Interview mit Dirk Meid, den Mayen 2020 zum Oberbürgermeister wählte

„Meine neuen Kolleginnen und Kollegen haben mir einen tollen Einstand beschert“

Oberbürgermeister Meid spricht im Interview über den längsten Mayener Wahlkampf und das Krisenjahr 2020

„Meine neuen Kolleginnen und Kollegen haben mir einen tollen Einstand beschert“

Oberbürgermeister Dirk Meid mit seiner Ehefrau Claudia Gotthardt. Foto: Stadt Mayen, Jacqueline Blang

10.12.2020 - 11:19

BLICK aktuell: Das Jahr 2020 war für uns alle ein Jahr, in dem wir viele Pläne umwerfen mussten. Wir mussten kurzfristig auf die Entwicklung der globalen Pandemie reagieren. Zugleich ergaben sich ganz neue Herausforderungen im Beruf und in der Familie. Wie haben Sie das Jahr erlebt?

Dirk Meid: Es war natürlich ein turbulentes Jahr. Wir hatten in der SPD mit meiner Nominierung im September 2019 eigentlich früh die Weichen gestellt und die Phasen bis zur Wahl geplant. Corona hat uns – wie vielen Menschen – einen Strich durch die Rechnung gemacht, die im April geplante Wahl wurde verschoben. Ich kann nur immer wieder die tolle Unterstützung meines damaligen Arbeitgebers betonen, der mir viele Freiheiten für diesen längsten Wahlkampf Mayens gegeben hat.

Der erste Lock-Down hat viele Menschen getroffen, vor allem die, denen es ohnehin schon nicht gut ging: Ältere durften nicht mehr raus, Kurzarbeit hat viele Einkommen geschmälert, die Tafel musste ihren Betrieb zeitweise einstellen, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Wochen vor der September-Wahl waren dann sehr aufregend – um nicht zu sagen: aufreibend – für mich, meine Frau und alle Freundinnen und Freunde, die mich so großartig unterstützt haben. Am Ende stand dann ein tolles Ergebnis und ein großer Vertrauensbeweis der Mayener Bürgerinnen und Bürger. BLICK aktuell: Im Wahlkampf haben Sie sich frühzeitig mit den anderen Bewerbern um das Oberbürgermeisteramt auf eine Pause geeinigt. Wie habe die Bürger das aufgenommen?

Dirk Meid: Es war ja weniger eine Einigung, sondern eine Entscheidung des Stadtrates auf Vorschlag der Aufsichtsbehörde. Aber natürlich war es richtig, die Wahl Mitte März abzusagen, als die Infektionszahlen stiegen. Die Mayenerinnen und Mayener hatten andere Sorgen und Nöte; das war keine Zeit für Wahlkampf. Ich habe in der Zeit versucht, über die Sozialen Medien in Kontakt mit den Menschen zu bleiben, zu informieren, für Zusammenhalt und Gemeinschaft zu werben. Die Wahl war bei mir natürlich präsent, aber die Menschen mussten sich um andere Dinge kümmern.

BLICK aktuell: Als der neue Wahltermin dann stand, wurde selbstverständlich wieder eifrig um Stimmen geworben. Welche neuen Wege haben Sie und Ihre Mitbewerber beschritten? Von welchen neuen Möglichkeiten der politischen Begegnung erhoffen Sie sich, dass sie weiterhin gepflegt werden?

Dirk Meid: Ich habe weiter sehr stark auf sachliche Information über das Internet gesetzt: meine Webseite, Auftritte in Facebook und Instagram. Und ich habe dort weiter gemacht, wo wir im März aufhören mussten: beim persönlichen Kontakt und dem Gespräch auf Augenhöhe; nur eben mit größerem Abstand und der Beachtung der Abstands- und Hygiene-Regeln. Ich kann da nur für mich sprechen: Das war für mich das prägende Element meines Wahlkampfes, dass ich den ständigen Austausch gesucht habe. Und das möchte ich auch in Zukunft fortsetzen. Ein ehrliches Gespräch kostet nichts – - außer Zeit. Und die muss man sich einfach nehmen.

