Workshop zum Thema „Wohnen im Alter“ im Rahmen der dritten Demografiewoche

Einsamkeit im Alter muss nicht sein

Wichtige Entscheidungshilfen wurden aufgezeigt, um rechtzeitig einen Plan B zu entwickeln

15.11.2017 - 18:00

Höhr-Grenzhausen. Im Rahmen der Dritten Demografiewoche Rheinland-Pfalz fand in der vergangenen Woche in Höhr-Grenzhausen, initiiert durch die Bürgergemeinschaft Mitmach e. V. Kannenbäckerland und das Seniorennetzwerk, ein äußerst informativer und zum Nachdenken anregender Workshop in den Räumlichkeiten des Keramikmuseums statt.

Referentin Karin Nell vom evangelischen Zentrum für Quartiersentwicklung Düsseldorf zeigte in höchst anschaulicher Art und Weise auf, dass es nie früh genug sein kann, sich über existenzielle Fragen in Bezug auf das Älterwerden und die damit verbundenen Lebensumstände Klarheit zu verschaffen. Und dabei nahm sie kein Blatt vor den Mund.

Denn wer fragt sich in jungen Jahren schon, mit wem er sein Alter verbringen möchte oder was er tun kann, um möglichst lange unabhängig und selbstständig leben zu können? Mit 20, 30 oder auch noch mit 50 Jahren ist das Rentenalter doch noch so weit weg. Man fühlt sich fit und denkt gar nicht daran, wie gebrechlich und hilfebedürftig man vielleicht mit 70, 80 oder gar 90 Jahren sein wird. Warum auch? Man ist ja noch kraftvoll und verschwendet keine Gedanken daran, dass man einmal auf Hilfe angewiesen sein wird.


Wichtige Zukunftsfragen früh genug klären


Dabei ist doch jeder seines Glückes Schmied, und es ist ungeheuer wichtig, rechtzeitig das eigene Leben und Wohnen im Alter zu planen und vor allen Dingen selbst in die Hand zu nehmen. Wer glaubt, eine Versorgungsvollmacht für die Angehörigen und eine finanzielle Vorsorge reichten aus, der hat weit gefehlt. Denn es sind drängende Zukunftsfragen, die sich jeder Einzelne nur selbst beantworten kann, zum Beispiel, wie man im Alter wohnen möchte, ob man in den eigenen vier Wänden bleiben kann und ob das eigene Heim barrierefrei oder barrierearm ist. Wichtig ist vor allem auch, ob man jüngere Menschen in seinem sozialen Umfeld hat, auf deren Hilfe man bauen kann.

Fragen über Fragen, die man sich zeitig stellen muss; am besten, wenn man noch einigermaßen fit ist. Denn das Leben im Alter will gut organisiert sein. Dafür muss man für sich selbst einige Entscheidungen treffen und sein Leben früh genug selbst in die Hand nehmen.


Ein guter „Plan B“ muss her


Da jeder ein Individuum mit Besonderheiten und Eigenarten ist und sich somit durch eine unverwechselbare Charakteristik ausweist, muss sich jeder auch die Antworten auf die vorgenannten Fragen selbst geben. Die Zeiten der Großfamilie, in der jeder jeden stützt, sind lange vorbei. Man lebt stattdessen in einer Generation der Singles.

Fakt ist aber, dass jeder Mensch als soziales Wesen ohne die Eingliederung in die Gesellschaft und ohne soziale Kontakte verkümmert. Damit das im Alter nicht passiert, weil zum Beispiel die eigenen Kinder weit weg wohnen, der Freundeskreis nur aus älteren Menschen besteht, die vielleicht selbst gebrechlich sind, man keinen Kontakt zu den Enkelkindern oder Nachbarn hat, sollte man dieser Situation mit einem guten „Plan B“ vorbeugen.


Nicht mehr, als in einen Wohnwagen passt


Hilfestellung leistet hier das Projekt Wohnschule mit Lernprogrammen für das Leben im Alter, dessen Inhalte Karin Nell an diesem Abend sehr beispielhaft schilderte. Die zentralen Fragen für die räumliche Veränderung im Alter sind, ob man alles hat, was man braucht, und ob man alles braucht, was man hat.

