Vortrag, Lesung und Gedächtnisausstellung in der ehemaligen Synagoge in Ahrweiler

Ein vielfältiges, beeindruckendes Werk

Are-Gilde präsentierte „Johannes Friedrich Luxem - Malerei und Prosa“ in Erinnerung an ihr Ehrenmitglied

23.01.2017 - 17:24

Ahrweiler. Mit einer Ausstellung, die über mehrere Wochen in einer Ahrweiler Verlagsniederlassung zu sehen war, hatte die Are-Gilde Johannes Friedrich Luxem gedacht.

Als leuchtender Schlusspunkt dieser Würdigung ihres Ehrenmitglieds, das lange Zeit als Vorstandsmitglied und Vize-Präsident wirkte, richtete die Gilde ihm nun in der ehemaligen Synagoge einen Abend mit Vortrag, Lesung und Bilderpräsentation aus, den rund 120 Gäste wahrnahmen. „Eine Sternstunde“, so lautete im Anschluss die begeisterte Einschätzung von Klaus Liewald, Vorsitzender des Bürgervereins Synagoge.

Ihm als Hausherrn sagte Eva-Maria Kreuter Dank für die Räumlichkeit. Vor allem dankte die Vorsitzende der Are-Gilde jedoch Ulrike Strobel, Luxems Tochter, und seinem Sohn Wolfgang Luxem, der eigens aus dem südfranzösischen Grasse anreiste, für ihre Beiträge. Die Are-Gilde freue sich, dass sie „in Verehrung ihres Vaters und Achtung vor seinen Werken, die Ausstellung mit zahlreichen Exponaten und Lesung ermöglichen.“ Kreuter hob hervor, wie spannend es war, „mit Frau Strobel in ihrem Haus in Gelsdorf auf Schatzsuche in den zahlreichen Skizzen, Bildern und Gemälden zu gehen“. Luxem habe nicht nur mit seinen schriftlichen Werken und seiner Malerei beeindruckt, sagte Kreuter, „sondern ebenso durch seine aussagekräftigen Reden, die er bei den Vernissagen der Gilde hielt“. Sie begrüßte Bürgermeister Guido Orthen und hieß gleichfalls Dr. Björn Göppl, Germanist, Kunsthistoriker und Philosoph, willkommen.


Vielfalt des Werks


Den Inhaber des Mercurius Verlags, der das Buch „Impressionen“ mit Graphiken und Prosa-Texten Luxems herausgegeben hat, verband ein enger Kontakt mit dem Geehrten, sodass er für seine ausführliche Einführung aus eigenen Erfahrungen schöpfen konnte. Göppl schickte voraus, man müsse das bildkünstlerische und das literarische Werk Luxems „in der ganzen Vielfältigkeit studieren und auf sich wirken lassen“. Nur einige Hauptaspekte könne er aufzeigen und dazu anregen, sich intensiver damit zu beschäftigen. Dennoch gab der Redner einen so wertschätzenden prägnanten Einblick in Luxems Schaffen, dass die Zuhörer bereichert in ihrem Verständnis des beliebten und geachteten Malers, Dichters und Redners nach Hause gingen.


Die Bilder


Im malerischen Werk, das in der an drei Tagen geöffnete Ausstellung nur exemplarisch aufschien, fielen ihm die geometrisch strukturierten Gesichter menschlicher oder animalischer Gestalten auf, dazu die kräftige, dunkle Konturierung und Segmentierung bestimmter Bildelemente: „Beide Stilzüge erinnern entfernt an Picasso, Max Beckmann und andere.“ Was Luxem auf den Malgrund brachte, zeige sowohl realistische Züge als auch „imaginäre, schemenhafte oder wuchtig-expressive, vieldeutige Phantasieschöpfungen“. Die Besucher sahen mehrfach Eifelmotive, Landschaften, mal mit, mal ohne Ansiedlung, in einem Spektrum von stark abstrahiert bis nahezu realistisch. Unter den 22 Exponaten tauchte Ramersbach mit seinem markanten Kirchturm auf, mehrfach die Olbrück, einmal mit dem Rodder Maar davor, an dessen Ufer ein bekümmerter Komödiant mit Blumenstrauß und seiner Trommel sitzt. Er zählt zu einer Reihe stilisierter Figuren, die in Luxems Gemälden wiederholt anzutreffen sind und deren Symbolgehalt im Kontext nicht einfach zu deuten ist: Hahn und Katze, Narren, Komödianten, schwarz gewandete Zylinder-Herren, Mischgeschöpfe und Gestalten mit Köpfen, die eher einen Helm aufzuhaben scheinen, denn ein Gesicht zeigen. Ebenfalls zu entdecken: Moses, der das Rote Meer teilt, ein Hochformat aus dem Triptychon der griechischen Argonauten-Sage, Ballonfahrer in der Luft und Gefangene hinter Stacheldraht.


