Bürgermeister übergab fast kampflos den Rathausschlüssel an die Tollitäten:
Jecken stürmten das Rheinbacher Rathaus mit Kanonenböller
Rheinbach. Die Politik hatte sich wie in jedem Jahr auf dem Balkon des Rheinbacher Rathauses verschanzt. Erstmals mit dabei: der Brigadegeneral und Standortälteste der Kaserne in Rheinbach, Ralf Hoffmann. Vielleicht hatte man ja gehofft, durch die Anwesenheit eines hohen Offiziers der Bundeswehr eine bessere Verteidigung aufbauen zu können.
Nach einem Zug durch die Stadt rückten die Rheinbacher Tollitäten gegen elf Uhr mit ihrem Gefolge zum Rathaussturm an. Das waren aus der Kernstadt Prinz Sigur I., Bauer Sabino I. und Jungfrau Petra I., mit dem Kinderprinzenpaar Max I. und Anika I.; aus der Höhengemeinde Queckenberg Prinz Georg I. mit seiner Prinzessin Sybille I.; aus Wormersdorf Prinz Conny I., Bauer Achim I. und Jungfrau Antonia I. Sie hatten ihr Kinderprinzenpaar Lukas- Meikel I. und Prinzessin Paula I. dabei. Das Oberdreeser Prinzenpaar Prinz Norbert I. und Birgit I. mit der Kinderprinzessin Lucie I. vervollständigte die Tollitätenschar.
Strategische Vorbereitung
Jetzt hieß es, den Sturm des Rathauses strategisch vorzubereiten. Angeführt von den Rheinbacher Stadtsoldaten mit ihrer Kanone und unter fachkundiger Führung durch den Kommandanten und Vorsitzenden Willi Hoh, erreichten die Tollitäten das Rathaus. Mit dabei der NCR Blau Gold an der Spitze der KG, Kommandant Dieter Bückmann mit dem Musikzug, das Damenkomitee Blau-Weiß, die Gro-Rhei-Ka Prinzengarde mit ihrer Vorsitzenden Astrid Faßbender, der Närrische Schornbusch unter der Leitung von Peter Kochems und der Festausschuss Rheinbacher Karneval mit seinem amtierenden Vorsitzenden Alfred Eich.
Aus allen Ortschaften waren die Karnevalsvereine mit angerückt, um die Tollitäten tatkräftig zu unterstützen. Die musikalische Unterstützung wurde durch den Spielmannszug Rheinbach sichergestellt, der auch direkt zum Einsatz kam, als Hohn die Tollitäten zum Tanz aufforderte.
Verbaler Schlagabtausch
Bürgermeister Raetz stand, dicht gedrängt, zwischen seinen Mandatsträgern, bekleidet mit einem Outfit aus den sechziger Jahren und dazu passend einer Schlägerkappe. Was dem Wortführer des Wortgefechts, Willi Hohn dazu animierte, dies zu kommentieren. „Die Kappe, die du trägst, passt genau zu deinem Alter. Jetzt hast du gerade deinen sechzigsten Geburtstag gefeiert und kleidest dich wie ein alter Mann“. Worauf Raetz brillant konterte, indem er sein Outfit als modern darstellte.
Zur Strategie der Verteidiger gehörte es, die Kinder mit Süßigkeiten von oben zu versorgen. Zu seinen Mitstreitern auf den Balkon gewandt, forderte Raetz sie auf, sparsam mit dem Wurfmaterial umzugehen und das Popcorn einzeln zu werfen. Schließlich sei das Stadtsäckel leer.
„Das werden wir ja gleich sehn, wie sparsam du mit den Karnevalisten umgehst. Sicher hast du noch ein paar Reste von deiner Geburtstagsfeier vom letzten Sonntag übrig, damit der alte Kram wegkommt“, frotzelte Hohn in Richtung Raetz. „Ich habe noch paar Käsewürfel, die erst eine Woche alt sind, für dich aufgehoben“, entgegnete Raetz.
Schief gebügelt
Außerdem sei die Rheinbacher Fahne schief aufgehangen worden, bemerkte Hohn. „Du hast die Fahne am Sonntag mit Sicherheit schief gebügelt“ , erklärte Hohn.
Dann war der Widerstand auch schon gebrochen und die Tollitäten stürmten auf den Balkon des Rathauses, verdrängten die Politiker und erhielten aus den Händen des Bürgermeisters den hölzernen Stadtschlüssel. Manche Mandatsträger mussten mit sanfter Gewalt von Balkon verbannt werden.
Die restlichen Narren zogen ins Aquarium, wie das Foyer des Rathauses genannt wird. Dort war man gerüstet und so lief das kühle Nass frisch aus dem Fass.
Bis zum frühen Nachmittag wurde hier der Sieg über das Rathaus und seine Mandatsträger gefeiert.