Kruft. Selbst der DFB adelt auf seiner Homepage in einem Filmbeitrag diese bemerkenswerte Veranstaltung in Kruft. Nicht nur wegen des Lobs aus solch berufenem Munde war das zweitägige Inklusions-Fußballtrainingscamp der DJK Kruft/Kretz ein voller Erfolg. Denn vor allem die Menschen, um die es bei Inklusion geht, waren begeistert.

Was in der UN-Behindertenrechtskonvention von Gesellschaft, Verbänden und Politik gefordert wird, ist vielerorts vor allem in den Vereinen noch Pionierarbeit. In Kruft zeigte nun der örtliche Fußballclub, wie es gehen kann. Eingebunden in die Veranstaltungsreihe der Ortsgemeinde Kruft „Einfach Gemeinsam - Sport in Kruft“, fand ein zweitätiges inklusives Fußballcamp-Trainingscamp im Krufter Vulkanstadion statt.

Nun war das Krufter Vulkanstadion ja schon oft Austragungsort von besonderen Fußballereignissen gewesen, aber dieses war schon eine besondere Sache. 109 Fußballer mit und ohne Behinderung hatten sich im herrlichen Rund der Pellenzgemeinde eingefunden, um gemeinsam zu trainieren und Inklusion Realität werden zu lassen. Norbert Breil vom Veranstalter DJK Kruft/Kretz fasste zusammen: „Handicap hin oder her, Jugendspieler, Seniorenspieler, Alte-Herren-Fußballer, Freizeitkicker, Männer und Frauen, DJkler oder befreundete Vereine - alle machen mit“.

Im Vorfeld hatten die Verantwortlichen der DJK Kruft/Kretz zusammen mit Menschen mit Behinderungen und Einrichtungen der Behindertenhilfe das Camp geplant. Insgesamt waren acht Einrichtungen der Behindertenhilfe vertreten. Dazu hatten sich circa 30 freiwillige Helfer mit und ohne Behinderung eingefunden, um im Hintergrund die Abläufe sicherzustellen. Ebenso waren viele Zuschauer anwesend und gaben der Veranstaltung einen würdigen Rahmen. Unterstützt wurde die Veranstaltung im Rahmen des Projekts „Einfach Gemeinsam - Sport in Kruft“ von der Ortsgemeinde Kruft, dem Landessportbund Rheinland-Pfalz, dem Fußballverband Rheinland und dem Fußball Kreis Rhein-Ahr.

Und so hatte sich die DJK Kruft/Kretz aufgemacht, zusammen mit einigen befreundeten Vereinen der Region eine solch lebendige Begegnung zu ermöglichen. Viele Trainer der Region waren ebenfalls begeistert von der Idee und stellten sich als kompetente Übungsleiter für das Camp zur Verfügung. Da Inklusion mittlerweile auf vielen politischen Tagesordnungen und Aktionsplänen steht, war in Kruft die Idee gereift, das man mehr machen wollte, als weiter geduldiges Papier zu produzieren, sondern „einfach gemeinsam lebendige Begegnung und Teilhabe im Fußball“ schaffen wollte.

Schon die Idee des inklusiven Trainingscamps hatte im Vorfeld für hohe Resonanz gesorgt. Viele Verbände und Organisationen hatten erwartungsvoll nach Kruft geblickt und selbst der DFB sandte ein Filmteam nach Kruft, um über die Veranstaltung zu berichten.

Dabei war die Idee, die man in Kruft entwickelt hatte, relativ einfach: Im Rahmen eines „Parcours“ mussten inklusiven Fußballergruppen, bestehend aus zehn bis 14 Personen, sämtliche Stationen gemeinsam und in partnerschaftlich Übungen durchlaufen. An zehn Stationen wurden zum Beispiel Torschuss, Kopfball, Ballannahme, aber auch Dribbling trainiert. Es wurden Tipps ausgetauscht und vor allem viel kommuniziert. An den jeweiligen Stationen waren erfahrene Trainer, die den Fußball so präsentierten, wie er nun mal ist - pur und ohne Unterscheidung danach, ob jemand gehandicapt ist oder nicht. Mit eingebunden waren auch das DFB-Mobil und zwei Stützpunkttrainer des DFB.