Nachtgespräche


Diese Vielgestaltigkeit besitze nicht minder Luxems literarische Prosa, betonte Göppl, nachzulesen im Buch „Impressionen“, das Prosa-Texte aus drei Jahrzehnten versammelt. Auf diese Veröffentlichung folgte bald mit „Ikarus auf dem Dorfe“ eine weitere, deren Abbildungen von Luxem und Theo Deisel stammten.

„Jeder Besuch bei Johannes Luxem in Ramersbach war ein Erlebnis“, berichtete Göppl. Er sprach vom Fernblick über Obstwiesen, Felder und bewaldete Bergrücken bis zum Petersberg oder von romantischen Nebelschwaden, die an bedeckten Tagen den Blick begrenzten. Drinnen unterhielt man sich dann über Kunst, Kulturgeschichte und Literatur oft bis drei Uhr nachts. Den Männern ging der Stoff nicht aus, schon weil Luxem über „einen enormen Bildungshorizont“ verfügte: „Er war ein ‚homme des lettres‘, hatte Humor, Esprit und Savoir-vivre, war ein elaborierter Weinkenner. Zugleich ein vornehmer Mensch, von echter Bescheidenheit.“


Lebensweg


Der Maler und Autor durchmaß ein wechselvolles Leben, machte das Abitur in Brüx im Sudetenland, leistete den Reichsarbeitsdienst in Cottbus, wurde ab 1942 als Soldat ausgebildet in Frankreich, gelangte später mit seinem Panzerverband nach Russland, er wurde noch im Westen, auch im Umkreis der Remagener Brücke, eingesetzt und schließlich im Sinziger Rheinwiesenlager inhaftiert, wo die Gefangenen Hunger und Kälte schutzlos ausgeliefert waren – wie der Lyriker Günther Eich: „Aus dessen ergreifenden Gedichten über die Lagerhaft zitiert Luxem in seinen nicht weniger ergreifenden Prosa-Darstellungen des Hungerlagers.“ Nach dem Krieg war Luxem beruflich als Lehrer, Schulrat zuletzt Regierungsdirektor bei der Bezirksregierung Koblenz. Seit 1975 lebte er in Ramersbach.

Johannes Friedrich Luxem unternahm viele Reisen in die Länder Europas, aber auch nach Nordafrika und Asien. Auch sein geistiger Horizont strebte nach Weite: „Nie war er im engeren Sinne ein Eifelmaler, und ebensowenig lässt sich sein künstlerisches Wirken auf den Heimatraum beschränken“, sagte Göppl. So sehr Luxem die Eifel und seinen Wohnort liebte, trieb es ihn auch hinaus aus der Enge. Göppl gegenüber äußerte er: „Wenn mir hier die Decke auf den Kopf fällt, setze ich mich in den Wagen und fahre nach Metz. In zwei Stunden bin ich in einer frankophonen Umgebung.“ Noch bis in seinen letzten Lebensabschnitt stieg er in seinen Mercedes und entfloh. Der Romantiker Luxem hisste seine Segel immer wieder „hart am Wind, [...] hin zu den Blauwasserbuchten der Sehnsucht“. Björn Göppl versicherte: „Seine Imaginationen und Visionen werden unvergesslich auch in den Herzen der Leser weiterleben.“

Ergriffen lauschte das Publikum, als Wolfgang Luxem Texte seines Vaters vortrug. Dabei berührte besonders, wie er seine erbarmungslose Lagerzeit als Internierter des Gefangenenlagers in Worte fasste, wo der Hunger Leib und Seele der Menschen auffraß. Doch Wolfgang Luxem hatte auch die Erzählung von Ikarus auf dem Dorfe mitgebracht. Die handelt von einem Dorfschneider im Ahrtal, der es sich in den Kopf gesetzt hat, Flugapparate zu konstruieren. Nähe und Ferne zogen sich also als Denk-, Imaginations- und Handlungsräume Luxems durch den gesamten Abend.

HG

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