft auf und sterben relativ schnell.“ Schon das Anfassen durch Menschen sei für viele Wildvögel purer Stress, typisch ist dabei die herausgestreckte Zunge, viele stellen sich tot.


Nur wenige Vögel finden den Weg in die Praxis


Vor wenigen Tagen wurde ein Bussard aus Bermel in die Praxis von Dr. Anja Baronetzky-Mercier in Mayen gebracht. „Der Vogel ist ebenfalls einem Windrad zum Opfer gefallen“, berichtet die Tierärztin. Der Unterarm, also Elle und Speiche seien gebrochen, sie habe ihn umgehend operiert. Es sei überhaupt ein Glück, wenn die Tiere gefunden würden: „Meistens läuft das leider anders ab: Der Vogel kollidiert mit dem Windrad, stürzt mit gebrochenem Flügel oder anderen Verletzungen ab und anschließend kommt ein Fuchs vorbei - der Vogel hat keine Chance“, beschreibt Dr. Baronetzky-Mercier das traurige Schicksal vieler Tiere. Da die Windräder im Wald oder zumindest in der Natur stünden, würden überhaupt nur sehr wenige Windradopfer gefunden, „die meisten verschwinden einfach“, weiß die Vogelschützerin. In den letzten Jahren kamen nur fünf bis zehn Windradopfer pro Jahr in Kirchwald an. Der Naturschutzbund Deutschland („NABU“) geht von 10.000 bis 100.000 getöteten Tieren pro Jahr aus. Oftmals sind Fuchs und Marder schneller aber auch nicht jeder Spaziergänger geht mit offenen Augen durch die Welt und wird auf ein verletztes Tier aufmerksam. Außerdem trauen sich manche Menschen nicht so einfach an ein Wildtier heran, gerade wenn es sich um einen großen Greifvogel mit markantem Schnabel handelt. Doch mit der richtigen Taktik ist das ein sicheres Unterfangen: „Ein einfacher Weg ist, ein Kleidungsstück, beispielsweise die Jacke oder einen Pullover vorsichtig über das verletzte Tier zu legen uns es so zusammen mit dem Kleidungsstück zu transportieren“, empfiehlt Tierpfleger Philipp Lang. Für längere Transporte eigneten sich mit Luftlöchern versehene, dunkle Kartons am besten. Die Tiere können in Kirchwald, aber auch gleich in der Mayener Praxis von Dr. Baronetzky-Mercier abgegeben werden.


Tödliche Gefahr - ohne direkte Kollision


Nicht nur für große Greifvögel stellen Windkraftanlagen eine lebensbedrohliche Gefahr dar. Noch gefährlicher als für Vögel sind die Windräder für Fledermäuse; die deutlich höhere Zahl an toten Tieren im Umfeld von Windkraftanlagen belegt das klar. „Die meisten Fledermäuse sterben allerdings nicht durch eine direkte Kollision mit den Rotorblättern“, erklärt Dr. Anja Baronetzky-Mercier, „die meisten erleiden ein sogenanntes „Barotrauma“ und verbluten innerlich.“ Windkraftanlagen verursachen in ihrer Umgebung extreme Luftdruckverhältnisse, die die kleinen Vampire mithilfe ihres Echolot – Systems nicht erspüren können. Plötzlicher Unterdruck kann dafür sorgen, dass sich die Lungen der Tiere stark ausdehnen, was dazu führt, dass Lungenbläschen platzen und Blutgefäße reißen – das führt unweigerlich zum Tod. Bisher gibt es keine technischen Möglichkeiten, Vögel und Fledermäuse vor Windkraftanlagen zu schützen. Alleine die Standortwahl kann Leben retten - das belegt eine Studie des Michael-Otto-Instituts des „NABU“. „Windkraftanlagen haben in Wäldern und an Küsten ebenso wenig verloren, wie im Bereich der Zugrouten von Fledermäusen und Zugvögeln“, weiß auch Dr. Anja Baronetzky – Mercier. Naturschutzbehörden setzen sich nun dafür ein, dass gerade die Belange von Vögeln und Fledermäusen bei die Planung neuer Standorte für Windkraftanlagen berücksichtigt werden. Für viele Tiere kommen jedoch die neuen Erkenntnisse zu spät, gegen die Umsiedlung bestehender Windkraftanlage spricht der große finanzielle Aufwand. Daher sind Spaziergänger und Tierfreunde aufgefordert, nach verletzten Tieren Ausschau zu halten, damit wenigstens einige in den Händen von Dr. Baronetzky-Mercier und ihrem Team in Kirchwald landen. Immerhin ist das dann Glück im Unglück.

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