SWR 4 zeichnete ausverkauftes Radiokonzert im Kurpark auf
Es war in Neuenahr, im Monat Mai
Eva Lind, René Kollo und Dirk Schiefen begeisterten
Bad Neuenahr. Trotz nicht gerade frühlingshafter Temperaturen mit Nieselregen und gleichzeitig laufendem Eurovision Song Contest konnten die Veranstalter von „Der Mai ist gekommen“ am vergangenen Samstagabend das Schild „ausverkauft“ an die Türe der Konzerthalle im Kurpark hängen. Entsprechend zufriedene Gesichter sah man beim Verein Kulturgut Volkslied, der Heilbad Gesellschaft und Radio SWR 4, die das Konzert in Kooperation organisiert hatten.
Pünktlich um 19:30 Uhr betraten die acht Mitglieder des Philharmonischen Ensembles Köln unter der Leitung von Kathrin Heimann die blau beleuchtete Bühne und spielten zum Auftakt den Dostal-Klassiker „Es wird in hundert Jahren wieder so ein Frühling sein“. Emil Klostermann, Vorsitzender des Vereins, begrüßte die weit über 500 Gäste mit einer kurzen Ansprache, ehe er das Mikrophon an Radiomoderator Rainer Pleyer übergab, der die drei Hauptprotagonisten auf die Bühne bat: Die aparte Sopranistin Eva Lind aus Innsbruck, der Berliner Tenor René Kollo und junge Trompeter Dirk Schiefen aus Altenkirchen wurden mit herzlichem Applaus begrüßt. Pleyer verriet eingangs, dass das Konzert von SWR 4 aufgezeichnet wird. Dann brachten die Musikerinnen und Musiker in wechselnder Besetzung, mal als Trio, mal als Duo, mal solo, einen bunten Strauß an Frühlingsmelodien dar, von Stolz bis Mozart, von Strauß bis Loewe, immer unterstützt von einem unauffällig, aber ausgezeichnet agierenden Orchester. Für den ersten Höhepunkt sorgte eine Volksweise: Der 1979 geborene Dirk Schiefer zeigte mit einer Trompetenversion des Erzherzog-Johann-Jodlers, welches Talent in ihm steckt, Bravo-Rufe aus dem Saal waren der verdiente Lohn, der Funke war endgültig übergesprungen. Kammersänger René Kollo, der einst Triumphe in Bayreuth und Salzburg feierte und eine veritable Fernsehkarriere machte, zeigte daraufhin, welches Unterhaltungspotenzial er hat: Er sang ein Lied seines Vaters Willi, mit dem einst Bullly Buhlan großen Erfolg hatte: „Lieber Leierkastenmann“ und löste damit große Freude im Saal aus. Grün war anschließend nicht nur das Bühnenlicht, sondern auch Spaniens Blüten, mit einer schwungvoll-humorigen Version des Klassikers aus My fair Lady verabschiedeten Lind und Kollo die begeisterten Zuschauer in die Pause. Der zweite Teil begann mit einem Chor, an dem Gotthilf Fischer seine Freude gehabt hätte. Unter dem Motto „Frühlingserwachen“ sangen René Kollo, Eva Lind und das Publikum gemeinsam ein Potpourri. Für die wenigen Textunsicheren gab es ein Beiblatt im Programmheft, die meisten Besucher kannten die Lieder freilich auswendig. Aus dem folgenden Programm ragten dann die folgende Stücke besonders heraus: Kollo plauderte aus der reichen Familiengeschichte und brachte Berliner Frühlingslieder seines Großvaters Walter Kollo zu Gehör, die damals „Gassenhauer“ waren. Dirk Schiefen spielte einen gefühlvollen „Moon River“, der es ganz still werden ließ in der Konzerthalle. Und im „Frühlingsstimmenwalzer“ von Johann Strauß konnte Eva Lind endlich ihre Koloraturen einsetzen, da ahnte man, welche Sensation ihr Debüt als Neunzehnjährige Königin der Nacht im Jahr 1985 auslöste. Dass Kollo auch im Alter von 76 Jahren noch über eine sehr schöne Stimme verfügt, zeigte das wundervolle, lyrische „Ach ich hab in meinem Herzen drin“. Und dass er nach wie vor ein Charmeur vor dem Herrn ist, bewies er beim innigen Duett „Lippen schweigen“ von Franz Lehar, als er Eva Lind erst anschmachtete, dann in den Arm nahm und mit ihr tanzte.
Am Ende gab es Blumen und Weinpräsente für alle Mitwirkenden. Dazu wurde auch der 88-jährige Erich Becht auf der Bühne gebeten, der für die fabelhafte Orchestrierung und musikalische Gesamtleitung verantwortlich war. Als Zugabe - die freilich schon im Programm stand - spielten die Akteure ein schönes, textlich abgewandeltes „Auf Wiederseh´n“. Wiederhören kann man die Höhepunkte des Konzerts in einer einstündigen Aufzeichnung, die am 24. Mai um 18 Uhr auf SWR 4 ausgestrahlt wird.