Das Leben im Alter und der damit verbundene Blick in die Zukunft stelle uns vor große Herausforderungen, so Karin Nell. Als Mitglied einer verwöhnten Gesellschaft mit Anspruch auf Komfort benötige man meist eine gewisse Zeit, um sich von Dingen zu trennen. Dabei sei gerade die Reduzierung auf das Wesentliche eine schwierige Aufgabe, die man beizeiten angehen solle, rät sie in ihrem Referat. Ihr Vorschlag lautete, nicht mehr mitzunehmen, als in einen Wohnwagen passe. Das sei ein guter Start in den neuen Lebensabschnitt, der beispielsweise eine seniorengerechte Wohnung in einer Wohnprojektgruppe sein könne.


Wohnprojektgruppen als Lösung für demografischen Wandel


Eine solche Wohnprojektgruppe ist meist eine gemeinschaftlich organisierte Wohnform als eine Art Wohngemeinschaft, was aber nicht heißt, dass man sich wie in Studentenzeiten in einer Wohnung Bad und Küche teilt. Vielmehr wird diese Art des Zusammenlebens heutzutage beispielsweise als generationengemischtes Wohnen mit eigenen Wohneinheiten umgesetzt. Dann sind auch die zuvor gestellten Fragen schnell beantwortet. Die Hilfe liegt nämlich dann ganz nah im nachbarschaftlichen Umfeld.

Karin Nell berichtete in diesem Zusammenhang über mannigfaltige individuelle Beispiele und Lösungen, wie so ein gemeinschaftliches Wohnen aussehen kann. Aus ihrer Erfahrung sprach sie darüber, dass viele ältere Menschen sich dafür interessieren, weil sie Angst haben, was aus ihnen im Alter wird. „Je älter wir werden, desto schwieriger werden wir. Also nicht ich, sondern die anderen“, machte sie scherzhaft deutlich.


Mut zum ersten Schritt


Wichtig sei es, den ersten Schritt zu machen, Mut zu haben, sich zu lösen, die Initiative zu ergreifen, verbunden mit der Einsicht, dass die Kräfte schwinden können, um der drohenden Isolation im Alter vorzubeugen, so Nell. Schließlich werde man kein anderer Mensch, wenn man in neue vier Wände ziehe, es ändere sich lediglich die Hardware, und man könne dies als Chance nutzen, zukünftig mit leichterem Gepäck durchs Leben zu gehen.


Eigentum verpflichtet


Was man benötigt, damit man bis ins hohe Alter am sozialen Leben teilhaben und aktiv mitwirken kann, auf diese Frage sammelten die Besucher des Workshops folgende Antworten: eine nette Nachbarschaft, eine gute Infrastruktur, die Natur vor der Haustür, Gemeinschaft, Wärme, Ruhe und Kultur. Problematisch wurde die Bestellung und Verwaltung von Eigentum sowie die Pflege von Haus und Garten gesehen, wie zum Beispiel Rasen mähen oder Schnee schippen.

Hinzu kamen Kostenfaktoren wie Taxifahrten und räumliche Probleme wie beispielsweise zu kleine Bäder oder hohe Einstiege in die Dusche des derzeitigen Eigenheims. Höchste Zeit also für Veränderungen. Aber dafür muss es „Klick“ machen. Vielleicht muss man „alt werden“ einfach lernen. Vielleicht muss die Gesellschaft „Verantwortung übernehmen“ wieder lernen. Vielleicht muss „Aufgeschlossenheit für Neues“ in diesem Zusammenhang schlicht und ergreifend anders definiert werden. Dann kann man mit großen Schritten in Richtung eines Generationenmiteinanders in Verantwortung gehen.

