Neuwieder im „Wortwechsel“ mit Polizei und Ordnungsamt

Großes Verbesserungspotential an Sicherheit und Sauberkeit

11.03.2024 - 10:37

Neuwied. „Wir haben uns lange überlegt, ob wir das überhaupt zeigen können. Gleichwohl ist es das Empfinden der Menschen“, kommentierte der Beigeordnete Ralf Seemann die Umfrageergebnisse. Das ISM-Institut hatte rund 1.200 Fragebögen ausgewertet. In der Veranstaltungsreihe „Wortwechsel“ zum Thema Sauberkeit und Sicherheit präsentierten Carolin Bahm und Elisabeth Schmutz die Ergebnisse. 72 Prozent der Neuwieder (Bundestrend 44 Prozent) geben an, bestimmte Plätze zu meiden, um sich vor Kriminalität zu schützen. Das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen empfinden 70 Prozent der Neuwieder als schlecht bis eher schlecht. Nur 30 Prozent empfinden es als gut. Auf vorformulierte Fragen, um was sich die Stadt kümmern solle, beantworten 51 Prozent Sucht und Drogen, 49 Prozent Jugendkriminalität und 43 Prozent Gewalt im öffentlichen Raum.

Als Ärgernisse in der eigenen Wohngegend nennen die Befragten undisziplinierte Autofahrer, Verschmutzungen auf Gehsteigen und Grünflächen sowie falsch parkende Autos. Immerhin: Die Frage nach der allgemeinen Zufriedenheit in Neuwied und der eigenen Wohngegend beantworteten über Zweidrittel der Befragten zwischen sehr zufrieden und eher zufrieden. Als Maßnahmen wünschen sich die Bürger/innen mehr Polizeipräsenz, eine bessere Beleuchtung sowie mehr Kontrollen/Überwachung im öffentlichen Raum.


Diskrepanz zwischen subjektivem Empfinden und objektivem Geschehen


Was Ralf Seemann, Dezernent für das Ordnungsamt, umtreibt, ist die Diskrepanz zwischen subjektivem Empfinden und dem objektiven Geschehen. Dieses Thema ist nicht neu. Schon vor Jahren wies Oberbürgermeister Nikolaus Roth immer wieder darauf hin, dass sich das Sicherheitsempfinden im Alter verändert. „Neuwied liegt in der Kriminalstatistik im Bundestrend und ist keine auffällige Stadt. Die Aufklärungsquote liegt bei 70 Prozent“, bestätigte Polizeioberrat Matthias Präselt von der Polizeiinspektion Neuwied.

Viel wurde im Bürgerhaus Block über die Aussagekraft der Umfrage diskutiert. „Die Teilnahme war nicht schlecht, zwei Prozent sind durchaus üblich“, sagte Carolin Bahm. Bei der Umfrage war die Gruppe jüngerer Menschen allerdings unterrepräsentiert, die Mehrheit war 50 Jahre und älter. Außerdem führt eine freiwillige Umfrage tendenziell dazu, dass sich eher unzufriedene Menschen beteiligen. Um das Empfinden der Menschen zu verbessern, plant Ralf Seemann als nächsten Schritt gemeinsame Rundgänge in der Stadt und Begehungen der Brennpunkte. Daraus sollen Maßnahmen und Ziele abgeleitet werden.


Viele Brennpunkte


Emotionsgeladen nannten die 30 Teilnehmer eine Vielzahl von Brennpunkten. Zu einem späteren Zeitpunkt als am frühen Nachmittag wären sicherlich mehr Menschen der Einladung ins Bürgerhaus gefolgt. Überraschungen blieben nicht aus. Die ehrenamtlichen Müllsammler hoben dabei die Danziger-Straße mit McDonalds und Amazon hervor. Nicht wenige der wartenden Paketfahrer befördern ihren Müll, bis hin zur Notdurft in Plastiktüten, einfach aus dem Auto ins Freie. Ralf Seemann berichtete, dass die Verwaltung bereits prüfe, Dixi Klos aufzustellen.

