Wahl zum Ortsbürgermeister von Rheinbreitbach
Roland Thelen ist der neue Bürgermeister
Mit 842 Bürgern stimmten nur 48,25 Prozent der Wähler für den CDU-Kandidaten Heinz Schmitz
Rheinbreitbach. Die Zeiten, in denen man, so noch vor 14 Jahren der FWG-Mann Christian Niederkorb, ne Sau durch den Ort treiben konnte und selbst die hätte der CDU die Mehrheit bei den Bürgermeisterwahlen gebracht, sind endgültig vorbei.
Der Sozialdemokrat Roland Thelen, bislang noch Beigeordneter des Rheinbreitbacher Gemeinderats, ist der Nachfolger von Wolfgang Gisevius (SPD), der zum 31. März sein Amt als Bürgermeister des Ortes aua gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte. Kurz vor 18.30 Uhr hatten die Wahlhelfer der fünf Wahllokale in der Gebrüder-Grimm-Grundschule die Stimmen ausgezählt, so dass Wahlleiter Ansgar Federhen nur Minuten später das vorläufige Ergebnis der Wahl bekannt geben konnte. Danach hatten mit 903 Wähler 51,75 Prozent für Roland Thelen votiert, 842 Stimmen hatte der CDU-Kandidat Heinz Schmidt auf sich vereinen können.
„Viel bewegen wird der heutige Wahlsieger in dem einen Jahr bis zu den Kommunalwahlen wohl nicht können. Allerdings könnte ihm selbst diese kurze Amtszeit bei den Neuwahlen einen Vorsprung einbringen“, mutmaßte Ansgar Federhen am frühen Nachmittag. Schließlich hatten mit 1756 Bürgern (11 ungültig) insgesamt 50,7 Prozent der 3462 Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Bei den Kommunalwahlen 2014 waren es noch 2198 Rheinbreitbacher. Gründe für die geringere Wahlbeteiligung könnte einerseits das sommerliche Wetter gewesen sein, vor allem aber die Tatsache, dass schon im Frühjahr 2019 erneut der Gang an die Urnen ansteht.
Kurz vor 18 Uhr trafen die beide Kandidaten mit „moralischer“ Unterstützung ihrer Familien ein. „So langsam werde ich schon etwas aufgeregt, denn jetzt wird es ja doch spannend“, gestand Mareike Thelen, die von Tochter Alina und Sohn Jan flankiert wurde. Rheinbreitbach sei für ihren Mann das absolute Ding.
Um sich für den Ort einzusetzen, würde er gerne seine Freizeit opfern, und dabei würde er von seiner Familie auch unterstützt, berichtete sie. Ganz anders die Gemütslage bei Maren Schmitz. „Wir haben mit unseren Kindern, Stefan, Anne sowie Elisabeth mit Enkelchen Anna, Anne und Stefan, zu Mittag gegessen und danach habe ich die Wahlhelfer mit Getränken versorgt. Da blieb keine Zeit für Nervosität“, erklärte die Frau des CDU-Kandidaten, der dagegen eingestand, doch etwas angespannt zu sein. Nervös war auch Roland Thelen, der aber locker hervorhob: „Egal wie die Wahl ausgeht: Gefeiert wird heute Abend im ‚Sporteck‘ auf jeden Fall.“
Thelen gewinnt in vier der fünf Bezirke
„18 Uhr. Die Wahllokale sind geschlossen!“, schallte es dann durch das Untergeschoss der Grundschule. „Das wird knapp“, vermuteten die Rheinbreitbacher, während nicht allzu lange später Heinz Schmitz davon ausging, dass er nicht auf der Siegerstraße war. Und das obwohl er in „seinem“ Wahlbezirk rund um die Straße „Im Sand“ und die Simrockstraße mit 60 Prozent fast 80 Stimmen Vorsprung vor seinem Gegenkandidaten hatte.
„Die anderen vier Bezirke hat aber alle der Roland gewonnen“, berichtete er seinen Parteifreunden. Vor allem auf der Breiten Heide hatte der Sozialdemokrat mit 211 Stimmen gepunktet, sein bestes Ergebnis, während Heinz Schmitz dort nur auf 149 Stimmen gekommen war. „Da oben hat ja auch die Unabhängige Wählergruppe enorm Wahlkampf für Roland Thelen gemacht. Wie bei den beiden vorigen Bürgermeisterwahlen stand die CDU wieder allein gegen alle anderen politischen Gruppierungen“, so der Vorsitzende der Christdemokraten Heinz-Josef Profitlich. Geschadet dürfte dem CDU-Kandidaten, vor allem im Ortsteil auf der Höhe jedoch eher sein Engagement für den Windpark haben.
