Bürgerinitiative Energiewende Neuwied
Bürgerinitiative Energiewende zieht positives Resümee
Neuwied. Mehr als ein Jahr nach Ihrer Gründung zieht die Bürgerinitiative (BI) „Energiewende Neuwied: Natürlich. Gemeinsam. Gestalten.“ ein positives Resümee. Als Anfang März letzten Jahres die ersten kommunalen Pläne zum Ausbau erneuerbarer Energien bekannt wurden, formte sich die BI. Monrepos, so die Kritik damals, sei aus verschiedenerlei Gründen der geringst geeignete Standort zur Gewinnung von Windenergie. Stattdessen gelte es die Suche nach geeigneten Potentialflächen auszuweiten und auch außerhalb des Stadtgebietes Partnerschaften zu gewinnen. Denn die Energiewende ist eine Mammutaufgabe, die die Stadt Neuwied nicht alleine angehen kann. Ziel dieser Ausweitung ist es, möglichst viele Potentialflächen zu identifizieren, um zwischen den best-geeigneten auswählen zu können.
Mit Stadtratsbeschluss vom 16. März letzten Jahres wurde genau diese Forderung zur Agenda. Am 4. April dieses Jahres stellten Stadt und Stadtwerke im Rahmen einer Bürgerinformation die Ergebnisse ihrer Untersuchungen vor: Im Gebiet der Stadt Neuwied und des nördlich angrenzenden Landkreises sind nun insgesamt 31 potentielle Standorte für Windenergieanlage (WEA) identifiziert. Problematische Standorte, wie jene im Umfeld von Monrepos sind nun vom Tisch, und in vielen Fällen – so im Heimbacher Wald – liegen die Potentialflächen weiter von Wohngebieten entfernt, als es die Mindestabstandsregelungen erfordern. Allerdings stehen Windstärkemessungen und weitere natur-, umwelt- und denkmalschutzrechtliche Gutachten noch aus. Und gerade bei Windradstandorten im Wald gibt es seitens der BI erhebliche Bedenken. Es kann also auch angesichts der noch ausstehenden Prüfungen nicht davon ausgegangen werden, dass am Ende 31 WEA´s gebaut werden, doch ist absehbar, dass deutlich mehr Windräder entstehen könnten, als noch vor etwas mehr als einem Jahr geplant! Damit ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung einer nachhaltigen Energiepolitik getan.
Auch hat das letzte Jahr gerade im privaten Bereich einen beachtlichen Ausbau von Photovoltaik-(PV)-anlagen gebracht. Im kommunalen Bereich sollen großflächige PV-Anlagen beispielsweise auf dem Dach der VHS und als Überdachung des Deichwellenparkplatzes entstehen. Neben weiteren kommunalen Dachflächen oder Parkplätzen bieten zahlreiche großflächige Industriedächer ein noch ungenutztes PV-Ausbaupotential. Auch das sind die richtigen Signale! Denn es ist besser, bereits versiegelte Flächen zu nutzen, als das vor einem Jahr noch ins Auge gefasste Engerser Feld, eines der überregional wichtigen Vogelschutzgebiete, das gerade für rastende Wintergäste von immenser Bedeutung ist. Letzten Endes ist jede andere nicht beschattete Fläche besser geeignet. Als Alternative hatte die BI das Gebiet zwischen Distelfeld und Engers nördlich der Bahnlinie und südlich der B42 vorgeschlagen.
Mit der bevorstehenden Abwendung vom Gas wird nun auch die Wärmewende in Neuwied angegangen. Die BI hatte in diesem Zusammenhang frühzeitig auch auf den Auf- und Ausbau von Fernwärmenetzen – speziell in Verbindung mit Fluss- oder anderen Großwärmepumpen – hingewiesen und eine Grundlast-Initiative gefordert. Gerade Neuwied hat dabei als Anrainer des Rheins sogar Standortvorteile. Zwar hat die Bundespolitik hier den Karren vor den Ochsen gespannt, denn die Förderanträge zur kommunalen Wärmeplanung sind noch in der Bewertungsphase, doch prüfen Stadt und Stadtwerke schon jetzt den möglichen Ausbau städtischer Fernwärmenetze. Zwar wird dies mittelfristig erhebliche Investitionen erfordern, die vielleicht dem Ausbau der Kanalisierung vergleichbar sind, doch schonen gerade derartige Infrastrukturmaßnahmen nachhaltig die Umwelt und das Klima. Hier sind künftig insbesondere die Immobilienbesitzer gefragt, denn nur mit einer hohen Anschlussquote machen Fernwärmenetze Sinn. Den Immobilienbesitzern bringt dies einiges an Vorteilen, denn gerade für Bestandsbauten in Ortskernen lassen sich Heizlösungen finden, die in der Regel weit günstiger sind als Maßnahmen im Rahmen energetischer Renovierungen.
Auch wenn die noch „junge“ Energiewende in Neuwied bislang kaum sichtbare Zeichen hinterlassen hat, geht es mehrgleisig in die richtige Richtung, die dem auf der Homepage www.energiewende-neuwied.de skizzierten Konzeptentwurf für eine nachhaltige Energiewende in Neuwied eng folgt. Es ist aber noch ein langer Weg bis zur Klimaneutralität, der sicher auch noch einige strittige Punkte mit sich bringen wird. Doch wenn umsichtig gehandelt wird, weitere Partner einbezogen und Kooperationen mit anderen Projekten aufgebaut und gefördert, dann kann Neuwied eine wirklich nachhaltige Energiewende gelingen, die Umweltbelastungen reduziert, Ökosysteme schützt, Biodiversität erhält und auch den Menschen Erholungsräume und damit Gesundheit sichert.
Pressemitteilung
Bürgerinitiative
Energiewende Neuwied
Super, dass die BI in so kurzer Zeit soviel erreicht hat und Stadt und SWN viele Anregungen der BI übernommen hat.