Raasber Möhnenclub 86 e.V.
Stillstand bedeutet Rückschritt!
Von den „Jungen Möhnen“ zu 30-jähriger Historie
Ransbach-Baumbach. Der Vereinsname verrät bereits, seit wie vielen Jahren der bekannteste Frauenverein Ransbach-Baumbachs schon besteht. Die Frauen in den roten Kleidern, die besonders an Schwerdonnerstag ihren Höhepunkt des Jahres sehen und die für panische Angst bei Schlipsträgern sorgen, sind in der fünften Jahreszeit gar nicht mehr wegzudenken.
Alles begann im Jahre 1986, als sich die „Jungen Möhnen“ mit ihren sogenannten Möhnerichen zusammen setzten und den Untergang der „Raasber Möhnen“ kommen sahen. Wenn sie sich aus dieser Krise retten wollten, mussten sie etwas tun und genau das taten sie auch. Der Raasber Möhnenclub 86 e.V. war gegründet und 14 aktive Möhnen wollten gemeinsam eine Sitzung gestalten. Damals diente noch die Turnhalle als Sitzungssaal. Die gute Organstation und das tolle Programm der eher wenig besuchten Sitzung sprachen sich schnell rum, und so füllten bereits die nächsten Sitzungen die ganze Halle. Zwei Jahre später standen die Möhnen vor der Herausforderung, die gesamte Stadthalle zu füllen, da von nun an diese die Location für die karnevalistischen Sitzungen sein sollte. Kein Problem für die Frauen, welche mit den Jahren immer mehr Mitglieder zählen durften. Die Stadthalle war voll und die Zeit der rotgekleideten Frauen konnte richtig starten.
Was wäre ein Verein ohne sein Oberhaupt, seine Gallionsfigur, seine Obermöhn? War die Obermöhn früher gleichzeitig auch der Vorstand des Vereins, so sollte sie später lediglich repräsentieren und auf der Bühne neben ihrem König gut aussehen. Die Inthronisierung findet vor ihrem Volke statt in Anwesenheit eines Vertreters der Obrigkeit. Eine Krone braucht die Dame
nicht, denn ihre Haarpracht genügt vollkommen. Dennoch ist sie gleichwertig und ebenbürtig mit ihrem König und ihr kommt der gleiche Respekt wie ihrem männlichen Pendant zu. Karin I, alias Karin Greinert, hatte den Mut, den Posten der ersten Obermöhn von Ransbach-Baumbach zu übernehmen. An der Seite ihres Kräutscheskönigs Berthold I. tanzte sie den
Königs-Lambada und genoss ihr Amt in vollen Zügen. Auch ihre Nachfolgerinnen können kein schlechtes Wort über den Posten der Obermöhn verlieren. Im Jahr 2016 trug es sich zu, dass das Ransbach-Baumbacher Volk ohne ein weibliches Oberhaupt auskommen musste. Gleich sechs Herrscherinnen auf einmal betraten die Bühne und riefen laut: „Wir sind Obermöhn!“ Wahrscheinlich hatten die Damen Angst, erneut ohne König auf der Bühne stehen zu müssen, denn ein Jahr zuvor konnten die Karnevalsfreunde Blau-Gold leider keinen König auf die Bühne schicken. In diesem Jahr wird Ingeborg I. aus der Möhnenmanege das Zepter in die Hand nehmen.
