Symposium ließ Andernachs berühmten Sohn aufleben

„Hello, it’s good to be back !“

Charles Bukowski – seine Wurzeln lagen in der Aktienstraße

22.08.2017 - 08:42

Andernach. „Manchmal steigt man morgens aus dem Bett und denkt sich, dass man es nicht schaffen wird, aber innerlich lacht man darüber und erinnert sich an die vielen Male, die man das schon gedacht hat“ - auch dieses Zitat des US-amerikanischen Dichters und Schriftstellers Charles Bukowski bringt dessen unbeständiges Leben auf den Punkt, das am 16. August 1920 am Mittelrhein seinen Anfang nahm. 97 Jahre später fand jetzt, im Historischen Rathaus seiner Geburtsstadt Andernach, erneut ein Symposium der deutschen und weltweit einzigen Charles-Bukowski-Gesellschaft e.V. (nachfolgend CBG genannt) statt. Die hat es sich seit 1996 zur Aufgabe gestellt, das künstlerische Werk Bukowskis zu erforschen und zu bewahren und sein Schaffen und Leben sowie seine Wirkung zu dokumentieren. Ziel der CBG ist es, das Werk des berühmten Sohnes der Bäckerjungenstadt zu würdigen und ihm einen angemessenen Platz in der Literaturgeschichte sicherzustellen.


Wenn es um „Hank“ geht, ist kein Kilometer zu weit


Nachdem die CBG in den letzten Jahren aus verschiedenen Anlässen andere Veranstaltungsorte wählte, konnte der Vereinsvorsitzende, Literaturwissenschaftler und Bukowski-Forscher, Roni (Braun) am vergangenen Samstag, drei Tage nach Bukowskis Geburtstag, wieder ein gutes Dutzend an Teilnehmern begrüßen. Die Bukowski-Fans waren schon am Vortag zum Teil aus dem hohen Norden und dem sonnigen Süden Deutschlands zum jährlichen Symposium und zur Mitgliederversammlung an den Rhein gereist. Die gemeinnützige Charles-Bukowski-Gesellschaft zählt derzeit insgesamt rund 90 Mitglieder.

Im Laufe des Nachmittages beleuchtete die literatur-wissenschaftliche Konferenz die Persönlichkeit und die Publikationen des „Dirty Old Man“ Bukowski aus der Perspektive von Verlagen. Dazu hatte die CBG Vertreterinnen und Vertreter namhafter Verlagshäuser eingeladen. Zudem lebte der Literat in filmischen Dokumenten kurzzeitig auf.


„Bukowski reloaded“


Neben einem Video-Vortrag mit Original-Aufnahmen des Dokumentar-Filmers und Regisseurs Prof. Thomas Schmitt, die während seines Besuchs bei Charles Bukowski in Hollywood entstanden, hatte die Charles-Bukowski-Gesellschaft auch zur öffentlichen Präsentation eines weiteren dokumentarischen Video-Schatzes des Dokumentarfilmers eingeladen. Im bisher weltweit nur einmal gezeigten Filmdokument konnten Bukowski-Freunde den „Gossen-Poeten“ vollständig und im Original-Ton bei seiner einzigen Lesung in Europa, im Jahr 1978 in der Hamburger Markthalle, erleben. Roni dankte Thomas Schmitt, der ein freundschaftliches Verhältnis zu Bukowski pflegte, für die Schilderung seiner Erlebnisse mit dem Schriftsteller und die Bereitstellung der restaurierten und digitalisierten Filmdokumente. Grundlegende Englisch-Kenntnisse wurden dann bei den rund 40 Zuschauerinnen und Zuschauern vorausgesetzt, denn Bukowski, der kein Deutsch sprach, las in der Hansestadt aus seinen Gedichten und Kurzgeschichten in englisch-sprachiger Fassung. Zum „Mitlesen“ war das Video mit englischen Untertiteln unterlegt.

Während des 78-minütigen Films wurde die schonungslose Art deutlich, mit der „Hank“ exzessive Momente schilderte. Für das damalige, überwiegend junge Publikum, ein Anlass zur Begeisterung, in den Spätsiebzigern sicherlich auch etwas Protest gegen das Spießertum.


Charles Bukowski – Abgründe waren ihm nicht fremd


Charles Bukowski, 1920 als Heinrich („Hank“) Karl Bukowski in Andernach geboren, lebte in seinen ersten Kinderjahren in der Andernacher Aktienstraße. Von dort zog er 1923 mit seiner deutschen Mutter und seinem Vater, einem amerikanischen Soldaten, von dem der Junge häufig Prügel bezog, nach Los Angeles. Nach eigenen Worten lernte Bukowski von ihm für sein späteres Schreiben eine wichtige Lektion: „die Bedeutung von Schmerz - Schmerz ohne Grund“. Schon als Teenager in der Weltliteratur belesen, versuchte er sich nach einem Journalismus-Studium als Schriftsteller. Erste Erfolge seines Schreibens stellten sich jedoch erst in den 1960er-Jahren ein. Als „Outsider des Jahres“ wurde der Literat mit labiler Persönlichkeit 1962 von einer Literaturzeitschrift geadelt. Und dieser Auszeichnung wurde der kalifornische Autor auch in seinem weiteren, von zahlreichen Tiefen geprägten Leben gerecht. Von 1960 bis zu seinem Tod veröffentlichte er mehr als vierzig Bücher mit Gedichten und Prosa, in denen er von Kleinkriminellen, Alkoholikern, Obdachlosen, Prostituierten oder von sich selbst („Hank“) erzählte. Bukowski schrieb nicht „um den heißen Brei“: Hart, direkt und verständlich war seine Sprache und „Schmuddeliges“ unterschlug er nicht, wenn er, häufig teilautobiografisch und mit humorigen und zynischen Akzenten von Menschen erzählte, die sich auf der Schattenseite des Lebens befanden. Sein Lebensmotto: Auch wenn man ganz unten ist, darf man nicht aufgeben. Der „Schreibweltmeister im Schwergewicht“, wie ihn Kritiker nannten, gilt vielen seiner Leserinnen und Leser, insbesondere in Europa, als Mythos und Kult. Allein in Deutschland verkaufte er mehr als vier Millionen Bücher. Charles Bukowski verstarb 1994 nach schwerer Krankheit in Los Angeles (San Pedro).

Informationen zur Charles-Bukowski-Gesellschaft und zum Leben und Werk des berühmten Andernachers findet man im Internet z.B. unter www.bukowski-gesellschaft.de.

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Hansen, die für meine Statistik wichtigste Info war dabei ;-)...
Hansen:
Korrektur: Das war grausanste Folter und ein Femizid. Benennt es als das, was es ist. Wir schreiben das Jahr 2024 und nicht 1980....
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