Eine große Sitzung des Damenkomitees in der Jahnhalle - Rathaus von den Möhnen erstürmt
Breisiger Weiberfastnacht in zwei Etappen
Bad Breisig. Im Frauen-Karneval der quellenstädtischen KG ist alles etwas anders: 1927 hatte die junge Christel Schlösser (spätere Fabritius) die Initiative, ein Damen-Komitee ins Leben zu rufen. Unter dem bezeichnenden Namen: „Mir han noh keinem jet ze froge,“ veranstaltete man erste Sitzungen. Bald Integrierte sich die aufstrebende Damen-Abteilung in die große Niederbreisiger KG. Erst Jahrzehnte später bildete sich daneben das Möhne-Korps, um neben dem Sitzungs-Karneval auch dem Straßen-Karneval an Weiberfastnacht sein Recht zu geben. So ist es bis heute geblieben. Auch diesmal belebten am „Schwerdonnerstag“ wieder die Möhnen unter Obermöhn Gisela Monien das Bild quer durch die Stadt. Sie verschenkten Röschen und beschnitten den Männern ihre Krawatten. Schon früh rückten sie ins Rathaus ein, wo sie zwar von der gleich gesinnten Stadtbürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch gastfreundlich empfangen wurden, was aber Verbandsbürgermeister Bernd Weidenbach nicht schützte – er wurde seinen Schlips los.
Am Nachmittag dann die große Sitzung des Damenkomitees – wiederum stilvoll aufgezogen mit einem kleinen Sektempfang. Seit Jahren sind zur Weiberfastnacht-Sitzung in Bad Breisig auch „Mannskerls“ eingeladen, und immer mehr männliche Karnevalisten, die sich sonst an diesem Nachmittag einsam fühlen, nehmen dieses Angebot an. Immerhin sind in das große Bühnenprogramm auch viele männliche Darsteller eingebunden, Akteure aller Altersstufen. Die Tanzgruppen der KG (Mini-Funken, Kadetten, Dragoner und Majorettes) boten die stolzen, stets sehenswerten optischen Brücken zwischen dem, was sich die „Komiteeterinnen“ hatten einfallen lassen Was sich dann in den rund fünf Stunden auch diesmal wieder in der Jahnhalle abspielte, kann man nur bewundern. Manche Besucher meinten, es sei das bisher beste Programm gewesen. Aber – das sagt man seit Jahren immer – unter dem frischen Eindruck des Erlebten. Fest steht: Was Irmgard Köhler-Regnery und ihre Freundinnen an Ergebnis von Ideen und Aufwand an diesem Tag dem Publikum in der überfüllten Jahnhalle bieten und wieder boten, ist seit Jahren unübertrefflich. Man bedenke: Es wird alles von rund 11 Frauen erfunden, gestaltet, einstudiert und mit Enthusiasmus zur Bühnenshow entwickelt. Das Programm der Sitzung bot auch diesmal wieder viel Abwechslung, intelligenten Witz, Sehens- und Hörenswertes ohne Ende. Claudia Dreesbach z.B. erzählt als Protokollerin des Komitees einiges aus dessen „Nähkästchen“. Biggi Geef, die unübertreffliche Vortragskünstlerin scheute sich nicht, sich in viel belachter Form auch selbst „auf die Schippe“ zu nehmen. „Sefredi“, das Duo aus Mutter Andrea und Sohnemann Patrick Weiss, bestach mit Pointen und selbst erfundener Performance. Und dann kam - schon ungeduldig erwartet - wieder die „Ähn aus Jönneschdorf“, Irmgard Köhler-Regnery, die Komödiantin der Sonderklasse. Man rätselt vorher immer: Was für ein Thema mag sie sich diesmal vorgeknöpft haben, und sie überrascht stets. Diesmal sind es ihre Jugend-Erlebnisse mit der katholischen Pfarrei und deren Bodenpersonal – keineswegs blasphemisch, aber oft nachdenkenswert und immer lustig. Zweites Thema: Die mit Standesdünkel behaftete „Kreuzfahrt“. Das unsägliche „Käptn’s Dinner“ und die Schlacht um das Büffet. Irmgards Beobachtung: „Man staunt, wie viel Köstlichkeiten auf einem normalen Teller Platz finden !“ Und dann die „Hurtig-Ruten“: Fjord rein, Fjord raus – „als Post- Zusteller für die Norweger.“ Noch hat man die Lachtränen in den Augen und sich von den stehenden Ovations erholt, da gibt es eine geradezu opulente Bühnenshow: „Walt Disney und andere Kindereien“. Aufwendig kostümiert und prächtig einstudiert, erobern die 100 Hollywood - Figuren die Bühne, Typen wie „Donald Duck“, „Cinderella“, „Dornröschen“, „Der König der Löwen“, „Die Schöne und das Biest“, „Eisprinzessin“, „der Glöckner von Notre Dame“ und… und… Man kann sie gar nicht alle aufzählen, die ständig wechselnden Leinwand-Figuren, alle glaubhaft dargestellt und einstudiert. Als alle sich zum Abschluss der Playback-Show auf der Bühne versammeln (auch Bürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch ist darunter), werden sie vom Publikum begeistert gefeiert. Dann Pause. Und danach der von geradezu irrer Kostümierung begleitete Tanz der Damen des Komitees. Irmgard: „Me sen jetzt all üwer fünfzig – dröm danzen nur noch, wat me könne“. Aber: Das ist wahrhaft noch ansehnlich. Thema: „Arielle – unter dem Meer“. Die lustigen Schwanzflossen der Kostüm fegen die Bühne. Das muss auch sein, denn anschließend folgen noch einige Tänze: Die „Vulkan-Elfen“ aus Niederzissen, die Majorettes, die Blau-Roten Funken der KG und schließlich die Band „Schääl Pänz“ runden stimmungsvoll eine wiederum grandiose Weiberfastnacht-Sitzung des Damenkomitees ab. Wer dabei war, kann nur davon schwärmen. FA