Wildökologe schlägt beim Rotwildring Ahrweiler eine Bresche für Hirsche und Co.

Verbesserungen für das Wild sind das Ziel

28.03.2022 - 15:30

Kreis Ahrweiler. „Die Folgen des Klimawandels stellen die Jagd vor große Herausforderungen. Gerade im Kreis Ahrweiler, wo die Jagd nicht zuletzt wegen des hohen Rotwildbestandes eine große Bedeutung hat, haben sich die Lebensbedingungen für das Rotwild ein Stück weit verschlechtert.“ Das sagte Landrätin Cornelia Weigand bei ihrer Premiere vor der Hauptversammlung des Rotwildrings Ahrweiler in der Kempenicher Leyberghalle. Der Rotwildring ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts unter Vorsitz von Rolf Mocken der Zusammenschluss der Rotwildhegegemeinschaften im Kreis Ahrweiler mit den Vertretern aus rund 140 Revieren.

Heiße, trockene Sommer und ein enormer Borkenkäferbefall nagen laut Weigand an der Substanz der Wälder und „verändern nachhaltig die Lebensbedingungen des heimischen Wildes“. Auch wenn sich das intelligente Rotwild den veränderten Umständen sehr schnelle anpasse, werde es in den kommenden Jahren mehr denn je eine wesentliche Aufgabe der Jagd sein, trotz der Folgen des Klimawandels einen gesunden Wildbestand zu erhalten. Als „verantwortungsbewussten und dem Naturschutz verbundenen Jägern“ komme den Mitgliedern des Rotwildrings eine besondere Bedeutung zu. Die Regulierung des Rotwildbestandes.

Dass diese nahezu konstant erfolgt, geht aus den Abschusszahlen für die vergangenen drei Jagdjahre hervor, die Kreisjagdmeister Stephan Schuck der Versammlung vorlegte. So wurden 2019/2020 insgesamt 1579 Stücke Rotwild im Kreis Ahrweiler erlegt. Im Jagdjahr 2020/21 waren es 1598 und für das Corona-Jahr 2021/22, in dem weitgehend auf sogenannte Gesellschaftsjagden verzichtet werden musste, wurden 1272 Abschüsse gemeldet. Damit seien die Sollzahlen der beim Kreis angesiedelten Unteren Jagdbehörde so gut wie erfüllt worden. 36 Stücke Rotwild fielen in diesen drei Jahren dem Straßenverkehr zum Opfer. Insgesamt wurden 144 Stücke Fallwild registriert. Und auch einen besonderen Fall gab es. So war in der Trophäenschau des Rotwildringes ein Geweih zu sehen, in dem sich die Überreste eines Weidezauns komplett verhaspelt hatten. „Das ist ein trauriger Fall“ sagte Schuck und appellierte an Jäger und Bauern: „Wenn sie solches Gefahrenpotenzial für das Wild sehen, räumen sie es umgehend weg.“

Positiv bewertet die Untere Jagdbehörde laut Weigand in Sachen Abschusszahlen die Ergebnisse der forstbehördlichen Stellungnahmen. Es könne festgestellt werden, dass in einigen Revieren Verbesserungen hinsichtlich der Verbiss- und Schälschäden durch Rotwild erreicht werden konnten.

Es zeige sich aber auch, dass die Wilddichte in vielen Revieren weiterhin reduziert werden müsse. „Deshalb sollte grundsätzlich an den hohen Abschusszahlen festgehalten werden“, so die Landrätin. Wichtig sei aber auch, bei der Bevölkerung das Verständnis für die Bedeutung natürlicher Lebensräume und für die Bedürfnisse des Wildes zu wecken. Dabei stünden sich jedoch der nachhaltige Schutz der Lebensräume und das Naturerlebnis gegenüber. „Hier sind die Rotwildhegegemeinschaften gefragt, beides in Balance zu bringen“, betonte Weigand vor dem Plenum der Jagdberechtigten. Diese seien „durch die fortlaufende, enge Zusammenarbeit zwischen den Revieren bei der Erstellung der Abschusspläne sehr bestrebt, eine Verbesserung der Lebensraumsituation für das Rotwild zu erreichen“, anerkannte die neue Kreischefin.

Ihr Dank galt aber auch den Jägern für die engagierte Mitarbeit bei der Schwarzwildjagd. So sei mit nahezu 4000 Stück im abgelaufenen Jagdjahr ein sehr gutes Abschussergebnis erzielt worden. Dieses zeuge von intensiver Bejagung, sehr aber auch Beleg für eine sehr hohe Schwarzwildpopulation. Hier gelte es, mit der Bejagung nicht nachzulassen. Diese Reduzierung sei besonders notwendig im Hinblick auf die drohende Afrikanische Schweinepest, „bei deren Ausbruch es zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden kommen würde“.

Hochkarätig besetzt war der Posten des Referenten bei der Veranstaltung des Rotwildringes. „Rotwild im Wald“ lautete das Thema von Professor Dr. Dr. Sven Herzog, der seit 1998 den Lehrstuhl für Wildökologie und Jagdwirtschaft an der Technischen Universität Dresden innehat. Für Herzog ist das Rotwild „keine typische Tierart der Wälder“. Es lebe von Natur aus in sehr lichten Wäldern mit großen Offenlandteilen, insbesondere Wiese. „In den Wald wurde das Rotwild nur deshalb verdrängt, weil es im 19. Jahrhundert auf den landwirtschaftlichen Flächen weitgehend ausgerottet wurde“, sagte Herzog. Das Rotwild habe diese Phase in den großen Waldgebieten überlebt und sich an diesen neuen Lebensraum angepasst.

„Dennoch gibt es keinen Konflikt zwischen Wald und Rotwild, auch wenn dies von interessierten Kreisen immer wieder behauptet wird“, räumte der Wildökologe in Richtung Forstwirtschaft mit einer landläufigen Meinung auf. Die Forstwirtschaft habe ein legitimes Interesse, Wälder zur Holzproduktion zu nutzen. Andererseits gebe es auch ein legitimes Interesse, das Rotwild im Sinne einer nachhaltigen Nutzung zu bejagen und für ein langfristiges Überleben Sorge zu tragen. „Letzteres ist in Deutschland bis heute nicht überall möglich“ bedauerte Herzog. Er ruft zu zeitgemäßen Methoden des Rotwildmanagements auf, die forstliche Ziele und die Nachhaltige Bewahrung des Rotwildes in Einklang bringen. Denn: „Forstliche Probleme entstehen nicht allein, weil es lokal zu viel Wild gibt, sondern sie entstehen vor allem, weil der Umgang mit Rotwild nicht artgerecht und nicht zielführend erfolgt. Auf Wildschäden durch immer mehr Bejagung zu reagieren, ist eine Vorgehensweise, die seit mittlerweile mehr als 50 Jahren zeigt, dass sie nicht geeignet ist, Probleme zu lösen“, machte der anerkannte Wissenschaftler, der seit 2003 auch außerordentlicher Professor am Institut für Forstgenetik und Forstpflanzenzüchtung an der Universität Göttingen ist, deutlich. Herzog hob die Bedeutung des Rotwildes für den Forst bei der Samenverteilung, aber auch seine Bedeutung als Nahrungsquelle für den zurückkehrenden Wolf. „Ohne flächendeckende Bestände an großen wildlebenden Huftieren wird es in Zukunft zu immer mehr Übergriffen auf landwirtschaftliche Nutztiere kommen“, prognostizierte Herzog.

GS

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