Kammerchor der Uni Köln und Kölner Vokalsolisten geben Benefizkonzert in Linzer St. Martins Kirche

Moderner Totentanz erzeugt Klangerlebnis auf höchstem Niveau

Applaus wollte nicht enden

06.09.2021 - 15:13

Linz. So viel Planung, so viele Unwägbarkeiten: Doch heraus kam trotz allem ein Meisterkonzert der besonderen Art. Am Samstag fand ein Benefizkonzert unter dem Motto „Totentanz“ in der Linzer St. Martinskirche mit dem Kammerchor der Uni Köln und den Kölner Vokalsolisten unter der Leitung von Michael Ostrzyga, Musikdirektor der Universität Köln, statt.

Schon im Sommersemester beschäftigten sich die beiden Chöre musikalisch mit dem Thema „Totentanz“, bis Kurt Meidl, ein Linzer Bass des Kammerchors, auf die „Totentanz“-Abbildung in der Kirche zu Bruchhausen verwies, die einzige im Rheinland. Schnell waren dort Bild- und Tonaufnahmen und ein anschließendes Konzert in Linz zugunsten der Opfer an der Ahr geplant. Gefördert wurde das Projekt von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von Neustart Kultur.

Obwohl dann Restaurierungsarbeiten in Bruchhausen dortige Aufnahmen verhinderten, blieb es bei dem Konzert in Linz. Zahlreiche Zuhörer kamen zu diesem außergewöhnlichen a capella Hörgenuss.

Es waren nicht zwei Chöre zu hören, sondern eine wunderbare Verschmelzung aller Stimmen, getragen durch die herausragenden Solisten. Die gemeinsame Eröffnung mit einer geistlichen Motette Johann Michael Bachs verzauberte durch Soprane, die von verschiedenen Positionen auf der Empore mit den Stimmen unten vor dem Altar harmonierten.

Ostrzyga erläuterte bei der anschließenden Begrüßung ein wenig die Geschichte des Totentanzes. Im 15. Jahrhundert kam die Stilrichtung des Danse macabre in Frankreich auf. Damals war die Pest ein Motiv, das auch die deutschen Totentanzbilder beeinflusste. Heute ließe die Pandemie ähnliche Gedanken aufkommen, so Ostrzyga, „mitten im Leben und doch schon fast vom Tod empfangen“. Der Dirigent und Komponist vollendete erst im August sein Werk „Ein Totentanz“, in dem er Ausschnitte aus dem Bruchhausener Totentanz verarbeitete. In Linz sollte es nun zur Uraufführung kommen. „Es ist sicherlich auch eine Herausforderung, mein Stück zu hören, aber nach sieben Minuten ist es dann auch vorbei“, beschwichtigte der Komponist augenzwinkernd vor der Aufführung seines Werkes.

Mit der von Beginn an unglaublichen Klangpräzision der Kölner Vokalsolisten nahm das Publikum diese Herausforderung gebannt an. Die Kälte des Todes mit dem Erklingen der Dissonanzen spürend, wurden zeitgemäß aktuelle Themen der Pandemie vertont. Modern, doch atemberaubend, mal einfach nur pfeifend, zischend. In der Kirche herrschte absolute Stille. Immer wieder griffen die Künstler zur Stimmgabel, um in der teils schrillen Vertonung ihren eigenen richtigen Ton zu finden. Man konnte die Spannung in ruhigen Phasen knistern hören, als sich schließlich der Sopran mit der glockenklaren Stimme Natasha Goldbergs in die Höhe schraubte, während die Herren in der Tiefe den Tod untermalten. Christian Walter sang den Bass, Fabian Hemmelmann Bariton, unterstützt von Leonhard Reso im Tenor; Andra Isabel Prins sang den Alt. Zum Ende eher meditativ ausklingend, schwebte insgesamt ein wahrer Klangrausch auf die Hörer nieder.

Man hatte den Rausch kaum verarbeitet, als schon mit Hugo Distlers „Totentanz“ ein weiteres Highlight geboten wurde. Andreas Durban rezitierte dabei den Tod, in welchen er antretende Kammerchor-Sprecher schickte, während die Solisten den Kirchraum erklingen ließen.

In Leonhard Lechners „Deutsche Sprüche von Leben und Tod“ untermalten alle Sängerinnen und Sänger der Chöre noch einmal in breiter Klangfarbe die betörende Akustik der St. Martins-Kirche.

