Wohnen für Hilfe in der Goldgrube in Koblenz - ein Glücksgriff
Gemeinsam kreativ sein für die Umwelt – wir nähen!
Goldgrube. Ein knappes halbes Jahr ist der Einzug der Studentin Raffaella Michalski bei Waltraud Schreiber nun her. Statt Miete zu bezahlen, unterstützt die 23-Jährige ihre Wohnraumgeberin im Alltag. „Wohnen für Hilfe“ nennt sich das Projekt des Studierendenwerks und der Hochschule Koblenz, über das sich die beiden kennenlernten.
In der Wohnung von Waltraud Schreiber in der Goldgrube war bis Ende letzten Jahres ein Zimmer mit etwa 20 qm praktisch ungenutzt. Seit Mitte des Wintersemesters 2022/2023 bewohnt dieses nun die Studentin Raffaella Michalski. Sie zog für ihr Universitätsstudium der BioGeoWissenschaften nach Koblenz. Die Wohnungssuche war eine Herausforderung für die junge Studentin. Dass sie auf das Projekt „Wohnen für Hilfe“ und damit auf ein Zimmerangebot in der Goldgrube stieß, war für sie ein Glücksgriff. Kurze Zeit später konnte sie zu Waltraud Schreiber ziehen – zunächst für vier Wochen, zum „Probewohnen. Für beide war schnell klar: Das funktioniert.
„Waltraud im Alltag zu unterstützen, stand nie wirklich im Vordergrund. Sie ist eine sehr aktive Frau, mit der ich kreativ werde und gemeinsam Zeit verbringe“, erläutert die Studentin. „Dass wir uns die Aufgaben im Haushalt aufteilen, ist für mich außerdem eine Selbstverständlichkeit. Wir putzen beispielsweise einfach abwechselnd das Bad“, ergänzt sie. Die Wohnpartnerinnen betonen gleichermaßen, dass das Einleben und die Umstellung einwandfrei geklappt hätten. Besonders wertvoll empfinden sie die Unterhaltungen und Momente, in denen sie Zeit miteinander verbringen. „Raffaella ist sehr kreativ. Sie hat sich gleich zu Beginn hier in der Wohnung ein gemütliches Zimmer eingerichtet. Das Bedienen der Nähmaschine hat sie schnell gelernt und sich dann zum Beispiel Kissenbezüge aus alten Stoffen genäht“, erzählt die Wohnraumgeberin.
Über die Offenheit und das Interesse an Neuem freut sich Schreiber, die selbst sehr engagiert und kommunikativ ist. Ihre Erfahrungen bringt die Rentnerin gerne auch bei diversen Initiativen ein, die sie ehrenamtlich unterstützt. So organisierte sie beispielsweise Informationsabende im Rahmen ihrer Tätigkeit bei der Fraueninitiative „Lokale Agenda 21“ mit. Das Thema „Kaufst du noch neu? – Mode wieder in den Wert bringen“ soll Interessierten den umweltbewussten Umgang mit Kleidung näherbringen. Secondhand-Kleidung wurde an einem der Infoabende im April bei einer abschließenden Modenshow präsentiert und konnte im Anschluss ersteigert oder getauscht werden. Studentin Michalski war eines der Models, die diese Kleidung vorführte. „Das war wirklich eine tolle gemeinsame Erfahrung!“, erzählt Schreiber begeistert.
Das Engagement der Rentnerin wird auch in anderen Bereichen deutlich. Vor allem unterstützt sie im eigenen Stadtteil, zum Beispiel bei „Goldgrube aktiv“. Auch ist Schreiber beim politischen Stammtisch Goldgrube ehrenamtlich tätig und überlegt gemeinsam mit anderen Frauen einmal monatlich bei ihren Treffen, was im Stadtteil verbessert werden kann.
Im Gespräch mit dem Wohnduo wird schnell deutlich, dass es nicht um das Ableisten festgelegter Arbeitsstunden als Gegenleistung für kostenlosen Wohnraum geht. Vielmehr steht der gegenseitige Austausch im Vordergrund, der beim gemeinsamen Kreativwerden wie dem Nähen oder der Balkongestaltung gelebt wird.
Da die Studentin der BioGeoWissenschaft sehr naturverbunden ist, freut sie sich besonders auf die Zeit in ihrer Heimat. Sie begeistert sich für die Taubenzucht, die durch ihren Großvater zu einem gemeinsamen Hobby wurde. Michalski schätzt an Waltraud Schreiber die unkomplizierte Kommunikation: „Ich freue mich, dass ich so gut wie jedes Wochenende nach Hause zu meiner Familie fahren kann. Für Waltraud war das kein Problem, wir besprechen uns kurz und damit ist das geregelt.“ „Und ich freue mich einfach, dass sie bei mir wohnt“, entgegnet Waltraud Schreiber.
Pressemitteilung des
Studierendenwerks Koblenz