Auch in Höhr-Grenzhausen wird man diesen Weg bald gehen können. Ein Privatinvestor wird hier 2018 den Spatenstich zu barrierearmen Komfort-Eigentumswohnungen für selbstbestimmte Senioren vornehmen. Generelle Hilfe und Beratung zum Thema „Älter werden“ bietet das Seniorenbüro im Rathaus.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Dennoch mussten 26 Strafanzeigen aufgenommen werden

Fahndungs- und Kontrolltage:Polizei zieht positive Bilanz

Koblenz. Am 15. und 16. Mai 2024 fanden auf den Bundesautobahnen in Rheinland-Pfalz mobile Kontrolltage der Verkehrsdirektion Koblenz statt. Daran beteiligten sich auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern sowie dem benachbarten Ausland. Ziel war es, Erkenntnisse zu gewinnen und Erfahrungen auszutauschen. Die Autobahnen A3, A61 und A48 im Bereich des Polizeipräsidiums Koblenz sind wichtige Transitrouten für den Güter- und Personenverkehr. mehr...

Bürgerzusammenkunft in Sinzig: „Wir für unsere Feuerwehr“

Sinzig. Am 23. Mai 2024 um 16.30 Uhr sind die die Bürgerinnen und Bürger Sinzigs auf den Kirchplatz zu einer Bürgerzusammenkunft eingeladen. Das Thema lautet: „Wir für unsere Feuerwehr“. Die Veranstaltung ist angemeldet, Organisatorin ist Manuela Gesell. In der Veranstaltungseinladung heißt es: „Seit weit über zehn Jahren kämpfen unsere Feuerwehrleute um einen angemessenen und zentralen Standort eines neuen Feuerwehrgerätehauses. mehr...

Regional+
 

Die Warnung betraf mehrere Landkreise

Amtliche Unwetterwarnung wird aufgehoben

Region. Die amtliche Unwetterwarnung vor ergiebigem Dauerregen, ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst am Donnerstag, 16.05.2024 20:48 Uhr, gültig von Freitag, 17.05.2024 06:00 Uhr bis Samstag, 18.05.2024 02:00 Uhr, wurde am heutigen Freitag, 17.05.2024 19:52 Uhr, aufgehoben. Dies betrifft die Landkreise Ahrweiler und Mayen-Koblenz sowie den Rhein-Sieg-Kreis.  mehr...

Annabell Stodden ist die neue Ahrweinkönigin

Ahrweiler. Annabell Stodden aus Rech ist die neue Ahrweinkönigin. Dies wurde soeben zum Auftakt des Weinmarkts in Ahrweiler feierlich bekanntgegeben. Annabell Stodden ist in einer traditionsreichen Winzerfamilie aufgewachsen und hat die Liebe zum Weinbau von ihrem Vater und Winzer Herbert Stodden in die Wiege gelegt bekommen. Nach einer Ausbildung zur Finanzwirtin beim Bundeszentralamt für Steuern... mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Mäßige Hochwassergefährdung an der Mosel

Aktuelle Information zur Wetterlage

Mäßige Hochwassergefährdung an der Mosel

Cochem/Koblenz. Die Hochwasservorhersagezentrale des LfU Rheinland-Pfalz meldet: An der Mosel besteht eine mäßige Hochwassergefährdung. Es kann zu Ausuferungen und einer erhöhten Strömung im Uferbereich kommen. mehr...

Kreis Neuwied: Unbekannte stehlen Bienenstöcke

Die Polizei vermutet, dass die Täter Vorkenntnisse im Bereich der Imkerei besaßen

Kreis Neuwied: Unbekannte stehlen Bienenstöcke

Linz. Am 13. Mai 2024 wurde bei der Polizei Linz ein Diebstahl gemeldet. In den letzten drei Wochen wurden von einem abgelegenen Waldgrundstück bei Leubsdorf mehrere Bienenstöcke, einschließlich Lagerbienen und Honig, entwendet. mehr...