Einem anderen Bürger ist der Schmutz in der Bahnhofstraße und am Molkeplatz derart zuwider, dass er spontan anbot, einen Stadtmüllsauger zu spenden. Neuwied verfügt lediglich über ein derartiges Fahrzeug. SBN-Geschäftsfeldleiter Frank Schneider erklärte, dass dieses Gerät eher zu punktuellen Müllsammlungen geeignet sei. Gerd Schneider, Leiter des Ordnungsamtes, berichtete von rund 30.000 Verkehrsdelikten überwiegend Falschparkern. Nicht selten führe dies dazu, dass die Kehrmaschine nicht gründlich reinigen kann. Resigniert, bedauerte ein Bürger, dass man in Sachen Sauberkeit nicht viel machen könne, wenn Menschen der kulturelle Hintergrund dafür fehle. Stattdessen solle man sich verstärkt um das Thema Sicherheit kümmern.

Stadtrat Christoph Menzenbach bot der Polizei an, mit auf Streife zu fahren, um die immergleichen Gruppen „junger Poltergeister“ anzusprechen, die in der Innenstadt und Heddesdorf regelmäßig für Ungemach sorgen. Mehrmals sprachen sich die Bürger für Kameraüberwachung an neuralgischen Punkten aus. Mit Hinweis auf Datenschutzgründen – die Hürden im öffentlichen Raum seien sehr hoch – ist das für Dezernent Ralf Seemann keine Option. Auch nicht der Vorschlag drakonischer Strafen, in Madrid kostet ein ausgespuckter Kaugummi bis zu 250 Euro.

Stadträtin Dr. Jutta Etscheidt gelangte zu der Erkenntnis, dass Verschmutzungen nicht nur ein Ärgernis seien, sondern das Sicherheitsempfinden der Menschen beeinflussen. Ralf Seemann will das Problem mit verstärkter Öffentlichkeitsarbeit angehen. „Neuwied auf sauberen Pfoten“ soll für weniger Unrat auf den Straßen sorgen. Eine Verbindung zwischen Sicherheit und Radwegen stellte ein Bürger her. Seine Beobachtung: In Ermangelung von Radwegen weichen Radfahrer auf den Gehsteig aus und verunsichern dadurch die Fußgänger.

FF

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19.03.2024 09:39 Uhr
Amir Samed

Es kann also festgehalten werden, statt Probleme zu lösen, bevormunden und ignorieren Politiker ihre Bürger, anstatt Fakten und Informationen dominieren in unserem Land Ideologien, Haltungen und Inkompetenz, Verantwortung wird für viel zu viele immer mehr zu einem Fremdwort.



15.03.2024 17:05 Uhr
Bernd Nohse

Ein Ergebnis dieser Umfrage spiegelt genau wieder, warum die etablierten Parteien eine Volksbefragung zum Thema Aufnahme, Verköstigung und Beherbergung (als fürwahr vornehmste Aufgabe der kommunalen Selbstverwaltung) "von Gruppen junger Poltergeister" scheuen wie der Teufel das Weihwasser...



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Anonym:
Ich bin hier gerade sehr im Zwiespalt. Das ist doch der Gnadenhof wo auch bei die Harten Hunde mit Ralf Seeger gesendet wurde und der dort auch geholfen hat. Da Ralf Seeger sich dem Tierschutz mit ganzer Seele verschrieben hat kann ich mir nicht vorstellen daß er dort geholfen hätte und auch eine...
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MARGIT S.:
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Ralf Dutine:
Hansen, die für meine Statistik wichtigste Info war dabei ;-)...
Hansen:
Korrektur: Das war grausanste Folter und ein Femizid. Benennt es als das, was es ist. Wir schreiben das Jahr 2024 und nicht 1980....
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