„Es ist einfach fantastisch, wieder gemeinsam singen zu können“, freuten sich die Chormitglieder nach der gelungenen Darstellung, ihrer ersten seit Ausbruch der Pandemie. Dass ganz nebenbei 1000 Euro für die Ahr gespendet wurden, untermalte den großen Erfolg des Konzerts, bei dem der Applaus nicht enden wollte.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
08.09.2021 12:36 Uhr
Sigrid Altner

Natürlich ist diese Art von Veranstaltung super. Zumal ja die Chöre und Solisten lange nicht zusammen singen konnten. Und wenn die Spenden noch einem guten Zweck dienen, ist das allemal sehr gut.



Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Eine Umleitung wird eingerichtet

Straßenschäden bei Neuwied: L 259 wird voll gesperrt

Neuwied. Im Zeitraum vom 02.04. bis voraussichtlich 19.04.2024 werden Instandsetzungsarbeiten am Überführungsbauwerk der L 259 über die B 42 zwischen Neuwied-Block und Heimbach-Weis durchgeführt. Die Fahrbahnbefestigung im Bereich des Überführungsbauwerks weist erhebliche Schäden in Form von Rissen und Belagsausbrüchen auf. mehr...

Die Betrüger wollten vermeintlich defekte Dachrinnen zu überhöhten Preisen reparieren

Bad Hönningen: Polizei unterbindet illegale Arbeiten

Bad Hönningen. Am gestrigen Nachmittag führten Beamte der Polizei Linz eine Kontrolle an einem Mercedes Vito durch. Dabei stellten sie fest, dass die beiden Insassen im Raum Bad Hönningen Hausbesitzern Reparaturarbeiten an Dachrinnen angeboten hatten, ohne über die erforderliche Reisegewerbekarte zu verfügen. Es kam zu keinem Vertragsabschluss an diesem Tag. mehr...

Regional+
 

- Anzeige -

Ei Ei Ei – Die BLICKaktuell Osterüberraschung

Vom 18. März bis 1. April verstecken sich tolle Gewinnspiele und attraktive Aktionen von Unternehmen aus der Region in unserem Osternest. Seid gespannt, was sich hinter dem nächsten Osterei versteckt. Abonniert auch unsere Kanäle auf Facebook und Instagram, um nichts zu verpassen. mehr...

Alter Vorstand ist neuer Vorstand

Sinzig. In Sinzig fand Ende März die turnusmäßige Jahreshauptversammlung der Theatergruppe im Gasthaus „Zur Post“ statt. Der erste Vorsitzende, Wolfgang Staus, begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder und ließ das vergangene Theaterjahr Revue passieren. Auch die Chronistin Christine Alfter und der Kassierer Dirk Hansen trugen zum Rückblick bei, indem sie über vergangene Ereignisse und den Kassenstand berichteten. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

Neulich im Kiosk

von Gregor Schürer

Gabriele Friedrich:
Ein echt blöder Artikel. ...
Thola2:
Sehr geehrter Herr Schürer, willkommen im Leben, willkommen in 2024! Und jetzt???? Was will mir der "Dichter" damit sagen?? Das Geschilderte ist ganz normal in Deutschland. Wollen Sie uns Belehren? Und: 8 Uhr "früh"?? Das können nur Studenten oder Arbeitslose behaupten. Ich "maloche" schon um...
K. Schmidt:
Danke für das Stichwort Weihnachtsmarkt. Zu diesen wurde, z.B. von der DUH, aber auch einigen Politikern, aufgefordert die Beleuchtung wegzulassen oder zu minimieren. Und am letzten Samstag wurde groß dazu aufgerufen, für eine Stunde soviele Lichter wie möglich abzuschalten, als Zeichen für Klimaschutz...
Julia Frericks:
Die Ramadan-Beleuchtungen in Köln und Frankfurt sind wegweisende Initiativen. Die Lichter sorgen für eine festliche Stimmung, egal welcher Religion ich angehöre. Eine Stimmung, die auch bei vielen Nicht-Christen aufkommt, wenn sie z.B. einen Weihnachtsmarkt besuchen. In Köln ging die Initiative für...
K. Schmidt:
Soviel Geld, wie der Steuerzahler für die kath. Kirchen Jahr für Jahr in die Hand nehmen darf (ich meine nicht den Kirchensteuerzahler, sondern wirklich jeden!), soviel Beleuchtung kann man für die anderen Glaubensrichtungen doch gar nicht aufstellen, sonst schaffen wir die Dunkelheit ja komplett a...

Kreishaushalte in der Krise

K. Schmidt:
Die meisten der Landrätinnen und Landräte gehören doch einer Partei an, die Fraktionen der Kreistage auch. Ein Apell des Landkreistages an die Landesregierung ist nett, aber doch nicht mehr als ein unnötiger Umweg. Die Parteien, die sich auf der Landkreisebene finden, sind am Ende die gleichen, die...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service