Auch das politische Miteinander war im Wahlkampf sachlich und fair. Die ersten Wochen im Amt bestätigen das. Ich habe versucht zu vermitteln, dass ich einen offenen, sachlichen und transparenten Umgang mit allen Fraktionen des Rates suche. Das hilft uns dabei, Mayen gemeinsam zu entwickeln und zu gestalten. Ich glaube, das ist von den Ratsfraktionen weit überwiegend auch so verstanden worden. Da, wo es noch nicht ankam, will ich weiter für dieses gemeinsame Miteinander werben.

BLICK aktuell: Nun sind Sie Oberbürgermeister und haben viel vor. Wir wollen an dieser Stelle nicht um eine Zwischenbilanz bitten – auch Ihnen sollen die ersten 100 Tage vergönnt sein, um sich in die neuen Aufgaben einzuarbeiten. So ist es journalistischer Brauch. Aber vielleicht wollen Sie unserer Leserschaft einen Einblick geben in die derzeitigen Herausforderungen innerhalb der Verwaltung? Wie beeinträchtigen die Hygienevorschriften die tägliche Arbeit?

Dirk Meid: Meine neuen Kolleginnen und Kollegen haben mir einen tollen Einstand beschert, unterstützen mich und helfen mir im Tagesgeschäft. Ich habe den Eindruck, dass wir gleich richtig gut zusammenarbeiten. Immerhin galt es, einen Haushalt zu verabschieden und all die großen Investitionsprojekte weiter zu betreiben, die in den letzten Monaten auf den Weg gebracht wurden.

Die Pandemie stellt uns natürlich vor riesige Herausforderungen: Wir müssen für die Bürgerinnen und Bürger da sein und gleichzeitig hat der Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter absolute Priorität. Das gilt einerseits für die Kolleginnen und Kollegen im Rathaus. Aber denken Sie auch an die Erzieherinnen in den Kitas, die Mitarbeiter vom Betriebshof, das Ordnungsamt und alle anderen im Außendienst. Vor allem die an vorderster „Front“ sind einem besonderen Risiko ausgesetzt.

BLICK aktuell: Hat das Thema Krisenmanagement dieses Jahr eine größere Bedeutung in der Verwaltung erfahren, als zuvor? Lag und liegt hier immer ein „Plan B“ und „C“ in der Schublade, oder reagieren Sie eher kurzfristig auf die veränderten Rahmenbedingungen?

Dirk Meid: Die Kollegen im Haus haben gut gearbeitet. Die Möglichkeiten, von zu Hause zu arbeiten, wurden erheblich ausgeweitet, es gibt ein Warn- und Stufenkonzept abhängig von der Gefährdungslage und wir versuchen einfach, etwas besser aufeinander aufzupassen. Aber man kann nicht alles vorausplanen. Oft muss kurzfristig reagiert werden, aber auch hier sind meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfahren genug.

Gerade musste die erste Kita in Quarantäne, diese Woche hatten wir mit einer Trauerfeier auf dem Friedhof zu tun, bei der eine große Anzahl an Trauernden erwartet wurde, die Bewerbungsverfahren für die Auszubildenden müssen unter Corona-Bedingungen laufen. Oder nehmen Sie die Ratssitzungen im Bürgerhaus, die einen erheblichen Organisationsaufwand erfordern, aber wichtig sind, damit Entscheidungen getroffen werden.

Auch wenn hier und da mal etwas holpert, bin ich sehr stolz auf das, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter den Bedingungen der Pandemie leisten. Ich bitte bei den Bürgerinnen und Bürgern um Verständnis, wenn nicht alles immer reibungslos funktioniert, aber wir tun unser Bestes.

