Die Bruchhausener Nönghüüder luden am Wochenende zu ihrer traditionellen Johanneskirmes ein.
Königsball mit Bastian Lindlohr und Verena Braun war der Höhepunkt
Bruchhausen. Auf 16 Uhr vorverlegt hatten die Bruchhausener im Vorjahr ihren Königszug, um nach dem Königsball im Festzelt beim Public Viewing gemeinsam ab 20 Uhr ungestört das WM-Fußballspiel“ der Nationalmannschaft gegen Schweden sehen zu können. Dieses Jahr musste sich die Festgesellschaft, die zur traditionellen Johanneskirmes des Wallfahrtsortes angereist war, wieder warten bis die Messe in der Wallfahrtskirche beendet war. Bei hochsommerlichen Temperaturen knubbelten sich so anlässlich des 395. Stiftungsfestes der „Nönghüüder“ die Junggesellen aus Unkel und Scheuren, Erpel und Orsberg, sowie aus Rheinbreitbach, die ihren frisch ermittelten König, Tim Landsberg, präsentieren konnten zusammen mit den Delegationen aus Ohlenberg, Dattenberg und Kahlenborn sowie aus Niederbreitbach und Hausen auf dem Festplatz.
„Königszug stillgestanden! Im Gleichschritt – Marsch!“, kommandierte Hauptmann Jannik Roos schließlich kurz vor 19 Uhr, um zusammen mit Leutnant Niklas Strauß und mit musikalischer Unterstützung vom Bruchhausener Blasorchester die extrem große Festgesellschaft durch den mit Birkengrün und Fahnen dekorierten Ort zum Königshaus in der Meerbergstraße zu führen. Dort wartete der Junggesellenkönig Bastian Lindlohr, dem Ende Mai im Birkig weit hinter der Laurentiushütte der Goldene Schuss gelungen war. Mit seiner Königin, Verena Braun, die 2014 selber Königin der Scheurener Junggesellen war, sowie den Ehrenpaaren, Lea Keller und Jasper Adenauer sowie der noch amtierenden Burgundia aus Unkel, Hannah Rechmann und René Arias, erwartete er dort ungeduldig das Eintreffen des Königszugs.
„Halt! Links um und weggetreten zum Getränke fassen“, befahl Jannik Roos dann, bevor er sich mit den Offizieren und Königspaaren der Gastvereine im Garten der „Hofburg“ erfrischen ließ. Natürlich gab es Gerstensaft, sowie Sekt und Selters auch für die „Mannschaften“ und die zahlreichen Zaungäste, denen das Blasorchester mit dem „Torgauer“ und dem „Jäger aus Kurpfalz“ die Wartezeit verkürzte. „Fahnenschützen - präsentiert das Gewehr!“, kommandierte dann Jannik Roos, bevor Bastian Lindlohr und Verena Braun zum Präsentiermarsch der Musiker ihren Ehrenpaaren durch das lange Spalier der Fahnen und blitzenden Säbel auf die Straße folgten. Nachdem der Hönghüüder-Hauptmann das strahlende Königspaar drei Mal hatte hochleben lassen, schwenkte die Fähnriche zum Rheinischen Schwenkmarsch die Fahnen, darunter auch der Bruchhausener Philipp Schmitz, der eine Woche zuvor in Erpel als neuer Bundesmeister Dominik Schwager beerbt hatte, sodass dem Unkeler Jan-Philipp Wallek nur der Siebengebirgspokal geblieben war.
Da war das Festzelt, in dem sich die Party-Band „For You“ schon auf den Königsball vorbereitete, noch nahezu leer. Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen änderte sich das auch nicht, als die ersten Zaungäste von Königshaus eintrudelten. Sie zogen es vor, auf dem Festplatz zu verweilen, auf dem man sich nicht nur am Getränkestand erfrischen konnte. Jede Menge Entchen warteten dort auch in zwei großen „Teichen“ auf geschickte junge Angler, während nebenan an der Schießbude potenzielle Junggesellen-Nachwuchskönige für den zukünftigen Goldenen Schuss beim Faden-, Stern- und Walzenschießen trainieren konnten.
Als dann die Musik des Blasorchesters zu hören war, füllte sich das Festzelt doch zusehend, wollte doch keiner den Einzug der jungen Majestäten verpassen. Diesen zu Ehren ließ Hauptmann Jannik Roos erneut die Fahnen schwenken, bevor sich die Fähnrich mit diesen mitten im Festzelt postierten und das Blasorchester den Königswalzer anstimmte. Zu diesem drehte sich zunächst nur das Königspaar um die Fahnen im Dreivierteltakt, bevor sich zu ihm auch die Ehrenpaare gesellten und damit eine rauschende Ballnacht einleiteten, zu der „For You“ bis in die späten Abendstunden aufspielte.
Begonnen hatte die Johannnes-Kirmes natürlich bereits tags zuvor mit dem Aufstellen des Kirmesbaums auf dem Brunnenplatz, bevor dem Kirmesmann hoch oben in der Birke sein angestammter Platz zugewiesen worden war. Weit weg vom wilden Kirmestreiben, das mit dem traditionellen Haxenesssen der 1624-er Nönghüüder am Freitagabend im großen Kirmeszelt auf dem Bolzplatz am westlichen Ortseingang begonnen hatte, musste er dort vier Tage lang ausharren. So ging nach dem Festmarsch am frühen Sonntagnachmittag auch das Völkerballturnier spurlos an ihm vorbei. Zu diesem traten trotz der schwül-heißen Temperaturen neben den beiden Mannschaften der Gastgeber auch die Freunde aus Ohlenberg sowie die „Gangster“ und die „Weinbergschnecken“ auf der Wiese hinter dem Festzelt an.
Traditionell begann der Kirmes-Montag mit der Junggesellenmesse und anschließender Kranzniederlegung am Ehrenmal. Dann ging es erneut im Festzug durch den Ort ins Festzelt zum Bürgerfrühschoppen, bevor abends der Kirmesmann aus seiner luftigen Bleibe von den Junggesellen um ihre Vorsitzenden Philipp Schmitz und Justus Nitzsche befreit wurde, um dem armen Kerl auf dem Festplatz den Prozess zu machen. Dieser endete natürlich wie in den Vorjahren mit einem Schuldspruch und dem Urteil: „Tod durch die Flammen!“ Allerdings waren die Tränen der Junggesellen geheuchelt, wussten sie doch nur zu gut, dass der Kirmesmann zu ihrer Johannes-Kirmes 2020 wie Phönix aus der Asche wieder auferstehen wird.
DL