Burgfestspiele Mayen
Comedian-Harmonists- Aufführung begeistert gefeiert
Mayen. Das Warten hat sich gelohnt. Sechs Jahre, nachdem das Stück die Comedian Harmonists bei den Mayener Burgfestspiele für Furore gesorgt hat, knüpft das Ensemble mit dem zweiten Teil der Geschichte nahtlos an das Jahr 2007 an. Die Premiere jedenfalls wurde mit minutenlangen stehenden Ovationen gefeiert.
Die Comedian Harmonists sind zerschlagen. Zerschlagen von einem Terrorregime, welches jüdische Künstler in Deutschland nicht mehr auf den Bühnen duldet. So endete vor sechs Jahren die Geschichte der ersten „Boy Group“ der Musikgeschichte und genau hier setzt das Geschehen im zweiten Teil wieder an.
Harry Frommermann, der Begründer der legendären Gesangsgruppe erinnert sich an die vergangenen Zeiten. In der Rolle des alten musikalischen Genies kann Peter Nüesch wieder einmal sein gesamtes schauspielerisches Talent auf die Bühne bringen. Von seinem Büro aus, erzählt er den Werdegang der Musiker, die sich Anfang der dreißiger Jahre trennen mussten. Drei jüdische Künstler mussten das Land verlassen und drei Musiker mit arischer Abstammung blieben in Deutschland. Schnell komplettierten sich bei Gruppen wieder jeweils zu einem Sextett, um weiter auf der Bühne zu stehen.
Äußerst geschickt laufen auf der Bühne der Mayener Genovevaburg die beiden Handlungsstränge quasi parallel nebeneinander, sodass der Zuschauer die unterschiedliche Entwicklung der beiden Formationen verfolgen kann. Durch geschickt eingesetzte Kulissen wird sparsam aber effektiv klar, wo sich die Protagonisten gerade befinden.
Getragen wird das gesamte Stück natürlich von den sechs Darstellern, die den historischen Persönlichkeiten Leben einhauchen. Andreas Barth-Steinborn, Lutz Thase, Lorenz Schirren, Ulrich Bildstein, Volker Dörffel und Laurenz Wannenmacher sind eine Klasse für sich, wenn es darum geht, die Illusion der Comedian Harmonists auf die Bühne zu bringen. Begeisternde musikalische Einlagen gehen Hand in Hand mit glänzenden schauspielerischen Einlagen, die die aktuelle Gemütslage der Protagonisten widerspiegeln.
Rasanter Perspektivwechsel
Besonders gefordert sind die Akteure durch den rasanten Perspektivwechsel, weil jeder der sechs Schauspieler zwischen seiner Rolle im „Meistersextett“ und den neuen „Comedian Harmonists“ pendelt. Äußerlich wird dieser Wechsel nur durch das Anlegen einer Brille oder eines Schals dokumentiert, aber auf der Bühne selbst findet eine bemerkenswerte Wandlung statt.
Natürlich schafft es Peter Nüesch auch dieser Inszenierung seinen besonderen Stempel aufzudrücken und so kommt auch das komödiantische nicht zu kurz, aber der Tragik der tatsächlichen Geschehnisse immer angemessen.
Es fällt dem Publikum sichtlich schwer, bei den gelungenen Gesangsdarbietungen, mit vielen bekannten Ohrwürmern und unbekannteren Werken mit „Ohrwurmpotenzial“ ruhig auf den Sitzen zu bleiben. So wiegt sich mancher von der Musik gefangen im Rhythmus der Melodien, um kurz darauf wieder in der Betrachtung der menschlichen Schicksale gefangen zu sein.
Werden die Musikeinlagen schon während der Aufführung begeistert beklatscht, so schwillt der Jubel zum Ende der Veranstaltung zu orkanartigen Ausmaßen an. Die Comedian Harmonists sind wieder in Mayen und die Resonanz ist so begeisternd, als wären sie nie weg gewesen.
Die Mayener Burgfestspiele haben einen weiteren Glanzpunkt in der regionalen und wohl auch überregionalen Theaterwelt geschaffen, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Die Vorstellung war zum heulen Schön.Ich finde keine andere Worte um meiner Begeisterung kundzutun. Waltraud Joswig