Markus Schwab von der SG Andernach, Coach der Rheinlandliga-C-Jugend, fungierte als Übungsleiter im Bereich Torschuss und brachte seine komplette Mannschaft mit, damit auch die jungen Kicker in ihren sozialen Kompetenzen geschult wurden. Treffend appellierte er jeweils vor seiner Einheit: „Das Runde muss ins Eckige - egal von wem“. Und so hatte die DJK Kruft/Kretz ein Setting geschaffen, in dem alle Beteiligten gefordert und gefördert wurden. Gemäß dem Motto „ Erleben verbindet“ war schnell Stimmung und Atmosphäre da. Jürgen Brennecke, langjähriger Seniorentrainer in der Region, brachte es stellvertretend für viele Kollegen auf den Punkt: „ Der Respekt untereinander, das Miteinander und das gegenseitige Hochpushen waren auch für mich nach knapp 40 Jahren Trainer-Dasein eine beeindruckende Erfahrung.“ Und auch Thomas Esch, langjähriger Oberligatorjäger und Spielertrainer beim Rheinlandligisten RW Koblenz, zeigte sich begeistert: „Hier gab’s keine Berührungsängste, hier gab’s nur Fußball - da war richtig Feuer drin. Auch nach über zwei Stunden zeigten alle Sportler eine vorbildliche und jederzeit selbstbewusste Einstellung an den Übungen. Ich habe heute auch eine ganze Menge mitgenommen“.

Und eben nach zweieinhalb Stunden Training endete der erste Tag mit einer „Players-Night“. Das gemeinschaftliche Feiern ging dann auch noch länger als die eigentliche Trainingseinheit. Aber auch eine vernünftige Party gehört zum Fußballerleben dazu und entsprechend viel Spaß hatten alle Aktiven. Der Abend endete mit der gemeinsamen Übernachtung in der Sporthalle Kruft..

Nach einem „Fußballerfrühstück“ mit Ortsbürgermeister Schneichel ging es am nächsten Morgen darum, den Muskelkater zu bekämpfen und ein wenig Regeneration und Taktikschulung zu betreiben. Die Teilnehmer Peter Ullrich ‚(Kretz) und Peter Dohm (Kruft), die selber schon als Sportler bei Special-Olympics Weltspielen in Japan waren, bedankten sich abschließend stellvertretend für alle Fußballer bei den Trainern und Organisatoren: „Es war ein großartiges Erlebnis für uns - tolle Veranstaltung, tolle Typen und tolle Organisation“.

Die Verantwortlichen der DJK Kruft/Kretz haben schon signalisiert, dass sie sowohl bei der Umsetzung von Inklusion im Verein, als auch bei der Initiierung von solchen Trainingcamps weitermachen werden. Und auch im Filmbeitrag des DFB gab es eine gute Rückmeldung für die Veranstaltung. „Die Veranstaltung in Kruft war ein Meilenstein auf dem Weg zur Inklusion im Fußball“, hieß es dort. Auf der Homepage vom DFB (www.tv-dfb.de) kann man den Filmbeitrag vom Inklusionsfußballtrainingscamp auch jederzeit sehen. In der Ortsgemeinde Kruft geht es zudem weiter mit dem Projekt „Einfach Gemeinsam - Sport in Kruft“.

Beteiligte Trainer: Marko Maka, Patrick Uenzen, Michael Bleser (alle DJK Plaidt), Gerd Thelen, Markus Schwab (SG Andernach), Thomas Esch (RW Koblenz), Björn Besse (Nickenich), Guido Laux (SG Eich/Kell), Peter Wilkes (FC Plaidt), Sven Burmeister (SV Pfaffendorf) Jürgen Brennecke (Kirchwald), PMarco Stadel, Josef Einig, Rene Bonn, Thomas Stadel, Paul Meissner, Rene Fiedler, Ralph Marbach und Reiner Plehwe (alle DJK Kruft/Kretz).

Beteiligte Vereine : SG Andernach, Spvgg Nickenich, TV Kruft, SG Eich/Kell, FC Plaidt, DJK Plaidt, RW Koblenz und die DJK Kruft/Kretz.