Besonderes Projekt für Bienennahrung in Wehr
Blühende Aussichten für Bienen
Wehr. Diese Wiese am Rande des Wehrer Tals ist nicht nur eine Augenweide, an der Spaziergänger und Wanderer gerne eine Rast einlegen. Sie ist auch eine Bienenweide. Auf der etwa 3000 qm großen Fläche wächst im Frühjahr eine besondere Blüten- und Pflanzmischung heran, die Bienen, Schmetterlinge, andere Insekten und Vögel wie magisch anzieht und Nahrung für mehrere Monate bietet.
Vom Frühjahr bis in den späten Herbst summt und brummt es in dem Streifen Land, Schmetterlinge lassen sich vom Wind von Blüte zu Blüte treiben, Vögel picken Samen aus den Blüten. Die nachwachsende Blühpracht der Wiese in Wehr bietet über viele Monate beständig Nachschub an schmackhaften und nährstoffreichen Pollen, von der viele Insekten leben.
Auch die sechs Bienenvölker von Hobby-Imker Rainer Konrad aus Wehr profitieren von der speziellen Saatmischung, die Landwirt Engelbert Durben seit mittlerweile fünf Jahren hegt und pflegt.
Vor fünf Jahren war das noch anders. Da ging es Konrads Bienen genau wie den meisten Honigbienen in Deutschland. Wenn im Frühjahr der gelbe Raps blüht, finden sie reichlich Nahrung. Aber sobald der verblüht ist, kommt es zu einer bedrohlichen Futterknappheit, die Tiere finden auf den Feldern kaum Nahrung. Bis beispielsweise Lindenblüten reif sind, vergeht wertvolle Zeit, in der Bienen und andere Insekten hungern und darben. Keine Frage, Bienen leiden wie andere Tierarten unter der modernen Landwirtschaft, in der ihnen Monokulturen und der Einsatz von Pestiziden das Leben schwer machen. Dabei sind die Bienen ein wichtiger Helfer für Landwirte und unverzichtbar für unsere Lebensmittelproduktion. Ohne die fleißigen Bestäuber würden nämlich kaum noch Feldfrüchte bestäubt, die landwirtschaftliche Produktion stünde vor dem Aus. Und am Ende wären auch die Regale im Supermarkt leer.
Jahrelang ließ Engelbert Durben die Fläche, auf der es heute ein so buntes Treiben herrscht, brach liegen. Setzte so Vorgaben der Politik um, die mehr naturnahe Räume schaffen will. Aus Sicht von Rainer Konrad, Junior-Chef des Autohauses, nichts Halbes und nichts Ganzes. Seine Bienen konnten mit der Brache inmitten von Getreidefeldern, in der nur vereinzelt Mohn- und Kornblumen zu sehen waren, wenig anfangen. In vielen Gesprächen, in denen sich Engelbert Durben offen für die Sorgen seines Nachbarn und die Futternöte der Bienen zeigte, diskutierte man über die Zukunft der Welt und fand eine Lösung für die Bienen von Wehr. Bei ihrer Recherche stießen sie im Internet auf einen Anbieter von Saatgut, der sich auf die Bedürfnisse von Bienen und anderen Insekten spezialisiert hat. Die Mischungen enthalten einjährige und mehrjährige Pflanzen, von deren Blütenpollen die Tiere sich monatelang ernähren können. Ein Mal in die Erde gebracht, kann man die Wiese getrost für mindestens drei Jahre sich selbst überlassen.
Die fleißigen Bienen von Hobby-Imker Konrad sind also fürs erste gut versorgt. Er freut sich, dass er mit Engelbert Durben einen Partner in der Landwirtschaft gefunden hat, der auf seinem Land etwas für die Zukunft der fleißigen Bienen und anderer Insekten tun will. Er hält nichts von Vorwürfen, sondern freut sich über die
Kooperation. Und möchte für das Modell, das im Kleinen schon gut funktioniert, Werbung machen. Bei geringem Aufwand können Landwirte viel für die gesicherte Zukunft der wichtigen Insekten tun. Zumal es vom Staat auch finanzielle Anreize gibt.
Der Einsatz lohnt sich aber auf jeden Fall, wie man an der herrlichen Blütenpracht in Wehr jetzt jeden Tag beobachten kann.