Aktive der KG Bad Breisig gestalteten höchst erfolgreiche Sitzung in der Jahnhalle
Ein närrisches Feuerwerk vom Feinsten
Bad Breisig. Im Rheinland geht der Sitzungskarneval allgemein harten Zeiten entgegen. Die Ansprüche an das Programm ändern sich, das Publikum entwickelt andere Vorstellungen hinsichtlich angebotener Unterhaltungsbeiträge. Viel Fernseh - Comedy nimmt den Witze - Erzählern unter den Karnevals - Akteuren den „Wind aus den Segeln“ - die Säle füllen sich längst nicht mehr so selbstverständlich, wie in den vergangenen Jahrzehnten. Da bekommt das ohnehin wichtige lokale Kolorit im ländlichen und kleinstädtischen Sitzungskarneval eine noch höhere Bedeutung. Das haben die Bad Breisiger Jecken als das Nonplusultra ihres Karnevals schon lange erkannt, und so bestritten sie auch diesmal wieder ihre närrische Galasitzung in dem Narrentempel „Jahnhalle“ ausschließlich mit eigenen Kräften - und das mit erstaunlicher Resonanz. Die Halle war gut gefüllt, als die weit über 100 Köpfe zählende närrische Streitmacht der „Breisiger KG von 1892 e.V.“, bestehend aus dem Spielmannszug, den Komitees aus Herren und Damen, den Möhnen, dem Funkenkorps, den Tanzgruppen aus Dragonern und Skylight - Majorettes, einzog. Sitzungspräsident Wolfgang Gerlitz hatte einen guten Tag erwischt, war schlagfertig und ideenreich. Die „Rhein-Ahr-Spatzen“ unterstützten das musikalisch mit Fleiß, und das Bühnengeschehen veranlasste das prächtig mitgehende Publikum ein ums andere Mal zu stehenden Ovationen. Schon das Kadettenkorps der KG, die von Claudia Brassel trainierten und Andrea Herter betreuten „Blumenkinder“, tanzten sich in die Herzen der Jecken.
Tolle Tanzdarbietungen
Eine fantasievolle Inszenierung war der „Besuch der Queen Mum“, alias Erika Geef. Von Fanfaren und Gardist (Walter Hoß) begleitet, wollte die Abgesandte der Royals dem amtierenden Adel auf dem Prinzenthron, Prinz Peter II. (Busch) und Ihrer Lieblichkeit Biggi I. (Geef) ihre Aufwartung machen. Die Verleihung des „Hosenbandordens“ an Prinz Peter war der zusätzliche Clou des viel belachten Spektakels. Fulminant dann der Aufzug der Brohler Narrenzunft samt Prinz Arno I. und Prinzessin Nina I. samt prächtigem Hofstaat, begleitet von Garden und Elferrat. Der Austausch freundschaftlicher Worte und Orden und der Tanz des Mariechen - Duos der Amazonen rundeten die Visite ab. Kaum war der farbenprächtige Bröhlche „Zömelöm“ abmarschiert, enterten die Majorettes der KG die Bühne und boten ihren schmissigen Gardetanz, einstudiert von Marion Feix und Alexandra Hoss. Nach Jahren der Abstinenz gab Karli Kurp, dat „Bäuerchen aus der Goldenen Meile“ wieder mal ein erfolgreiches Gastspiel in der Bütt. Deftiger, respektloser Mutterwitz sind Karlis Markenzeichen. Vielfache Lachsalven begleiteten seinen Auftritt. Die Gruppe „Attention“ tanzte in hübschen Kostümen eine fantasievolle Hommage an die ägyptische Königin Kleopatra. Im nächsten Höhepunkt übertraf sich mit seinem Vortrag ein Routinier des Breisiger Karnevals diesmal selbst: Der „närrische Pastor“ Alexander Kurp, auch im beruflichen Leben katholischer Geistlicher. Ihm war an diesem Abend nur wenig heilig. Selbst am Lack seiner vorgesetzten Institution kratzte er. Aber er ging auch ernsthaft ins Gericht mit manch Unsäglichem im heimischen Umfeld und in der Welt. Lange stehende Ovationen - das hat Pastor Alexander im heimischen Kirchenschiff sicher noch nicht erlebt. Mit dem anschließenden flotten Hexentanz des Damenkomitees, einstudiert von Biggi Geef, ging es in die Pause.
