Das Winninger Moselfest: Ältestes deutsches Weinfest in neuer Gestaltung
„Petrus ist ein Winninger“
Unterhaltsame Krönungsveranstaltung am Weinhexbrunnen
Winningen. „Freude, Frohsinn, Spaß und Wein, aber ein Winninger sollte es sein!“ Für Julia Richter hat ihr eigener Trinkspruch eine große Bedeutung, denn sie darf die nächsten zwei Jahre ihren Heimatort Winningen und den Wein repräsentieren. Schon in früher Kindheit hat sie sich mit ihren Schwestern verkleidet und Weinkönigin gespielt, dabei gab es mitunter Streit, wer diese Rolle besetzen durfte. Jetzt kann sie ihren Schwestern mit Stolz sagen: „Ich bin die neue Weinkönigin!“ Das tat sie dann auch von der Bühne am Weinhexbrunnen kund, nachdem sie aus der Hand der Gebietsweinkönigin Alina Scholtes die Krone erhalten hatte. Eine gute Freundin steht ihr von nun an zur Seite, Jacqueline Krause hat das Amt der Winninger Weinhex übernommen. Beide verbinden gemeinsame Hobbys und eine Freundschaft seit Kindertagen. Jacqueline Krause ist überzeugt, für die Rolle der Weinhex prädestiniert zu sein, denn sie bekennt freimütig: „Ich bin zickig. Meine Mutter hat mich als Kind oft als Hexe oder schlimmer als Gewitterhexe bezeichnet.“ Für sie geht ein Kindheitstraum in Erfüllung. Mit Applaus dankten ihr die Winninger, dass sie sich für das traditionelle Flammengewand entschieden hat. Beide Weinmajestäten lieben den Wein und verstehen sich als Team, das mit Freude der neuen Aufgabe gerecht werden möchte. Dabei können sie sich auch weiter auf die Unterstützung der Touristik Winningen e.V. und Frank Hoffbauer verlassen. Dieser moderierte die Krönungsveranstaltung, die vom Vorsitzenden Andreas Lang offiziell eröffnet wurde. Einladend waren die am Weinhexbrunnen aufgestellten Tische und Bänke geschmückt, an denen sich die zahlreichen Gäste aus nah und fern niedergelassen hatten. Zum ersten Mal in der Geschichte des Moselfestes fanden die Krönungsfeierlichkeiten im Weinhof unter den Augen der Weinhex am Weinbrunngen statt. Die musikalische Einstimmung übernahmen die Winzerkapelle und das Trommler- und Pfeiffer-Corps. „Petrus ist ein Winninger“, davon war Frank Hoffbauer an diesem Tag überzeugt, denn das Wetter war wie geschaffen für die feierliche Zeremonie. Zunächst stellte er die Gebietsweinkönigin Alina Scholtes als Botschafterin des Moselweines vor. In einem Zwiegespräch erfuhr das Publikum Interessantes aus ihrem Leben als Weinpräsentantin, das sie als Berufung ansieht. Daraus resultierte ihr Aufruf an das junge weibliche Geschlecht, sich für dieses Amt zu bewerben. Angeführt von der Winzertanzgruppe betraten die scheidenden Weinmajestäten – Weinkönigin Barbara Durben und Weinhex Alicia Knebel – die Bühne. Auch nach zwei Jahren mit öffentlichen Auftritten bestätigten sie, noch immer nervös zu sein. Beide hatten viel aus den vergangenen zwei Jahren zu erzählen und ließen die Gäste mit viel Humor daran teilhaben. Damals – vor ihrer Krönung – nach den zahlreichen Besuchen bei den Winninger Winzern, stellten sie fest: „Wir müssen noch trinkfester werden.“ Doch für die Weinhex kam alles ganz anders, als sich Nachwuchs ankündigte. Ihr erster Gedanke galt Frank Hoffbauer! Denn eine Weinhex, die Wein repräsentiert aber nicht trinken kann, ist sehr ungewöhnlich. Doch dieser sah es gelassen. „Das ist doch wunderbar!“ war sein Kommentar, also gab es fortan nur Traubensaft anstatt Wein und das Hexengewand bekam ein paar Schleifen mehr.
Die scheidende Weinkönigin fand viele Dankesworte für Frank Hoffbauer, der sich mit viel Geduld und Engagement um die nach eigenen Angaben „nicht perfekten Weinmajestäten“ kümmerte. Er bezeichnete sie als „besonders bezaubernd weil besonders anders“. Mit einem letzten Schluck als Weinmajestäten ging ihre Amtszeit zu Ende und die Bühne war frei für das neue Team. Auf dieses warteten noch viele Gratulanten, bevor der offizielle Teil des Tages vorüber war. „Es herrschte frohes Treiben im Hexenkeller und am Weinbrunnen, die Winzertanzgruppe tanzte zur Unterhaltung der Gäste am Weinhof und in den verschiedenen Weinhäusern“ so geschrieben in Aufzeichnungen aus dem Jahr 1936 und zu Einhundertprozent umgesetzt auch im Jahr 2018. Denn der malerische, historische Moselort feierte zehn Tage lang das älteste deutsche Winzerfest.
EP