Daran glauben, der neue Bürgermeister zu sein, wollte Roland Thelen noch nicht so richtig, selbst als Ansgar Federhen das vorläufige Endergebnis bekannt gab. Begeisterung und frenetischer Jubel bei seiner Familie, die ihm um den Hals fiel, versteinerte Gesichter bei den Kindern von Heinz Schmitz. Der nahm die Niederlage sportlich. „Dass ich mich über das Wahlergebnis nicht gerade freue, ist ja klar. Aber so funktioniert Demokratie eben.
Jetzt muss Roland die Dinge meistern und dafür habe ich ihm eine gute Hand gewünscht“, erklärte der Christdemokrat, der zu den ersten Gratulanten zählte, bevor auch er sich mit seiner Familie zur CDU-Wahlparty im „Sporteck“ begab, allerdings im oberen Saal.
Unten im Thekenraum warteten mit dem stellvertretenden Landrat Michael Mahlert, dem Kreis-Ehrenvorsitzenden Peter Zoller und dem Unkeler Stadtbürgermeister Gerhard Hausen schon prominente Gäste auf den Wahlsieger. Allerdings musste sie sich noch gedulden. Nicht nur Mutter Rosa wollte ihrem Sohn, für den sei eine rote Rose aus ihrem Garten mitgebracht hatte, gratulieren.
„Ich freue mich natürlich riesig, dass ich gewonnen habe und das mit einem durchaus respektablen Ergebnis“, erklärte dieser. Gleichzeitig hob er hervor, dass er nicht nur für ein Jahr angetreten sei, sondern auch bei den „regulären“ Kommunalwahlen im kommenden Jahr kandidieren werde. „Ich werde mit meinem Arbeitgeber besprechen, in wie weit ich auf Teilzeit gehen kann. Das ist zumindest eine angedachte Option, die aber noch genauer geprüft werden muss“, so der 53-jährige Betriebswirt, der in der Verwaltung der Jugenddorf-Christophorusschule Königswinter arbeitet.
Es habe zwei durchaus gleichwertige, respektable Kandidaten gegeben, so dass man nicht habe voraussagen können, wer die Nase vorne haben würde, betonte der SPD-Vorsitzende Johannes Mühlbauer-Schneider. „Die CDU ist zweifelsfrei immer noch die weitaus stärkste politische Kraft im Ort, aber bei Bürgermeisterwahlen stehen eben die Personen im Vordergrund und da hat Roland eben mehr Bürger überzeugen können“, erklärte er, während die Familie Thelen langsam in der Westerwaldstraße angekommen war und der Wahlsieger frenetisch begrüßt wurde.
Vereidigung am 20. Juni
„So langsam habe ich geschnallt, dass ich wirklich der Nachfolger von Wolfgang Gisevius bin, auch wenn ich längst noch nicht alle Mails und WhatsApps gelesen habe“, so Roland Thelen am Montagvormittag in seinem Königswinterer Büro. Das endgültige Wahlergebnis werde Ansgar Federhen erst auf der Sitzung des Wahlausschusses am Abend in der Oberen Burg offiziell bekannt geben.
In das Amt als Bürgermeister eingeführt würde er dann von Verbandsbürgermeister Karsten Fehr mit der Vereidigung auf der Gemeinderatssitzung am 20 Juni, berichtete der neue Orts-Chef. Bis dahin steht er dem kommissarischen Leiter der Rheinbreitbacher Verwaltung, Ansgar Federhen neben Susanne Ahrends weiter als Beigeordneter zur Seite. Ob nach seinem Amtsantritt dann für die wenigen Monat bis zu Kommunalwahl ein neuer dritter Beigeordneter gewählt wird, steht noch nicht fest. Ebenfalls nicht fest steht, ob Heinz Schmitz im Frühjahr 2019 noch einmal gegen Roland Thelen antreten wird.
„Ich bin zwar von meiner privaten wie von meiner Parteifamilie im Wahlkampf grandios unterstützt worden, ich weiß aber wirklich nicht, ob ich erneut kandidieren werde“, erklärte der 66-Jährige gut 12 Stunden nach der Wahlschlappe. Diese müsse seine Partei analysieren und entscheiden, wie sie sich in Zukunft aufstellen wolle. Auch wenn schon im Frühjahr gewählt werde, unter extremen Zeitdruck würde man ja nicht stehen, betonte er.
DL