„Was der Dom für Köln, ist die
KG-Rot-Weiß für Münstermaifeld!“

Bürgermeisterkandidat Erich Krämer bei der KG Rot Weiß

„Was der Dom für Köln, ist die KG-Rot-Weiß für Münstermaifeld!“

Münstermaifeld. Wofür steht Münstermaifeld? Was ist unser Markenkern? Den meisten von uns fällt zu diesen Fragen ein, dass wir eine kleine Stadt mit großer Geschichte sind, dass wir uns als Tourismusmagnet in der Region sehen und spätestens jetzt fällt uns unser „Meensterer Karneval“ ein. mehr...

Leserbrief zum Starkregenereignis in Gelsdorf

„Hat man nicht dazu gelernt?“

2021 bei der Flut im Ahrtal haben wir unser gesamtes Eigentum und unsere Heimat verloren. 2023 haben wir in Gelsdorf ein neues zuhause gefunden. mehr...

Gemeinderat tagte

Gemeinderat tagte

Hönningen. Kürzlich fand die vorletzte Gemeinderatssitzung vor der Kommunalwahl am 09. Juni 2024 statt. Eine umfangreiche Tagesordnung lag den Ratsmitglieder vor, die jedoch ruhig und konzentriert abgearbeitet wurde. mehr...

Toller 4. Platz für die Fußballer

Grundschule Polch

Toller 4. Platz für die Fußballer

Polch. Nach der Vorrunde, bei der ausgewählte Kinder der Jahrgangsstufen 3 und 4 alles gewannen und gegentorlos blieben, stand nun die Endrunde der Fußball-Kreismeisterschaft der Grundschulen des Kreises Mayen-Koblenz an. mehr...

Zwei Rheinland-Meisterschaften für Leonie Kupser

DJK Ochtendung 1920 e.V. – Abteilung Leichtathletik

Zwei Rheinland-Meisterschaften für Leonie Kupser

Ochtendung. Bei sommerlichen Bedingungen ging es am Himmelfahrtstag für Leonie Kupser nach Wittlich zu den Rheinlandsmeisterschaften. Gemeldet war sie für die 400m und die 200m der unter 20-Jährigen Frauen (U20). Da Leonie die Rheinland-Bestzeiten hält, war sie Favorit in beiden Rennen. mehr...

Teil des American
Football Teams werden

Mosel Valley Tigers suchen Football-Enthusiasten

Teil des American Football Teams werden

Leienkaul. Alle American Football Fans aufgepasst. Bei den Mosel Valley Tigers ist jeder, egal ob erfahren oder unerfahren genau richtig. Der Verein bietet professionelles Coaching, Leihequipment und spannende Teamveranstaltungen an. mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
juergen mueller:
Es ist schon fast lächerlich, wie hier immer u. immer wieder versucht wird, die AfD im Gesamten von jeder rechten Gesinnung freizusprechen, auch ihre Verbindungen/den Geldfluß nach/aus Russland. Aus einer Reihe von Einzelfällen ist längst ein Muster geworden, ist ein Teil der Struktur. Egal ob KRAH,...
Amir Samed :
Mit allen administrativen (BfV) und medialen (öffentlich-rechtlicher Rundfunk) Mitteln versucht man, die AfD in der verfassungsfeindlichen Ecke festzunageln. Es wird verzweifelt versucht das Umfeld der AfD zu kriminalisieren, also alles, was irgendwie „rechts“ ist, das heißt nicht zur herrschenden grün-linken...
Datzert Joachim :
Super, dass die BI in so kurzer Zeit soviel erreicht hat und Stadt und SWN viele Anregungen der BI übernommen hat....
juergen mueller:
Sehr richtig, Herr Kowallek. Von Herrn Bollinger (wie in der Gesamtheit dieser Partei) war/ist nichts anderes zu erwarten. Das ist nicht nur unanständig, sondern permanent verlogen. Gerade Instrumentalisierung ist doch genau das, womit gerade die AfD arbeitet....
Siegfried Kowallek:
Der tendenziell polemisierenden Erklärung des AfD-Politikers Jan Bollinger, politische Gewalt werde seitens der „etablierten Parteien“ instrumentalisiert, möchte ich nur zwei Tatsachen gegenüberstellen: Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wies am 7. Mai auf die Selbstverständlichkeit hin,...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service