Ralf Schmidt, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Ahrweiler, erläutert die Probleme.

Entwurf zum Jagdgesetz: Bald 20.000 Jägerinnen und Jäger weniger?

Entwurf zum Jagdgesetz: Bald 20.000 Jägerinnen und Jäger weniger?

Symbolbild. Foto: pixabay.com

08.08.2023 - 08:11

Region. Das neue Jagdgesetz schlägt weiterhin große Wellen. Über die Bedeutung und Auswirkungen sprach BLICK aktuell nun mit Ralf Schmidt, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Ahrweiler. Schmidt erläutert die Probleme.

„Kitzrettung und Wildtiermonitoring wurden in der Vergangenheit ehrenamtlich in vielen unserer Reviere zum Wohle der Öffentlichkeit kostenlos durchgeführt. Nun sollen wir gesetzlich dazu verpflichtet werden“, sagt Schmidt und fragt: „Welches Signal sendet diese Anordnung für das Ehrenamt aus?“ Für den Jäger sei dies eine Zwangsrekrutierung des Ehrenamts. Dies sei für ihn unverständlich. „Laut Bundesministerium des Innern ist das Ehrenamt als „Motor der Demokratie“ anzusehen. Mit den Entwürfen zum neuen Landesjagdgesetz werde dem ehrenamtlichen Engagement allerdings nicht gedankt, sagt Schmidt. „Es wird sogar mit Füßen getreten“, fügt er hinzu. Rheinland-Pfalz ist auf einem guten Weg demnächst 20.000 Ehrenamtler weniger zu haben, denn diese Summe entspricht exakt unseren aktuellen Mitgliederzahlen.“

Als Konsequenz solle nun dazu aufgerufen ab sofort sämtliche Monitoring- und Umweltmaßnahmen - wie zum Beispiel das Wildschutzprogramms Feld & Wiese - zu stoppen. „Dass ein Wildtiermonitoring in unseren Revieren von „anderen“ durchgeführt wird, war bisher das Argument des Landesjagdverband Rheinland-Pfalz, um zum Mitmachen zu motivieren. Sollte sich dieser Gesetzentwurf durchsetzen, werden wir in Zukunft weder Reviere haben, noch die Motivation besitzen, mitzumachen“, sagt Schmidt. „Aber wer macht es dann, wenn nicht wir?“

Eine Ausnahme stelle die Kitzrettung dar. Hier gehe es um Leben oder Tod. Schmidt fordert deshalb die Landesregierung auf, gesetzliche Regelungen zur Wiesenmahd zu schaffen. Arbeitsgeschwindigkeiten, Mähtechnik, Technische Hilfsmittel, aber vor allem Mahdzeiten könnten 80 Prozent aller Mähunfälle verhindern, ist er sich sicher.


Klimaresilienter Wald


Es gelänge den Jägern aber nicht wirklich der Öffentlichkeit klarzumachen, welchen Stellenwert die technisierte und profitorientierte Wald- und Forstwirtschaft der letzten Jahrzehnte bei dem derzeitigen Zustand der Wälder ausmache. „Stattdessen reicht ein Satz des Ministeriums „das es um die Zukunft klimaresilienter Wälder im Sinne des Klimaschutzes geht“ und die nichtjagende Öffentlichkeit glaubt, dass einzig zu hohe Wildtierpopulationen die Ursache allen Übels sind“, so Schmidt.

Unterdessen zeige die konventionelle Forstwirtschaft mit ihren Wortführern keinerlei Kritikfähigkeit oder selbstkritische Reflexion, wie Schmidt sagt. Noch vor wenigen Jahren habe das von Fachbehörden und auch Forstwissenschaftlern untermauerte Credo des Bundeslandwirtschaftsministerium „Dem Wald geht es gut“ gelautet. „Sämtliche Hinweise auf schon länger deutlich werdende Risiken wurden ignoriert und öffentlich vorgetragene Warnungen abgelehnt.“


Anfeindung und Ausgrenzung


Kritiker, die vor manchen Praktiken der Forstwirtschaft und deren ökologische Folgen warnen, werden angefeindet und ausgegrenzt, sagt Schmidt. „Die Legitimität von nichtforstlichen Perspektiven wird einfach nicht anerkannt. Stattdessen werden existierende Konflikte verschärft, anstatt Perspektiven für einen angemessenen Austausch von Positionen und die Partizipation der Zivilgesellschaft im Waldmanagement zuzulassen.“


Mehr als nur Schießen


„Den Menschen nicht mehr egal, in welcher Umwelt sie leben und welche Ökosystemdienstleistungen zur Verfügung stehen. Im Klimawandel ergeben sich neue Ansprüche an Waldökosysteme, die die gesamte Landschaft betreffen. Kühlung und Landschaftswasserhaushalt sind dabei von zentraler Bedeutung“, sagt er.

Auch die Verwendung des Begriffes „modernes Wildtiermanagement“ in den Gesetzesentwürfen stößt bei Ralf Schmidt auf Kritik. Hier bleibe das Ministerium eine detailliere Erklärung schuldig. Ein Management umfasse eine ganze Reihe an die Wildtierbiologie und den Jahresverlauf angepasste Maßnahmen „und besteht aus mehr als nur Schießen“, sagt er.

Wildruhezonen, Waldgestaltung, intakte Waldsäume, angepasste Jagdzeiten, Besucherlenkung und mehr seien Maßnahmen eines effektiven Wildtiermanagements. Aber: „Hier sind hohe Investitionen für die Grundeigentümer unabdingbar. Betretungsverbote einzelner Waldteile müssen genauso thematisiert werden, da diese überwiegend die Waldbesucher treffen. Ruhezonen dürfen außerdem nicht durch freilaufende Hunde, Pilzsucher, Wanderer, Montanbiker und betreten werden. Wer will dies den betroffenen Waldbesuchern vermitteln? Wir Jagenden fordern diese Maßnahmen bereits seit Jahrzehnten“, sagt Schmidt. ROB

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