Der Verein entwickelte sich stetig weiter und mit ihm auch die tänzerischen Fähigkeiten der Tanzmariechen und Showtänzerinnen. Bereits in den späten 70er Jahren formierte sich die Marschtanzgruppe, die bis dato noch recht einzigartig in der Umgebung war. Dank des Locationwechsels in die Stadthalle mussten auch die Kostüme aufgepeppt werden. Nach den pinkfarbenen Lurexanzügen mit den weißen Bärenfell-Tschakos kamen endlich die einheitlichen rot-weißen Gardeuniformen. Und mit ihnen bildete sich die Garde „Rot-Weiß“. Mit Heike Manneck als Trainerin üben die Mädchen schon viele Jahre unterschiedliche Gardetänze und die bestmögliche Beweglichkeit. Damit sind sie noch heute das Aushängeschild des Vereins und jede einzelne ist an Karneval stolz über das harte Training und die Reaktionen der Zuschauer. Doch zu den Möhnen gehört nicht nur eine Gardegruppe, auch das Damendoppel hat sich bis heute gehalten. Tanzte Heike Manneck zunächst solo auf der Bühne wurde daraus auf Grund eines Scherzes schnell ein Doppel mit ihrer Nichte Stephanie Greinert. Inzwischen werfen Alina und Luana als Tanzmariechen-Doppel ihre Beine in die Luft und begeistern das Publikum mit ihren akrobatischen Leistungen.
Jeder, der einmal eine Möhnen-Sitzung besucht hat, kennt sie und wartet sehnlichst darauf: Die Schluss-Show! Bereits 1972 setzte sich eine Showtanz-Formation zusammen, die nicht sein wollte, wie alle anderen. Also wurde das Training jeden Donnerstag in eine Tanzschule in Koblenz versetzt, sodass sie professionelle Anleitungen zu ihren Tanzschritten bekamen. Dschingis-Khan, Charleston und Rock’n’Roll waren nur einige Mottos der Gruppe. „Die Mädcher, die so schöön danse“ ließen sich im Laufe der Zeit von „Mr. Schluss-Show“ Markus Schöffl trainieren und beeindruckten das Publikum am Ende einer jeden Sitzung mit den ausgefallensten Mottos. Die technischen Möglichkeiten der Stadthalle kamen den Tänzerinnen nur zu Gute, denn was wäre ein Tanz ohne das passende Licht oder deutliche Musik?
Die Möhnen, eine Gruppe Frauen, die keine Männer braucht und ihnen gerne Mal den Schlips abschneidet. Aber im Inneren können sie doch nicht ohne ihre Möhneriche. Auch die männlichen Kreaturen des Vereins haben eine erhebliche Entwicklung durchgemacht. Waren sie zu Beginn des Möhnenzeitalters noch der Helfer, die Arbeitsbiene, die keine Rechte hatte, so durften sie als Tänzer im Männerballett doch bereits wenigstens die Bühne betreten. Zwar mussten sie sich dort kleiden wie ihre weiblichen Pendants, doch durften sie immerhin in den Genuss der laut applaudierenden Hände des Publikums kommen. Die Schluss-Show ermöglichte den Herren der Schöpfung einen weiteren Aufstieg. Sie durften in ihrer eigenen Rolle, auch männlich verkleidet, mitwirken und durften so auch auf der Bühne ihr Geschlecht verkörpern. Diese Stufe wurde getoppt, als auch die Karnevalsfreunde Blau-Gold ein Oberhaupt brauchten. Der Kräutscheskönig wurde gekrönt und von nun an mussten sich die Möhnen die Bühne mit einem ebenbürtigen Mann teilen. Aber halb so schlimm, denn mit wem sollte die Obermöhn sonst auf der Bühne tanzen?
Schon seit über 30 Jahren feiern die Raasber Möhnen Fassenacht und haben sich in der ganzen Zeit immer weiter entwickelt. Sie sind ein eingeschweißtes Team und lassen sich auch während des restlichen Jahres nicht im Stich. Ihrem Nachwuchs sagt man nach, dass das erste Wort einer Mini-Möhne „Raasbisch Helau“, anstatt Mama oder Papa sei. Sei es wie es sei, was wäre Ransbach-Baumbach ohne seine schönen Möhnen? In ihren prächtigen roten Kleidern werden sie auch noch in den nächsten Jahren die Bühne der Stadthalle bereichern und sich dabei immer weiter entwickeln. Rot und weiß schlägt das echte Möhnenherz.