BLICK aktuell: Auch im Privaten haben sich die Bürger dieses Jahr ungewohnt viel mit dem Krisenmanagement beschäftigt. Manche begannen zum ersten Mal, Lebensmittel zu bevorraten, bei anderen stand der berufliche „Plan B“ im Mittelpunkt. Wie haben Sie die Mayener in dieser Krise erlebt? Und was raten Sie Ihnen für die kommenden Wochen und Monate?

Dirk Meid: Ich habe vor allem während der ersten Schließungen einen großen Zusammenhalt erlebt. Es wurden Einkaufshilfen organisiert, Lebensmittel und Geld gespendet, Gutscheine zur Unterstützung für Gastronomen, Einzelhändler und Dienstleister gekauft. Abgesehen von dem völlig unsinnigen Horten von Toilettenpapier schienen mir die Menschen sehr umsichtig. Ich hoffe, dass das auch weiter so bleibt.

Aber gerade für die eben genannten Wirtschaftszweige ist die Situation schwierig. Einige erhalten Hilfen und Unterstützung, andere fallen komplett durch das Raster, zum Beispiel die Bekleidungs- und Schuhgeschäfte. Die Menschen sollten dringend vor Ort einkaufen und nicht im Internet. Amazon und Co. betreiben hier keine Läden, bilden nicht aus und schaffen vor Ort keine Arbeitsplätze. Und sie zahlen hier auch keine Steuern, sponsern nicht die Kultur und Vereine.

Ansonsten appelliere ich an alle, die Schutzmaßnahmen einzuhalten und aufeinander aufzupassen; nicht nur, aber gerade auch in der Weihnachtszeit.

-MX-

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10.12.2020 18:21 Uhr
Gabriele Friedrich

[ andere fallen komplett durch das Raster, zum Beispiel die Bekleidungs- und Schuhgeschäfte. ]
Als ich am 1.6. nach Mayen zog, bin ich mit meiner Schwester, die auch Mayen noch mal sehen wollte "shoppen". Beide Schuhgeschäfte in der Marktstraße. Fazit: Desinteressiert, unfreundlich. Dennoch habe ich jeweils dort 1 Paar teure Schuhe gekauft. Ein zweites Mal nicht mehr.
Das gleiche in grün in den Boutiquen. Bedienung? Fehlanzeige. 2 Sommerblusen haben wir dann gekauft- aber nochmal würden wir nicht dorthin gehen, es machte keinen Spass bei den Muffeln.
Nur die Profis in Mayen wie Hiebel-Weingart, Schwindenhammer und ein paar wenige,andere- wissen wie es geht !
Der Kunde ist König... und wenn nicht, geht er wieder. Und mit Corona hatte das gar nichts zu tun, die wären auch ohne Corona frustriert gewesen, weil es schon "vorher" nicht lief.



10.12.2020 17:30 Uhr
Gabriele Friedrich

[ Zitat] Die Menschen sollten dringend vor Ort einkaufen und nicht im Internet. Amazon und Co. betreiben hier keine Läden, bilden nicht aus und schaffen vor Ort keine Arbeitsplätze.[ Zitat Ende ]
Mit Maske einkaufen gehen ist nicht tragbar für mich. Ich lasse liefern, wenn Amazon, dann macht mein Sohn das. Per DHL lasse ich liefern und Hermes. Pizza natürlich hin und wieder. Lebensmittel bestelle ich bei meinem früheren REWE in Meerbusch und mein Sohn bringt mir alle 3 Wochen einen Wagen voll hierher. Die Innenstadt ist für mich nicht mehr attraktiv und der bestuhlte Markt interessiert mich nicht. Cafes sind dicht und die Mieten wohl zu teuer. In den Stau zum Kaufland mit den schlechten Parkplätzen auch nicht ideal. Hit ist schon nichts besonderes mehr und Netto hat ja auch kaum was.Viele Straßen sind tot. Und wer hat sie sterben lassen? Die Mayener selber. Kaufhof war früher toll, aber da ist ja nichts mehr. Die Kaufkraft der Alten wollt ihr ja nicht mehr, also selber schuld. RIP



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