Gelungene Vorträge
Das Ballett des Herrenelferrats im lustigen Outfit von „Schlümpfen“ eröffnete den zweiten Teil des Programms. Trotz des meist gesetzten Alters überzeugten die Herren tänzerisch. Sie machten anschließend Platz für den schon erwarteten Höhepunkt des Abends: Irmgard Köhler-Regnery, die „Ähn aus Jönneschdorf“. Was sie darbot, war wieder eine kabarettistische Glanzleistung. Respektlos setzte sie sich über alle „Bremsversuche“ hinweg und punktete mit vorwitzigen Frechheiten aus allen Bereichen, auch aus den „Privatdingen“ hoher Persönlichkeiten. Auch der Limburger Bischof mit seiner sündhaft teuren Privatkapelle war Thema: „Er hatte wohl keinen Schlüssel vom nahe gelegenen Dom, sonst hätte er ja da sein Abendgebet verrichten können!“ Und was die zerrüttenden Verhältnisse im Stadtrat angeht: Sie empfahl eine Auseinandersetzung der beiden Kontrahenten Bernd Weidenbach (CDU) und Bernd Lang (SPD) im Wildwest-Stil von „12 Uhr Mittags“. „Am Rhein kommt der eine beim Geef’s Gerd raus, der andere aus dem Rheinischen Hof. Ein paar Schritte aufeinander zu und dann: Päng! Das Problem ist gelöst!“ Sie demonstrierte die „knallharte Lösung“ optisch, warb aber auch für eine friedliche Lösung, indem sie zwischen den Bildern (und Argumenten) von Weidenbach und Lang hin und her sprang. Dabei sang sie den beiden Streithähnen sogar ein friedliches Lied mit der Melodie von „Einmal um die ganze Welt…“ Präsident Wolfgang Gerlitz kommenterte den Auftritt: „Wat et Irmjard auf die Bühne brink, ist mehr als Karneval - dat ist reines Kabarett“. Die Begeisterung des Publikums war entsprechend. Selbst Bürgermeister Weidenbach hatte viel Spaß mit Irmgard, der frechen „Jönneschdorferin“. Das Jubiläumskorps der „Blau-Roten Funken“ hatte in der Folge seinen großen Auftritt. Kommandant Philipp Klee warb für das Jubelfest mit kurzem Rückblick, neuem Orden und wiederum von Biggi einstudiertem Tanz des gesamten, um viele junge Mitglieder erweiterten Korps. Die „Blau-Roten“ bildeten anschließend die Staffage für eine letzte grandiose Rede: Biggi Geef, die unübertreffliche „Allzweckwaffe“ der KG, bewarb sich in witzigen Reimen um das verwaiste Amt des Bürgermeisters der Quellenstadt. Nachdem sie schon fast den Erfolg der Wahl herbeigeredet hatte, outete sie ihre Bewerbung als Scherz - und erntete stehende Ovationen für ihren tollen Vortrag. Einen weiteren großartigen Tanz präsentierte dann das Dragonerkorps. Die jungen Damen enterten als fesche Piratinnen die „Planken“ und eroberten im Sturm das Publikum. Den Schluss der Sitzung setzte nach fast sechs höchst unterhaltsamen Stunden die Oberbreisiger Brassband „Fidele Lähmdeuwele“ mit flotten Karnevals-Melodien. Am Samstag, dem 8. Februar, um 16.11 Uhr findet die nächste Großveranstaltung der KG statt: Die Möhnen feiern ihr Jubiläum „65 Jahre Breisiger Möhnen-Karneval in Bad Breisig“
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